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Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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aufzunehmen. Nein, alles was mit Hayes zusammenhing, hatte er in seinem Gedächtnis gespeichert. In seiner Position wußte er zuviel über moderne Technologien, um glauben zu können, daß irgend etwas, das er in seinen Computer eingab, sicher war, und obwohl er die Vorsichtsmaßnahmen befolgte, die jeder vernünftige Mensch einhalten würde, glaubte er keine Sekunde, daß sein System vor Übergriffen sicher war. Nur etwas, das man nicht niederschrieb, war wirklich sicher. Er ratterte Hayes’ Adresse aus dem Gedächtnis herunter, und Raymonds Lippen bewegten sich leicht, während er sich die Adresse einprägte.
    »Ich mach mich sofort an die Arbeit«, sagte Raymond, und da wußte der Senator, daß alles wieder in Ordnung kommen würde.
    »Bist du wirklich sicher, daß es dir gutgeht?« erkundigte sich Piper zum zehnten Mal, als sie und Karen über den Personalparkplatz zu Pipers Auto marschierten. Es gab auch ein Parkdeck, aber das war den Ärzten und der Verwaltung Vorbehalten, damit sie nicht naß wurden und es nicht so weit hatten. Die Krankenschwestern und Pfleger und das übrige Fußvolk, die offenbar alle in blendender Verfassung und auch nicht aus Zucker waren, so daß ihnen ein wenig Nässe nichts ausmachte, mußten dagegen einen Parkplatz benutzen, der einen halben Block vom Krankenhaus entfernt lag.
    Karen kniff die Augen vor der blendenden Nachmittagssonne zusammen und wünschte, sie hätte ihre Sonnenbrille dabei. »Es geht mir gut«, sagte sie, und das nicht erst zum zehnten Mal. Mehrere ihrer Freunde und Kollegen hatten in der Notaufnahme vorbeigeschaut, um nach ihr zu sehen. Man hatte Eispackungen auf ihre Blutergüsse gelegt, die kleine Fleischwunde an ihrem Fuß mit einer antiseptischen Salbe eingerieben und verbunden und sie überdies gezwungen, überflüssigerweise stundenlang liegenzubleiben, während man sie mit Essen und Fruchtsäften traktierte. Ihr Schockzustand war abgeflaut, und sie war mittlerweile nur noch müde und wollte einfach ihre Ruhe haben.
    Piper bestand darauf, ihren Koffer zu tragen, da sie nicht wollte, daß Karen mit ihren angeschlagenen Rippen etwas Schweres hob. Detective Suter hatte Wort gehalten und ihr umgehend alles Nötige bringen lassen, wofür sie ihm ewig dankbar war. Bis dahin hatte sie nämlich nur die Wahl gehabt zwischen ihrem eigenen blutbespritzten Nachthemd oder einem Flügelhemd vom Krankenhaus. Das Flügelhemd gewann das Rennen, aber nur knapp. Jetzt dagegen trug sie die bequeme, amerikanische Uniform aus Jeans, T-Shirt und Turnschuhen.
    »Es ist zu heiß zum Kochen«, sagte Piper. »Wollen sehen, was könnten wir uns auf dem Weg nach Hause mitnehmen. Worauf hast du Lust? Mexikanisch oder Mexikanisch?«
    »Ach, ich weiß nicht. Ich glaub, ich hätte lieber was Mexikanisches.«
    »Also weißt du, das ist eine echt tolle Idee. Sollen wir bei Taco Pete’s vorbeifahren oder lieber -«
    Ein Wagen stieß rückwärts aus einer Parklücke, wendete und fuhr die Fahrstraße entlang direkt auf sie zu. Karen hörte nicht länger auf Pipers lange Liste mexikanischer Take-Aways und beobachtete den Wagen. Ein Mann, vielleicht einer der Arbeiter, die das Gebäude instand hielten, saß am Steuer. An dem Wagen war nichts Ungewöhnliches; es war ein ganz normaler beiger Pontiac, ein paar Jahre alt. Aber der Mann fuhr zu schnell, und sie drängte Piper ein wenig zur Seite, um dem Fahrer genug Platz zum Vorbeifahren zu lassen.
    Wenn sie nicht heute erst in ihrem eigenen Heim überfallen worden wäre, hätte sie dem Wagen wahrscheinlich nicht mehr als flüchtige Aufmerksamkeit geschenkt, aber sie war ohnehin schon nervös und auch ängstlich und zornig darüber, daß jemand in ihr Apartment eingedrungen war und ihre Privatsphäre verletzt hatte. Sie fühlte sich nicht mehr sicher. Also beobachtete sie das Auto, beobachtete, wie es immer schneller und schneller auf sie zuraste.
    Der Fahrer trug eine Sonnenbrille. Sie konnte ihn deutlich durch die Windschutzscheibe erkennen, während der Wagen auf sie zuraste. Sie hatte den Eindruck, daß er sie ansah.
    Piper unterbrach ihre Aufzählung mexikanischer Restaurants und meinte: »Er fährt viel zu schnell.«
    Die feinen Härchen auf Karens Unterarmen sträubten sich. Sie blieb stehen und starrte den Fahrer an. Näher, immer näher. Er schaltete noch einen Gang hoch, und der Wagen schoß auf sie zu wie eine Rakete. Karen wirbelte herum und rammte ihre Schulter in Piper, so daß sie seitlich zwischen zwei Autos flogen. Es gab einen

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