Vor Katzen wird gewarnt
dem Unrat kann ich mich nicht
mehr daran erinnern.« Ich wandte ihm den Rücken zu und strebte zur Tür.
»Wohin, zum Teufel, gehen Sie
denn?«
»Nach Hause«, sagte ich, ohne
auch nur den Kopf zu wenden. »Ich werde mich betrinken und den Alkoholspiegel
drei Tage lang auf derselben Höhe halten. Wenn Sie inzwischen Besuch von der
Polizei kriegen sollten, rufen Sie mich deshalb nicht an; ich will es nicht
wissen.«
Ich hatte schon fast die
Haustür erreicht, als er meinen Ellbogen packte und mich mühelos zu sich
herumdrehte. Eine dünne Schweißpatina lag auf seinem Gesicht, und in seinen
schiefergrauen Augen lag fast ein Ausdruck von Panik.
»Laufen Sie mir jetzt nicht
davon, Rick.« Seine Stimme zitterte ein wenig. »Sie sind der einzige Mensch,
dem ich trauen kann.«
»Wenn Sie endlich anfingen, die
Wahrheit zu erzählen, könnte ich mich vielleicht umstimmen lassen«, sagte ich
im Ton des Zweifels. »Aber Sie sind ein eingefleischter Lügner, Leonard — Sie
so gut wie die Parkin.«
»Ich habe Ihnen die Wahrheit
gesagt«, beharrte er. »Vielleicht nicht die ganze; aber der Teil, den Sie
gehört haben, ist wahr.«
»Der von Zoe und Ihrer
Beziehung zu ihr?«
Er wandte für eine Sekunde die
Augen ab. »Na ja, vielleicht habe ich da ein bißchen übertrieben. Ich wußte
nicht recht, wie Sie das Ganze aufnehmen würden, mein Lieber.«
»War Zoe, wie sie behauptet, das
Aushängeschild?« fragte ich gelassen. »Bestand die eigentliche Beziehung
zwischen Ihnen und Clive Jordan?«
»Ja«, murmelte er.
»Wie kam Zoe also dazu, das
Aushängeschild zu spielen?«
»Das war Clives Idee. Ich weiß nicht,
warum. Aber er wollte nicht hierherziehen, wenn sie nicht auch mitkam.«
»Okay«, sagte ich zögernd.
»Lassen wir’s mal dabei. Rufen Sie mich an, wenn Sie was von der Polizei
hören.«
»Erleichtert das die Situation,
wenn Sie jetzt die Wahrheit wissen?« fragte er erwartungsvoll.
»Nein«, sagte ich ehrlich, »es macht sie nur verdammt viel
schlimmer. Manchmal machen Sie es mir wirklich schwer, weiter an die alte
Redensart vom >leben und leben lassen< zu glauben.«
»Was wäre denn, wenn sich alles
auf dieselbe Weise zugetragen hätte, mit einem Unterschied? Angenommen, Clive
wäre eine junge Frau statt eines jungen Mannes gewesen? Würde dann nach wie vor
ein großes moralisches Problem Ihr Gewissen belasten, Rick?« Sein Lächeln war
ein bißchen müde. »Wenn Sie die Sache fallenlassen wollen, darf ich mich wohl
nicht beklagen.«
»Ich habe gesagt, ich bleibe
dabei«, brummte ich. »Noch eine Frage, Leonard. Das Kätzchen mit der Inschrift
um den Hals — haben Sie es Clive Jordan geschickt?«
» Nein !« Er preßte den einen Handrücken
ein paar Sekunden lang fest gegen den Mund, und als er weitersprach, zitterte
seine Stimme leicht. »Die Wahrheit ist, daß ich das Tier Lester Anderson, zwei
Tage nachdem er mich verlassen hatte, schickte. Allein der Gedanke daran bringt
mich glatt um den Verstand. Ein paar Tage nachdem ich ihm das Kätzchen
geschickt hatte, brachte sich Lester um. Nun hat auch Clive Selbstmord
begangen. Und was finden Sie in seiner Wohnung als erstes vor, sobald Sie sie
betreten haben? Dieselbe verdammte junge Katze mit derselben verdammten
Inschrift um den Hals. Ich kann Ihnen eines sagen, Rick, ich spüre fortgesetzt
vier gespenstische kleine Pfoten mein Rückgrat auf und ab trippeln!«
VIERTES KAPITEL
I ch parkte den Wagen in der
Zufahrt, schloß die Haustür auf und ging ins Wohnzimmer. Das Kätzchen machte
ein paar schwankende Schritte auf mich zu, wobei es fast lautlos fauchte. Nach
drei unsicheren Schritten erwies sich die Anstrengung als zu groß, es kippte
langsam um und blieb liegen, in ohnmächtiger Wut mit dem Schwanz peitschend.
»Leonard verträgt nichts«,
sagte Freda Parkin mit leicht verschwommener Stimme. »Dabei hat er bloß ein
ganz klein winziges bißchen Martini getrunken.«
»Wie steht’s mit Ihnen?«
»Acht. Oder vielleicht neun? Es
ist bourgeois, die Drinks zu zählen.«
Sie lag ausgestreckt auf dem
Rücken auf der Couch, der grüne Minirock war bis zum oberen Rand ihrer Schenkel
hochgerutscht. Ihre Hände umschlossen das Glas, das auf ihrem flachen Bauch
stand. Ich ging zur Bar und ließ mir Zeit mit dem Eingießen. Nach einer Weile
hob sie den Kopf ein paar Zentimeter hoch und starrte mich mit strengem Blick
an.
»Sagen Sie, daß Sie sich
freuen, weil ich auf Sie gewartet habe.« Ihr Kopf fiel zurück, und sie kicherte
leise. »Ganz
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