Vor Katzen wird gewarnt
scheint in diesem Haus ein
allgemeines Leiden zu sein«, sagte ich in scharfem Ton. »Früher oder später,
vermutlich früher, wird die Polizei Sie mit Jordans Tod in Verbindung bringen.
Wenn es sich um Mord handelt, steht Ihnen eine harte Zeit bevor.«
»Sie glauben doch wohl nicht
ernstlich, jemand könnte einen Mord begangen haben, nur um mich in die Affäre
zu verwickeln, oder?« Er lächelte mir gewinnend zu. »So sehr kann mich niemand
hassen.«
»Ich schon«, sagte ich
schlicht.
»Sie Mistvieh!« Er rieb sich
erneut die Wangen. »Freda Parkin. Ein kleines Ding, sexy, mit ungekämmtem
langem Haar? Redet wie ein Hafenarbeiter, der gerade einen Hammer auf seinen
Zeh hat fallen lassen?«
»Genau die!« Ich nickte.
»Ich habe sie das letztemal vor zwei Monaten gesehen. Damals lebte sie mit
Charlie Stern zusammen.«
»Wer, zum Teufel, ist Charlie
Stern?«
»Eine interessante Frage, Rick.
Ich glaube, das fragt sich Charlie Stern selber mindestens zweimal am Tag.« Er
sah das mordlustige Funkeln in meinen Augen und hob protestierend die Hand.
»Nein, fallen Sie nicht aus Ihrer Hose, mein Lieber. Charlie hat ungefähr achtundzwanzig
Finger an jeder Hand, und jeden einzelnen Finger hat er in einer anderen Sache
stecken. Vermutlich kann man ihn als >Finanzier< bezeichnen.«
»Warum haßt er Sie?«
»Wie kommen Sie auf die Idee,
der gute alte Charlie könnte mich hassen?«
»Leonard Reid kennen, heißt
Leonard Reid hassen«, sagte ich. »Warum haßt Stern Sie also?«
»Na, da war doch diese
idiotische spanische Affäre.« Er trank noch einen Schluck Cognac und brütete
ein paar Sekunden lang vor sich hin. »Das liegt ungefähr ein Jahr zurück.
Charlie finanzierte einen der unabhängigen Produzenten, der ein Kostümepos in
Spanien drehen wollte, und er bat mich um den Gefallen, den Schurken zu
spielen. Das Drehbuch war nicht gerade ein Meisterstück, aber Della August und
Darrell Sloan spielten die Hauptrollen. Es gab dort einen sehr attraktiven
jungen Kellner, der den Ehrgeiz hatte, Schauspieler zu werden, und ich habe ihm
in meiner freien Zeit ein bißchen Unterricht gegeben. Unglücklicherweise mißverstand die spanische Polizei die Situation — es ist
eine schrecklich leicht erregbare Rasse, wissen Sie — und kassierte mein Visum.
Deshalb mußte ich am nächsten Tag nach Hause fliegen, und der einzige Ersatz,
den der Produzent so kurzfristig finden konnte, war ein gräßlicher Schmierenspieler namens Hal Twining . Der Film wurde
natürlich ein schrecklicher Reinfall, und aus irgendeinem sonderbaren Grund
machte Charlie mich dafür verantwortlich. Als ich ihn das letztemal sah — mit dieser langmähnigen Hafenarbeiterin am Arm — , erklärte ich ihm, er
könne doch kaum mehr als zwei Millionen verloren haben. Und was bedeute das
schon für ihn?«
»Und was hat er darauf
geantwortet?« fragte ich, wider Willen fasziniert.
»Er stellte sich auf die
Zehenspitzen und verpaßte mir eins auf den Mund.«
»Und dann?« bohrte ich weiter.
»Ich wollte keine Szene machen,
weil wir zufällig in einem ziemlich eleganten Restaurant standen.« Leonard
lächelte in Erinnerung versunken. »Oder jedenfalls, ich saß dort und er stand.
Deshalb warf ich ihn einfach zur Tür hinaus. Ich hatte das Pech, nicht richtig
zu treffen, denn er sauste statt dessen durch das große Fenster daneben. Ich
bezahlte den Schaden, und Charlie schlitzte sich keinerlei Arterien auf. Sein
Gesicht war ein bißchen zerschnitten, aber Charlies Gesicht kann schließlich
jede Veränderung nur guttun.«
»Wo haben Sie Zoe Parnell
aufgegabelt?«
»Zoe?« Er runzelte die Stirn.
»Ach ja! Ich lernte sie bei einer Party, die Iwan Alsop gab, kennen. Sie machte
sich irgendwie in den frühen Morgenstunden von sich aus an mich heran. Es war
ein ziemlich rauschendes Fest, soweit ich mich erinnere. Und ich erinnere mich
nicht mehr allzugut . Ich hatte meinen erfolgreichen
Einmannsketch vom Imperator Nero absolviert, der seinem Psychoanalytiker
erklärt, was ihn zwang, das brennende Zündholz an Rom zu halten. Dann tauchte
Zoe plötzlich aus dem Nichts auf, packte mich am Arm und zerrte mich hinaus ins
Gebüsch. Ich trug zu diesem Zeitpunkt lediglich ein Badetuch, denn ich liebe
bei meinen Darstellungen authentische Kleidung, und bevor ich wußte, wie mir geschah,
nun ja, wurde mir klar, daß ich wieder bei einer meiner Hetero-Phasen angelangt
war. Warum fragen Sie?«
»Ich muß einen triftigen Grund
dafür gehabt haben«, gab ich zu. »Aber nach all
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