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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Reid — in
der irrtümlichen Annahme, sie töte ihre Mutter, den schwarzweißen Teppich
attackiert hatte. Ich wäre also nicht einmal überrascht gewesen, wenn ich hätte
feststellen müssen, daß Charlie Stern ein Marsbewohner mit spitzen Ohren und
einem dritten, blutroten Auge in der Mitte seiner Stirn war. Was mich jedoch
wirklich überraschte, war die Faust, die sich in meinen Magen bohrte, als ich
an die zum Korridor führende Tür trat. Unmittelbar darauf folgte eine andere
Faust, die mich geradewegs unterm Kinn traf; und ehe ich wußte, wie mir geschah,
lag ich flach auf dem Boden, während vor mir etwas wie ein zu groß geratener
Zwerg stand.
    »Sie haben es mit Freda
getrieben, verdammt noch mal!« schrie er wütend. »Stehen Sie auf, Sie
schleimiger Schnüffler! Stehen Sie bloß auf, und ich verarbeite Sie zu
Hackfleisch!«
    Die Fäuste hatten gar nicht
viel angerichtet, das wurde mir klar. Es war nur der unerwartete Angriff
gewesen, der mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Ich stand mühsam auf,
und mein Angreifer — gut einen Meter fünfundfünfzig groß — holte erneut aus.
Ich fing seine Faust mit einer geöffneten Hand auf und stieß zurück. Er rannte
rückwärts durch die offene Tür wie jemand, dessen autobiographischer Film
soeben verkehrt herum abläuft. Gleich darauf hörte ich einen wilden Schrei, als
er mit Freda draußen zusammenstieß. Als ich hinaustrat, lagen die beiden, alle
viere von sich gestreckt, auf dem Boden.
    »Mr. Stern, nehme ich an?«
sagte ich äußerst höflich.
    Der kleine Bursche trug einen
zu engen italienischen Anzug, der ihn noch kleiner erscheinen ließ, als er mit
größter Anstrengung tatsächlich war. Er war schätzungsweise um Vierzig hemm und
hatte langes, glattes schwarzes Haar, das ihm über die Augen hing. Sein Gesicht
lief in einem spitzen Kinn aus, und im Augenblick wirkte er wie ein unterernährter
Raubvogel. Er strich sich das Haar aus der Stirn und starrte mich mit seinen
lebhaften blutunterlaufenen blauen Augen finster an.
    »Ich bringe Sie um!« knirschte
er.
    »Immer mit der Ruhe, Charlie!«
Freda stand auf, ließ eine Hand unter das Gummiband ihres Höschens gleiten und
massierte sachte ihren Magen. »Ich habe nicht den Ehrgeiz, das nächste Mal,
wenn er dich schlägt, sozusagen dein Kissen abzugeben. Außerdem war das Ganze
nur ein Spaß, um dich wütend zu machen. Er hat mich überhaupt nicht angerührt.«
    »Ist das wahr?« Er hatte einen
tiefen Bariton, und ich zerbrach mir den Kopf, wo er den herausholte. »Sie
haben sie wirklich nicht angerührt, Holman?«
    »Nein, es stimmt«, sagte ich.
»Wie wär’s mit einem Drink?«
    Ich ging voraus ins Wohnzimmer
und machte mir hinter der Bar zu schaffen. Freda ließ sich auf die Couch
plumpsen, fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das Haar, so daß es ihr über
den Rücken fiel, und grinste Stern an. »Ich habe ihm erzählt, du benütztest
immer ein Schnappmesser.«
    »Ich?« Er sah ehrlich
schockiert drein. »Warum erzählst du ihm so was Verrücktes? Er hätte mich glatt
ernsthaft verletzen können.«
    »Du kennst deine eigenen Kräfte
nicht, Charlie-Boy.« Ihre Stimme wurde einen Augenblick lang weicher. »Erinnere
dich, wie du damals Leonard Reid eins verpaßt hast.«
    »Na ja—!« Er versuchte
bescheiden dreinzublicken. »Damals war ich wütend auf ihn.«
    »Und ich habe den Rest der
Nacht damit verbracht, dir Glassplitter aus dem Gesicht zu zupfen.« Sie
lächelte ihn liebevoll an und schlug dann leicht neben sich auf die Couch.
»Komm und setz dich hierher, mein Hühnerhabicht. Holman macht uns Scherereien.«
    »Was meinst du damit?« fragte
er mißtrauisch.
    »Setz dich, und ich erzähl’s dir.« Sie blickte zu mir herüber, während Stern sich
neben ihr niederließ. »Charlie trinkt Rum und Coca-Cola, Holman.«
    »Vielleicht soll ich auch noch
für ihn singen, während ich die Gläser eingieße!« brummte ich.
    »Was meinst du mit >er macht
Scherereien    »Er sagt, er wolle nicht aufhören,
für Leonard Reid zu arbeiten.«
    »Geld«, sagte Stern schnell.
»Was Ihnen Reid auch bietet, Holman, ich zahle das Doppelte.«
    Ich stellte die Gläser auf ein
Tablett, servierte sie wie ein rücksichtsvoller Gastgeber, nahm dann meinen
eigenen Drink und setzte mich in einen Sessel gegenüber der Couch. »Es war ein
ziemlich wilder Abend«, gestand ich. »Mein Berufsethos ist nicht so dehnbar,
daß ich Ihr Angebot annehmen kann, Mr. Stern; aber es würde mich

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