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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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dem spanischen Fiasko, das ihm damals ein Vermögen gekostet hat;
und dann mußte Leonard auch noch daherkommen und ihn durch ein Restaurantfenster
werfen. Ich würde sagen, Charlie hat jedes erdenkliche Motiv, einen Mord zu
inszenieren und Leonard die Verantwortung dafür zuzuschieben.« Die
tiefliegenden grauen Augen blinzelten mir zu. »Vermutlich sollte ich das
Nächstliegende hinzufügen — nämlich, daß ich ebenfalls alle erdenklichen Motive
hätte, dasselbe zu tun. Leonard hat mir Clive weggenommen, und Clive war ein
sehr lieber Freund von mir. Es war schon das zweite Mal, daß Leonard mir das
angetan hat. Zweimal hintereinander ist ein bißchen viel. Finden Sie nicht?«
    »Wer war der erste?«
    »Sie werden kaum überrascht
sein, wenn ich Ihnen sage, daß es Lester Anderson war?«
    »Kaum«, pflichtete ich bei.
    »Geständnisse in einer zwielichten Welt.« Er zuckte angewidert die Schultern.
»Ärgerlich ist nur, daß Leonard, so wie er sich neuerdings aufführt,
Homosexualität in Verruf bringt. Er war wirklich sehr, sehr ungezogen.«
    Der japanische Hausboy erschien
erneut aus dem Nichts, und Alsop sah mich fragend an. »Würden Sie gern noch ein
>Lächeln des Gouverneurs< haben oder vielleicht etwas anderes?«
    »Nichts, danke«, sagte ich.
    »Ich glaube, ich werde mich
ebenfalls in Abstinenz üben«, sagte Alsop zu dem Hausboy und konzentrierte sich
dann wieder auf mich. »Wenn wir schon von Motiven sprechen, haben Sie dabei
auch an Clives Cousine, diese Parnell, gedacht?«
    »Hat sie ein Motiv?« Heute war
wirklich für mich der Tag der direkten Fragen.
    »Nun, ich glaube schon.« Seine
Stimme hatte die ganze Stufenleiter zwischen Herablassung und schierer
Selbstzufriedenheit durchlaufen. »Wissen Sie, daß Sie mit Clive zusammen in
Leonards Haus zog? Um zu versuchen, ihn zu beschützen, behauptete sie; aber ich
glaube, sie hat lediglich geschnorrt. Jedenfalls ging sie Leonard so lange auf
die Nerven, bis er schließlich die Geduld verlor und sie sehr unerfreulich
behandelte. Das hat mir jedenfalls Clive erzählt, ohne jedoch in die Details zu
gehen. Von da an haßte sie Leonard natürlich; und sie haßte auch ihren Vetter
Clive, weil er zugelassen hatte, daß so etwas passierte. Ich halte es also durchaus
für möglich, daß Sie sich gerächt hat, indem sie ihren Vetter umbrachte und
versuchte, dafür zu sorgen, daß Leonard deswegen in die Gaskammer kommt.«
    »Sie mögen Frauen nicht
sonderlich, Mr. Alsop — oder?« brummte ich.
    »Ich mag sie überhaupt nicht.« Er
lachte sorglos. »Mein lieber Junge, ich dachte, das wäre offensichtlich.«
    »Wann hat Ihnen Clive Jordan
von dem, was Zoe Parnell zugestoßen war, erzählt?«
    »Kurz nachdem die beiden das
Haus verlassen hatten. Er rief eines Abends an und wimmerte mir zwanzig äußerst
langweilige Minuten lang tränenreich in mein Ohr. Am Schluß, als ich eben im
Begriff war, aufzulegen, fragte er, ob er hierher zurückkommen könne. Er konnte
einfach nicht begreifen, daß eine Affäre, wenn sie einmal vorbei ist, auch
wirklich vorbei ist. Als ich ihm das klarmachte und auch, daß er damals, als er
mir nach der Party weggelaufen war, selber eine derartige Entscheidung
getroffen hatte, wurde er sehr ausfallend, und es blieb mir schließlich nichts
anderes übrig, als aufzulegen. Clive war allerdings von jeher ein emotionell
leicht erregbares Kind gewesen.«
    »Wie stand es mit Lester
Anderson?«
    »Das war etwas anderes. Ich
hatte nicht soviel dagegen, daß er mich verließ, weil er eine echte Zuneigung
zu Leonard entwickelte. Als Leonard schließlich seiner überdrüssig war, war es
eben für den armen Lester zuviel.«
    »Ich dachte, es sei anders
herum gewesen. War es nicht Anderson, der Reids überdrüssig wurde?«
    »Das ist Leonards Version, kein
Zweifel.« Er schob eine verirrte lichtbraune Locke aus der Stirn. »Ich habe es
jedenfalls anders gehört.«
    »Hat Ihnen der
Polizeilieutenant Details über den Mord erzählt?«
    »Der Mörder hat anscheinend
versucht, die Sache als Selbstmord hinzustellen. Clive lag nackt auf dem Boden
und hielt eine Pistole in der Hand. Zuerst, erklärte mir der Lieutenant, hätte
man an Selbstmord gedacht. Dann stellten sie ein paar Untersuchungen an, und
dabei bekam das Ganze einen anderen Anstrich. Clive hatte keinen Abschiedsbrief
hinterlassen. Er hatte sich geduscht und seine Kleidung ordentlich auf dem Bett
zurechtgelegt. Das wirkte inkonsequent. Und dann war nur eine Reihe
Fingerabdrücke am Pistolengriff,

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