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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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genau Mittag, als ich
den Wagen am Wilshire Boulevard parkte und die
Büroräume Herbert Walkers & Companie betrat. Sie waren in einer Art
zurückhaltendem supermodernem Stil gehalten, der darauf hinwies, daß es sich
hier um ein wirkliches, ernst zu nehmendes Public-Relations-Unternehmen
handelte, das aber trotzdem schick und up to date war. Selbst das Mädchen im
Vorzimmer sah sowohl schick als auch zurückhaltend aus. Sie trug ihr blondes
Haar mit einer grauen Strähne wie eine ordentliche Kappe. Ihr Lächeln enthüllte
tadellose Zähne, und ihre großen blauen Augen wußten, was sie ansahen. Das enge
blaue Seidenkleid hatte eine Schleife am Hals und schmiegte sich aufs
attraktivste um ihre vollen Brüste. Unfairerweise war alles übrige von der
Taille an abwärts hinter einem soliden Schreibtisch verborgen.
    »Kann ich Ihnen behilflich
sein?« In ihrer Stimme lag der Unterton gedämpfter Intimität, den alle guten
Sekretärinnen unter der Dusche oder weiß der Himmel wo sonst zu üben pflegen.
    Ich gab ihr eine Karte, die mich
als Industrieberater auswies, und sagte: »Ich würde gern Mr. Walker sprechen.«
    »Sind Sie mit ihm verabredet,
Mr. Holman?«
    »Wenn Sie ihm ausrichten,
Charlie Stern sei der Meinung, es sei wichtig, daß ich mit ihm spreche, dann
bin ich vielleicht verabredet.«
    Sie zögerte flüchtig und hob
dann den Telefonhörer ab. Zehn Sekunden später lächelte sie mir beglückt zu und
sagte, Mr. Walker wolle mich sofort sprechen, die dritte Tür links. Das war die
Magie des Namens Charlie Stern, überlegte ich ohne jedes Triumphgefühl. Durch
die dritte Tür links trat ich in ein Büro, groß genug, um einem Baseball-Team
bequem Platz zu bieten, aber gerade ausreichend, um Herbert Walker zu
enthalten.
    Er mußte um zweihundertvierzig
Pfund herum wiegen, und fast alles war Fett. Sein Rumpf überflutete den Sessel
in allen Richtungen, und sein strahlendes Lächeln war strikt geschäftsmäßig.
    »Setzen Sie sich, Mr. Holman«,
dröhnte er freundlich. »Ich brauche fünf Minuten, um aus diesem verdammten
Sessel hochzukommen, und wir sind schließlich beide vielbeschäftigte Leute.
Nicht?«
    »Natürlich!« Ich setzte mich
ihm gegenüber vor den Schreibtisch.
    »Charlie hat mich angerufen und
gesagt, Sie kämen irgendwann demnächst vorbei.« Er streichelte zärtlich seinen
kahlen Schädel, während die schlauen gefleckten Augen mich zwischen dicken
Speckfalten aufmerksam betrachteten. »Er sagte, Sie wollten über Leonard Reid
sprechen?«
    »Nicht eigentlich«, sagte ich
mit gelangweilter Stimme. »Er meinte, ich solle mit Iwan Alsop eine
vertrauliche kleine Unterhaltung über Leonard Reid führen; und wenn ich dann
noch nicht befriedigt sei, sollte ich mit Herbert Walker reden, einem der — ich
zitiere — heutzutage einflußreichsten Leute in der
Filmindustrie! Nun habe ich gerade eine vertrauliche kleine Unterhaltung mit
Iwan Alsop gehabt, und sie hat mich nicht befriedigt.«
    Er wickelte eine dicke Zigarre
aus und zündete sie sorgfältig an. Vermutlich gab ihm das Zeit zum Überlegen,
und ich stellte mir die müßige Frage, wozu er sie wohl brauchte. Das goldene
Feuerzeug wirkte ein bißchen vulgär, aber, so dachte ich großmütig, sein Beruf
war ja schließlich auch ein bißchen vulgär.
    »Sie verstehen, Mr. Holman, daß
ich Ihnen, ganz wie mich Charlie gebeten hat, lediglich die nackten Tatsachen
mitteile — streng vertraulich natürlich.« Einen Augenblick lang wirkte das
breite geschäftsmäßige Lächeln beinahe wie ein Fragezeichen.
    »Niemand in dieser Stadt
spricht jemals zu irgendeinem anderen anders als streng vertraulich. Warum
sollte ich also gegen die Vorschriften verstoßen?« sagte ich. »Rücken Sie mit
den nackten Tatsachen heraus, Mr. Walker, und nicht einmal ein glühendes Messer
wird meine Lippen entsiegeln.«
    Er blickte mich ein paar
Sekunden lang an und kam dann offensichtlich zu dem Schluß, daß niemals jemand
wagen würde, sich über ihn lustig zu machen. »Nun, Leonard Reid kam vor einem
halben Jahr zu uns und bat uns, die Public Relations für ihn zu übernehmen. Sie
verstehen, Mr. Holman, daß wir nicht einfach eine Werbefirma sind, sondern weit
mehr als das.«
    »Sie schaffen das spezielle Image,
und — was vermutlich das Schwierigste ist — Sie halten es intakt.«
    »Das haben Sie sehr gut
ausgedrückt.« Diesmal war das geschäftsmäßige Lächeln von äußerster Milde. »Ich
sehe, wir verstehen einander, Mr. Holman. Nur war die Aufgabe bei Leonard

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