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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Reid
einfach unmöglich. Nach drei Monaten gaben wir den Auftrag zurück, und es war
das erste und einzige Mal in unserer fünfzehnjährigen Tätigkeit als Berater,
daß wir so etwas getan haben. Als wir den Auftrag übernahmen, wußten wir zwar,
daß mit Mr. Reid ein spezielles persönliches Problem auf uns zukommen würde.
Äh, Sie verstehen?«
    »Weil er enragierter
Homosexueller ist?«
    Er warf mir einen gequälten
Blick zu. »Nun, so derb würde ich es nicht ausdrücken, aber Sie haben recht.
Wir stellten eine sehr intensive und tiefgründige Studie von Leonard Reid an —
über den Mann und sein Leben — und trafen auf zwei grundlegende Tatsachen. Er
war immens erfolgreich in der Öffentlichkeit und ein bedeutender
internationaler Filmstar — und sein Privatleben war indiskutabel. Nicht nur
das, er hatte die unglückliche Angewohnheit, sein Privatleben in aller
Öffentlichkeit zu führen.«
    »Ich gebe zu, daß alles, was
Sie mir über Leonard Reid erzählen, nur als Understatement bezeichnet werden
kann«, sagte ich.
    »Also legten wir einen Plan
fest, mit dessen Hilfe wir hofften, ihn zu hindern, sein Privatleben weiterhin
in aller Öffentlichkeit zur Schau zu stellen, und zugleich dem Publikum ein
erfreulicheres Bild von diesem Privatleben zu bieten. Das erste Problem bestand
darin, zu erklären, warum ein Mann seines Alters nie geheiratet hatte. Einer
meiner Schreiber dachte sich eine gute Story über seine eine große Liebe aus,
die im Alter von zweiundzwanzig Jahren auf tragische Weise an einem seltenen
chronischen Leiden zugrunde gegangen war, und die Erinnerung an sie...«
    »Bitte!« Ich schloß ein paar
Sekunden lang die Augen. »Ersparen Sie mir die Details, Mr. Walker, ich habe
ohnehin einen nervösen Magen.«
    »Wir überredeten sogar Janie
Brogan, die Kolumnistin, die von allen Filmfans gelesen wird, ein Interview mit
ihm zu machen.« Das Fettgebirge zitterte bei der Erinnerung. »Es dauerte bloß
zehn Minuten. Sie sagte etwas, was ihn ärgerte; und so nannte er sie einen
abgetakelten Jauchewagen, der seinen Inhalt auf einer Kuhweide und nicht in
einer Zeitungskolumne verspritzen sollte.«
    »Leonard Reid benahm sich also
unmöglich, und sie gaben den Auftrag zurück«, sagte ich. »War das alles, was
Sie mir auf Charlie Sterns Wunsch hin erzählen sollten?«
    Walker paffte heftig an seiner
Zigarre, massierte nervös drei oder vier Kinne und kam dann zögernd zu einem
Entschluß. »Wahrscheinlich wollte er auch noch, daß ich Ihnen von Gwen Anderson
erzähle. Sie war der Grund, weshalb wir den Auftrag zurückgaben.«
    Ich spürte die Anzeichen eines
nahenden nervösen Magenkrampfs. »Ist sie mit einem Lester Anderson verwandt,
der vor ungefähr sechs Wochen Selbstmord begangen hat?«
    »Sie ist seine Schwester. Wenn
Sie von Lester wissen, erleichtert das die Sache ein bißchen, Mr. Holman. Er
wohnte bei Reid, und seine Schwester — sie war acht Jahre älter als er und eine
alte Jungfer mit sehr strengen moralischen Ansichten — hörte davon. Daraufhin
ging sie zu Lester und bat ihn, die Beziehung abzubrechen. Als er sich
weigerte, bestand sie darauf, mit Reid zu sprechen. Er lachte ihr ins Gesicht
und sagte, sie solle sich zum Teufel scheren. Sie teilte ihm genau mit, was sie
von ihm hielt und was er ihrem Bruder antäte — und sie nahm kein Blatt vor den
Mund. Ich weiß nicht, was sie sagte, aber es muß Reid an die Nieren gegangen
sein. Er schlug sie.«
    Walker schüttelte bedächtig den
Kopf. »Sie wissen, was für ein großer und starker Mann Reid ist, Mr. Holman.
Diese Frau war einunddreißig Jahre alt, winzig klein und fünfundneunzig Pfund
schwer. Er schlug sie nicht nur einmal, er schlug sie mehrmals. Anderson rief
mich zum Glück. Als wir sie in ein Privatsanatorium geschafft hatten, stellte
man dort fest, daß ihr Unterkiefer an drei Stellen gebrochen war, das Nasenbein
gesplittert und daß sie zudem sechs Zähne verloren hatte. Einer davon steckte in
ihrer Kehle.«
    »Ein sehr einprägsames Bild,
Mr. Walker«, sagte ich, während sich mein Magen nun vollends krampfhaft
zusammenzog. »Was geschah hinterher?«
    »Ihr Bruder flehte sie an, um
seinetwillen die ganze Sache zu verschweigen, und sie stimmte zu. Reid zahlte
alle Arzt und Krankenhauskosten, und sie nahm eine Abfindung von
fünfzehntausend Dollar entgegen. Und damit hatte Reid verdammtes Glück, denn
Gwen Anderson hätte nach dem Selbstmord ihres Bruders bestimmt alle Minen
springen lassen, wenn unsere Anwälte nicht ihre

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