Vor Katzen wird gewarnt
unterschriebene
Verzichterklärung bei sich aufbewahrt hätten.«
»Wie geht es ihr nun? Physisch,
meine ich.«
»Die Chirurgen leisteten ganze
Arbeit bei ihr. Natürlich sieht sie verändert aus, und ihr Unterkiefer hat
einige Mühe, all die Brücken zu halten.« Er schnaubte plötzlich. »Ich gab den
Auftrag an Reid am selben Tag zurück, als sie die Abfindung unterschrieb. Ich
erklärte Reid, ich hegte, was ihn anbelangte, nur noch einen einzigen Wunsch —
auf sein Grab zu spucken. Aber nachdem Anderson sich umgebracht hatte, setzte
ich mich mit seiner Schwester in Verbindung. Sie war eine Weile völlig aus den
Fugen geraten, und ich mußte sie wieder ins Sanatorium stecken, bis sie
einigermaßen in Ordnung war. Aber das habe ich für sie getan, nicht Reid. Verstehen
Sie?«
»Ich glaube Ihnen«, sagte ich
aufrichtig. »Wo ist sie jetzt?«
»In unserem Chicagoer Büro. Ich
verschaffte ihr dort einen Job, und man sagt mir, sie mache sich sehr gut.
Irgendwie hat Kalifornien seinen Reiz für sie verloren.«
»Vermutlich haben Sie recht«,
sagte ich. »Das war also die Geschichte, von der Charlie wollte, daß Sie sie
mir erzählen.«
»Nützt es Ihnen irgend etwas,
Mr. Holman?«
»Ich weiß es nicht«, gestand
ich. »Man braucht einige Zeit, um so etwas zu verdauen. Vielen Dank, daß Sie mir
das alles erzählt haben, Mr. Walker.«
»Ich will nicht behaupten, daß
es ein Vergnügen war, Mr. Holman.« Das geschäftsmäßige Lächeln breitete sich
wieder auf seinem Gesicht aus. »Aber Sie sind mir hier jederzeit willkommen.«
»Jeder Freund Charlie Sterns
ist Ihr Freund«, sagte ich, um ihm die Mühe zu sparen, und verließ das Büro.
Das Mädchen im Vorzimmer ließ
mir ein geübtes Lächeln zukommen und sagte mit ihrer ebenso geübten gedämpften
und intimen Stimme: »Auf Wiedersehen, Mr. Holman.«
»Wie können Sie auf Wiedersehen
sagen, wenn wir uns nicht mal vorgestellt worden sind?« fragte ich
vorwurfsvoll.
»Aber wir... Oh!« Ihre Augen
erhellten sich wieder. »Ich bin Sarah Cronin.«
»Ich bin Rick Holman«, gab ich
schlagfertig zurück.
»Ich weiß, es stand auf Ihrer Karte.«
»Sie sehen ganz wie die Art
Industrie aus, die meine Art Beratung braucht.« Ich lächelte ihr einladend zu.
»Ich bin darauf spezialisiert.«
»Das Ärgerliche ist nur, daß
ich hier von neun bis fünf arbeiten muß«, sagte sie betrübt.
»Ich bin nur an den Abenden
darauf spezialisiert. Wie wär’s, wenn Sie morgen abend mit mir zu einer großen
Party in Hollywood kommen würden?«
»Das ist doch nicht die Sorte Parties , bei der Sie Probeaufnahmen von mir machen wollen
und bei der nur wir zwei anwesend sind?« fragte sie zweifelnd.
»Nein, Hand aufs Herz!« Ich
legte die Hand aufs Herz. »Möglicherweise wird sich die Party als langweilig
herausstellen, aber das glaube ich eigentlich nicht. In jedem Fall können wir
bald wieder weggehen.«
»Lassen wir’s offen.« Sie
schürzte nachdenklich den Mund. »Ich habe Ihre Karte. Wie wär’s, wenn ich Sie
anriefe, sobald ich mich entschlossen habe?«
»Klar!« sagte ich. »Aber
schieben Sie’s nicht zu lange auf. Da sind tausend prachtvolle Starlets, die
darauf brennen, Ihren Platz einzunehmen.«
Auf dem Weg zum Wagen fiel mir
ein, daß Lunchzeit war, aber Walkers Geschichte schien mir den Appetit
verschlagen zu haben.
SIEBENTES KAPITEL
I ch habe nicht gezittert, ich
hatte keine Angst«, sagte Leonard Reid stolz und gestikulierte mit einer Hand,
während er mit der anderen einen Martini umklammerte. »Angesichts gräßlicher Gefahr und bösen Unbills war Leonard Reid der Fels, an dem alle niederträchtigen Ränke zerschellten.«
»Wie hieß er denn?« brummte
ich.
»Wer?«
»Der Lieutenant.«
»Altchek. Ich muß allerdings
zugeben, daß er mich am Anfang etwas enerviert hat, weil er sich nicht wie ein
Schauspieler gebärdete, der einen Polizeilieutenant spielt.«
»Wie hat er sich denn
gebärdet?«
»Wie ein Polizeilieutenant
vermutlich.« Er trank einen Schluck Martini und blickte wieder voller
Selbstvertrauen drein. »Er stellte eine ganze Reihe peinlicher Fragen, aber ich
beantwortete alle mit absoluter Offenheit und dem gewohnten und
unvergleichlichen Reidschen Charme. Er taute
erstaunlich schnell auf.«
»Warum auch nicht?« brummte
ich. »Wahrscheinlich haben Sie die ganze Zeit über die Klappe offen gehabt und
sich um Kopf und Kragen geredet.«
»Rick, mein Lieber«, er sah
mich aufmerksam an. »Sie sind über irgendwas unglücklich.
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