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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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Drei Häuser weiter sprangen um diese Zeit Leute aus ihren Betten, um gerade noch ihren Morgenzug zu erwischen. Adele hingegen schnarchte rhythmisch, monoton und unbeirrt weiter. Der Wecker verfiel schließlich wieder in ein erschöpftes Schweigen. Bernie seufzte verzweifelt. Er griff unter die Bettdecke, suchte sich eine empfindliche Stelle aus und kniff Adele kräftig. Sie machte einen kleinen Satz, aber sofort sank sie wieder zurück. Nicht einmal ihre Augen öffnete sie dabei. Bernie panzerte seine Seele mit eiserner Härte und entschloß sich, zu einem Generalangriff überzugehen. Er kniff, stieß, drehte und puffte, bis sich schließlich das eine, dann auch das andere verschlafene Auge öffnete und ihn anblinzelte.
    Schläfrig sagte Adele: »Guten Morgen, Liebling.«
    Bernie verschwendete keine Zeit auf nichtssagende Höflichkeiten. Direkt und mit aller Autorität, derer er fähig war, kam er zur Sache. Er sagte: »Was hältst du von einer Tasse Tee?«
    Adele lächelte ihn an.
    »Liebling, das wäre wunderbar.«
    Bestürzt kletterte Bernie aus seinem Bett. Irgendwie war er an die Wand gespielt worden, und er konnte nichts dagegen tun.
    Er schaute finster drein.
    Und er goß den Tee auf.
    Adele schlürfte genießerisch ihren Tee: »Ich glaube, ich werde Bienen züchten.«
    Bernie reagierte säuerlich: »Warum?«
    »Wir könnten unseren eigenen Honig und Bienenwachs haben und einen Teil davon abfüllen und verkaufen. Das kommt dann unserem Haushaltsgeld zugute.«
    »Nein!« sagte Bernie entschieden: »Nein, nein, nein! Das letzte Mal, als du versuchtest, Haushaltsgeld einzusparen, mußte ich jeden Monat zusätzlich zehn Schilling auf den Tisch legen. Erinnerst du dich an die Hühner?«
    Adele zuckte zurück.
    »Die verdammten Biester fraßen uns die Haare vom Kopf, um dann ihre Eier im Nachbargarten zu legen.«
    Adele verteidigte sich: »Hättest du den Zaun repariert, als ich dich darum bat, dann wäre das erst gar nicht passiert.«
    Ihre bessere Hälfte knurrte: »Ich reparierte den Zaun doch. Wie konnte ich wissen, daß die ganze Meute schon drüben war, als ich ihn in Ordnung brachte? Ich mußte jedes einzelne Huhn über den Zaun holen, und jedes einzelne biß mich zum Dank dafür auch noch!«
    »Bienen beißen nicht.«
    »Sie stechen«, erwiderte Bernie scharf.
    »Nur, wenn du sie ärgerst.«
    Er erklärte: »Ich würde sie bestimmt reizen. Es wird mir unmöglich sein, mich auch nur auf hundert Meter ihren Stöcken zu nähern, ohne sie zu reizen. Sie werden in Schwärmen auf mich zukommen. Solche Dinge passieren mir nun einmal.« Er hielt ein und brütete finster. Dann fragte er:
    »Wer verfing sich in der Mausefalle?«
    Adele kicherte.
    Bernie platzte beinahe vor Zorn: »Haben wir mit dem Ding jemals eine einzige Maus gefangen? Sah die Falle je danach aus? Wußte nicht jede Maus in der ganzen Umgebung nur zu genau, daß die Falle hinter dem Schrank oben an der Treppe auslag? Fraßen die Mäuse nicht regelmäßig den Speck aus diesem nutzlosen Ding? Sie dachten bestimmt, die Falle sei eine Einrichtung unseres Wohlfahrtsstaates.«
    Adele protestierte:
    »Die Falle war nicht nutzlos. Sie funktionierte prima, als du hinter den Schrank griffst, um deine Pantoffeln herauszuziehen.«
    »Keine Bienen, keine Mausefallen, keine Hühner, keine Kaninchen, keine Meerschweinchen, keine dressierten Seehunde, Frettchen, Hermeline oder Wiesel«, sagte Bernie, der sich allmählich in eine dramatische Erregung hineinsteigerte. »Du kannst ein paar ruhige Salatköpfe züchten, wenn du versprichst, vorsichtig zu sein. Vielleicht auch ein wenig Kohl und ein paar Möhren, aber nichts weiter, nein, nichts weiter.«
    »Ich werde Dünger benötigen«, meinte Adele.
    »Nein«, schrie Bernie, »kommt nicht in Frage.«
    »Du Biest«, sagte Adele und trank verdrießlich ihren Tee.

    Die Schule von Dymstable lag in einer Seitenstraße versteckt. Ein langgestrecktes, flaches und planlos angelegtes Gebäude, das aus allen Nähten platzte und deshalb mitten auf dem großen Sportplatz zusätzlich noch durch einige Baracken verschönert worden war.
    Bernie klopfte an die Tür mit dem Schild »Rektor«, und eine rauhe Stimme rief: »Herein.« Ein kleiner, rundlicher Mann mit schütterem, grauem Haar sprang aus dem Sessel hinter dem Schreibtisch und schüttelte Bernie herzlich die Hand.
    »Freut mich, Sie an unserer Schule willkommen zu heißen«, sagte Mr. Cummings. »Schon ein wenig in Ihrem neuen Haus eingelebt?«
    »O ja«, antwortete

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