Vor Nackedeis wird gewarnt
aber sorg diesmal bitte dafür, daß Du eher da bist als die Katholiken, verstanden, Liebling?«
Mit dieser kurzen Notiz ist eine Geschichte verbunden.
Die Lokalzeitung bietet allen Neuankömmlingen eine erste Möglichkeit, sich über die Vorgänge in einer Stadt zu unterrichten. Auf dem Rückweg von der Schule kaufte Bernie die Dymstable Times, und während des Mittagessens las er sie aufmerksam durch. »Die scheinen hier ziemlich fortschrittlich zu sein«, sagte er, während er genüßlich kaute. »Hier gibt es einen literarischen Zirkel, eine Gesellschaft für Fotografie und einen sehr aktiven Geschichtsverein, der jeweils Montag abend zusammenkommt. Heute abend gibt es einen Vortrag über die Eiszeit, mit Dias!«
Adele beugte sich quer über den Tisch und versuchte, Andy daran zu hindern, sich Suppe in seine Ohren zu löffeln. Sie hatte kein Glück und seufzte.
Bernie fügte erfreut hinzu: »Es gibt auch einen Golfplatz. Ich habe schon seit Jahren nicht mehr Golf gespielt.«
»O nein, das kommt nicht in Frage«, sagte Adele. »Ich habe über Golf die gleichen Ansichten wie du über die Bienen. Golf ist ein Spiel, das von Sadisten zur Verführung von Masochisten erfunden wurde.«
Freundlich und leicht abwesend erwiderte Bernie: »Unsinn. Ich war mal sehr gut.«
»Ich habe dir nur einmal zugesehen, und das war am Weltfrauentag«, meinte Adele. »Du hast nichts weiter getan, als den armen kleinen Ball mit einer riesigen Keule zertrümmert. Ich gebe allerdings zu, daß du sehr logisch vorgingst, denn bevor du den Ball schlachtetest, hobst du ein niedliches, kleines, rundes Grab für seine sterblichen Überreste aus.«
Bernie wechselte das Thema. »Und es gibt auch eine Theatergruppe.«
Adele sagte spitz: »Leg die Zeitung aus der Hand und mach einen kleinen Spaziergang mit uns. Wir wollen uns die Stadt ein wenig anschauen. Der Samstagnachmittag gehört schließlich der Familie, und ich sehne mich danach, vor die Tür zu kommen.«
Andy unterbrach ein kleines Spielchen, das darin bestand, eine Kartoffel mit einem Löffel in seinen Pullover hineinzuschieben. Er schaute interessiert auf.
»Ich möchte mit dem Zug fahren«, sagte er.
Bernie schüttelte den Kopf. Bestimmt sagte er: »O nein. Wir laufen zu Fuß. Du fährst nie mehr mit dem Zug. Letztes Mal kamst du mit einer roten Signalflagge, einer Signalpfeife und einem falschen Gebiß nach Hause. Und in einer Hosentasche fand ich das Foto von einer alten Dame und eine Rückfahrkarte nach Golders Green.«
Vorwurfsvoll meinte Adele:
»Bernie, wie kannst du jemals erwarten, daß der Junge ein ehrliches, aufrichtiges Kind ist, wenn du solche Unwahrheiten erzählst. Mit dem Foto und der Rückfahrkarte, das stimmt überhaupt nicht. Was die Signalflagge angeht - na ja, der Mann hätte sie nicht direkt vor Andys Nase halten sollen. Natürlich mußte das Kind denken, er wolle ihm die Flagge schenken.«
»Dieses Kind«, erklärte Bernie feierlich, »wird alles wegnehmen, was nicht angeschraubt ist, und alles zerreißen und zerstören, was nicht fest vernietet und in Stahlbeton eingelassen ist. Er ist eine ausgesprochene Bedrohung und Gefahr.«
Adele nahm den Kleinen in Schutz. »Er ist ein reizender, kleiner Junge.«
Sie sah Andy an, der sie sehr süß anlächelte. Ihr Herz zerfloß bei diesem Anblick. Ohne Zweifel war er ein reizender, kleiner Kerl. Trotzdem stimmte jedes einzelne Wort, das sein Vater gesagt hatte.
Selbstlos meinte sie: »Ich muß doch eine sehr schlechte Mutter sein. Ich sollte ihn besser beaufsichtigen und vor Schaden bewahren können. Ich versuche das wirklich die ganze Zeit. Ich habe ihm alle die Dinge verboten, die er nicht tun soll, und er gehorcht auch und tut diese Dinge nicht, jedenfalls nicht sehr oft. Nur, daß ich leider vergessen habe, ihm zu verbieten, die ganze Schreibmaschinenwalze mit Toilettenpapier zu bekleben, oder den Fuß des Klavierstuhls mit Marmelade einzuschmieren. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich noch machen soll. Das alles ist einfach nicht fair.«
Andy hob seinen Löffel und haute damit mitten in den Patent-Kinderteller. Adele wischte ihre Bluse ab und bot Bernie an, seine Jacke mit einem Schwamm zu säubern. Aber Bernie war nicht in der richtigen Stimmung für mütterliche Pflege.
Er brüllte los: »Schmeiß ihn raus.«
Resignierend führte Adele ihren Sohn in die Küche. Sie fütterte ihn Löffel für Löffel, während Bernie mürrisch auf den Kinderteller blickte. Er wunderte sich, wie so ein Ding
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