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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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rostigen Nagel, und Adele brach in Tränen aus. Der Kleine war also wirklich auf dem Dach herumgetanzt?
    Adele trat auf die kleine Plattform hinaus und schaute hinunter. Ihr schwindelte.
    »Um Himmels willen!« Sie schnappte nach Luft und stolperte rückwärts.
    Dann durchforschte sie systematisch beide Kammern und entdeckte das Geheimnis von Andys Verschwinden und Wiederauftauchen am Tage zuvor.
    Bösartig zischte sie: »Neun Einbauschränke!«
    Es stimmte, daß sie und Bernie sich gefragt hatten, wie man wohl in diese beiden netten, kleinen Kammern gelangen könne. Aber selbst der Makler hatte darüber keine Auskunft geben können. Er meinte, im Zuge eines Umbaus durch einen der vorherigen Mieter seien die Zugänge zu den beiden Räumen wohl vermauert worden.
    Besorgt kehrte sie zu der ersten Kammer zurück und schaute aus dem Fenster. Andy war noch sehr energisch mit dem Ausreißen der Tulpen befaßt. Er befand sich in Sicherheit, und sie hatte einfach nicht das Herz, ihn zu stören.

    »Hallo«, sagte eine Stimme neben ihrem linken Ohr.
    Sie wandte sich um und entdeckte in der Dachluke des Nachbarhauses ein Gesicht, das sie mit einem freundlichen Lächeln betrachtete.
    Flau antwortete sie: »Hallo!«
    Der Kopf, der zwischen den geteilten Vorhängen des Dachfensters hervorsah, gehörte einem sympathisch aussehenden sommersprossigen, jungen Mann. Seine Augen waren braun und fest, er hatte eine Stubsnase, und seine Ohren standen wie die Henkel einer Milchkanne ab. Seine zu dieser Stunde ungekämmten Haare wirbelten wie eine Reihe von Fragezeichen um seinen Kopf herum. Es schien sich dabei um jene Art von Haar zu handeln, das weder Bürste noch Kamm jemals zur Räson bringen können.
    Der junge Mann fragte: »Sind Sie die neuen Mieter? Ich bin Ihr nächster Nachbar.« Er winkte mit einer Hand, sozusagen als Ersatz für einen Händedruck, und lächelte. Er erklärte: »Mein Name ist Donald Erasmus Havelock-Dobson. Schrecklicher Name, nicht wahr? Meine Eltern wollten die Sache wirklich gründlich machen und mich Desiderius Erasmus nennen, aber zum Glück hatte ich eine reiche Tante, die es ablehnte, bei einem solchen Namen die Patenschaft zu übernehmen.« Er schwieg für einen Augenblick, dann fügte er nachdenklich hinzu: »Ich schließe sie immer in meine Gebete ein.«
    Auch Adele stellte sich vor, erklärte, sie sei verheiratet und habe einen kleinen Sohn, und stellte dann fest, daß Andy über den Zaun geklettert war und sich auf dem Weg zum Meer befand. Mit einem kleinen Aufschrei unterbrach sie die kleine Unterhaltung und raste nach unten, um Andy daran zu hindern, der jüngste Kanalschwimmer der Welt zu werden.
    Als Bernie von der Schule zurückkehrte, wurde er sofort wieder losgeschickt, um ein Vorhängeschloß für die Schranktür zu besorgen. Adele gab keine Ruhe, bis das Schloß angebracht war.
    Sie sagte: »Ich bin dem verflixten Kerl noch eine Entschuldigung schuldig. Aber das kommt natürlich überhaupt nicht in Frage. Nichts auf dieser Welt wird das Geständnis über meine Lippen kommen lassen, ich hätte meinem kleinen, kostbaren Sohn tatsächlich am ersten Tag in diesem Haus erlaubt, auf das Dach zu klettern.«
    Bernie, der das Schloß mit großer Umsicht und Genauigkeit an der Tür anbrachte, meinte: »Das sehe ich ein.« Er richtete sich auf und streckte seinen schmerzenden Rücken: »Darf ich jetzt eine Tasse Kaffee haben?«
    Während er seinen Kaffee trank, erzählte er ihr von seiner Unterredung mit dem Rektor der Schule, und sie erzählte von Donald Erasmus Havelock-Dobson, dem netten jungen Mann. Er sei der Verwalter der Güter Lord Cavershams, und mehr wisse sie im Augenblick über ihn noch nicht. Allerdings sollten sie beide diesen Mr. Havelock-Dobson im Verlaufe der kommenden Monate noch kennenlernen. Denn der junge Mann war bereits in diesem Moment, während die beiden ihren Kaffee tranken, dabei, sich tief in ihre Angelegenheiten zu verstricken, indem er ihre Ankunft in Dymstable Mrs. Helen Dennington, der Ehefrau des anglo-kanadischen Pfarrers, mitteilte.
    Mrs. Dennington war eine kleine, lebhafte und sehr tüchtige Frau. Sie eilte in die Bibliothek ihres Mannes, nachdem Donald gegangen war, und machte in dem Kalender des Pfarrers eine kleine Eintragung. Für diejenigen Leser, die sich für das Thema >kirchliche Betreuung< interessieren, sei diese Eintragung an dieser Stelle in Kurzform wie folgt wiedergegeben:
    »Neue Leute in Haus Seeblick. Weiß nicht, ob Anglikaner oder Atheisten,

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