Vor Nackedeis wird gewarnt
jemals hatte patentiert werden können.
Er schimpfte vor sich hin: »Da gibt es diese niedlichen, kleinen Plastiktassen, die sich so gut ineinander fügen. Es gibt keine scharfen Kanten, und ein Kind kann weder sich selbst noch andere damit verletzen. Zumindest nicht, wenn es eine Tasse in die andere einfügt. Aber das tun Kinder nicht. Sie schmeißen diese Tassen wild durch die Räume, und von der Kante einer Plastiktasse aus nächster Nähe getroffen zu werden, kann verdammt wehtun. Und wenn es sich um einen Serienwurf handelt, dann wird die ganze Geschichte zu einem Alptraum.«
Gelassen wanderten Bernie und Adele den Caversham-Hügel zu den Ruinen der alten Abtei hinauf. Andy trollte glücklich hinter ihnen her.
Begeistert meinte Bernie: »Dieser Teil der Grafschaft Kent ist voller historischer Stätten. Der alte Cummings sagte mir heute morgen, es gebe einen Pilgerpfad, der das Tal durchquert, und den der Mob von Chaucer auf dem Wege nach Canterbury benutzte.«
»Ach, wirklich?« meinte Adele, die nicht gerade brennend interessiert war, aber wußte, daß Geschichte und historische Einzelheiten beruflich wie auch außerhalb der Schule Bernie begeisterten. Alte Kirchen und Abteiruinen waren seine Spezialität. Allein der Gedanke, in einer altertümlichen Kathedrale ein Stück Messing oder ähnliches zu erbeuten, entzückte ihn.
»Cummings sagte, in der alten Abteikirche gebe es ein paar sehr schöne Stücke, also nahm ich die nötigen Werkzeuge mit.«
»Natürlich, Liebling«, sagte sie. »Zumindest kann Andy in der alten Abtei nichts anstellen.«
Bernie runzelte die Stirn. Er kannte bisher keinen Ort auf dieser Welt, wo es Andy nicht geglückt war, irgendwie in Schwierigkeiten zu geraten. Aber er mußte andererseits zugeben, daß eine alte Abtei das Unmögliche vielleicht doch möglich machte.
Finster meinte er: »Behalte ihn gut im Auge. Du bist seine Mutter.« »Ja, Liebling«, sagte Adele.
Der ehrwürdige James Dennington war ein großer, leicht gebeugter Mann mit dem stets ein wenig abwesenden Gesichtsausdruck eines Professors, nicht aber eines Mannes der Tat. Sein Haar war silbrig weiß, und ständig umspielte ein trauriges, sehr ergreifendes Lächeln seine Lippen.
Er legte den Füllhalter aus der Hand und streckte seine Arme zufrieden von sich. Er war mit dem Text zu seiner Predigt fertig, und mit etwas Glück waren damit für den Tag seine Pflichten getan. So konnte er den restlichen Nachmittag damit verbringen, seinen eigenen ruhigen Neigungen nachzugehen.
Er nahm seinen Kalender zur Hand und schlug ihn auf. Er wollte nur sicherstellen, daß ihm wirklich der Rest des Tages allein gehöre. Am unteren Ende der Seite entdeckte er nur eine kleine Notiz, die lautete: »Neue Leute in Haus Seeblick.«
»Hm«, meinte er und schrieb in sauberen, kleinen Zahlen 18.30 Uhr neben diese Eintragung.
Er mochte Pfarrbesuche nicht besonders, aber er war ein pflichtbewußter Pfarrer und versuchte gewissenhaft, alle die Aufgaben peinlich genau zu erfüllen, die man ihm hier übertragen hatte. Da diese Aufgaben sich auf die Verwaltung und Betreuung von zwei Kirchen erstreckten, waren sie anstrengender, als manche Leute glaubten. Er mußte in der großen grauen Kirche in der Stadt Messen lesen, war aber auch für die kleine Abteikirche verantwortlich, die den Anwohnern auf Lord Cavershams Gütern diente. Von Zeit zu Zeit besuchten auch Touristen von einem nahegelegenen Campingplatz diese Kirche.
Aber heute hatte er keine weiteren Verpflichtungen, und er griff nach den unordentlich auf dem Mahagonitisch aufgestapelten Manuskripten.
Geschichte war für Ehrwürden James Dennington ebenso wie für Mr. Bernard Charlton eine Leidenschaft, und er war gerade dabei, alle noch greifbaren Pfarrurkunden und Überlieferungen aus dem Lateinischen in die englische Sprache zu übersetzen. Auch über die Abteikirche hatte er eine Unmenge an Material zusammengetragen und plante, eines Tages die Geschichte dieser Kirche lückenlos niederzuschreiben.
Es muß noch vermerkt werden, daß der Pfarrer von Dymstable zwar alle lebenden Pfarrkinder ziemlich gut kannte, daß aber die Menschen, mit deren intimsten Geheimnissen er wirklich vertraut war, alle bereits im zwölften Jahrhundert verstorben waren. Nachdem er die kritzelige Handschrift von Pater Anselm, dem Novizenmeister, gelesen hatte, war er fest davon überzeugt, diesen heiligen, alten Mönch besser zu kennen als seinen jetzigen Küster oder den Chorleiter. Er hörte nicht auf,
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