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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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über die giftigen Eintragungen des Bruders John zu lachen. Der Pater war der Verwalter der Abtei gewesen, der das Kloster erstmalig zu einer rentablen Einrichtung gemacht hatte. Die Geister dieser wie auch anderer Mönche bedeuteten Ehrwürden James Dennington mehr als alle lebenden Pfarrkinder. Er begeisterte sich an der Vorstellung, einen ganzen Nachmittag zur Verfügung zu haben, den er mit ihnen verbringen konnte. Würde Bruder James den Bau eines Refektoriums auf der Westseite des Klosters durchsetzen können, oder würde sein Todfeind, der Abt, schließlich diesen Plan doch noch vereiteln? Der Pfarrer nahm weitere Urkunden vor und vertiefte sich entzückt in den nächsten Abschnitt.
    Die Abtei von Dymstable lag auf dem Kamm der Hügel von Caversham, eine bizarre Gruppe grauen Mauerwerks, das golden aufleuchtete, wenn die Sonnenstrahlen durch die hohen Ulmen brachen. Obwohl mehrere Jahrhunderte vergangen waren, seitdem Heinrich VIII. die Auflösung der Klöster dekretiert hatte, spürte man noch die Schatten frommer Mönche in ihnen und den Geist beschaulichen Lebens.
    Andächtig schritten Adele und Bernie über die Steinplatten der Abtei, und sogar Andy schien von dieser fremden Umwelt ergriffen zu sein. Er senkte seine Stimme von dem üblichen, lauten Gebrüll zu einem leisen Zirpen.
    »Da ist die Kirche«, sagte Bernie. »Setz du dich doch mit Andy irgendwo hin, dann gehe ich einmal nachsehen, was es mit den Messingbeschlägen auf sich hat.«
    Dankbar ließ Adele sich auf einem kleinen Grashügel nieder.
    »Viel Spaß«, sagte sie und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen kleinen Steinbogen.
    Von dieser Stelle aus, der höchstgelegenen der ganzen Gegend, konnte sie die ganze Bucht übersehen. Links von ihr lag Dymstable, ein Wirrwarr von kleinen Spielzeughäuschen, deren Dächer in allen nur möglichen Winkeln zueinander standen. Ein Durcheinander von senkrechtstehenden Stricknadeln bezeichnete die Stelle, an der der Hafen mit der Fischereiflotte lag. Weit rechts lagen die Bauernhöfe, und eine Reihe von Hügeln schwang sanft gegen den Horizont aus.
    Zufrieden legte sie sich zurück und träumte.
    Andy schlich sich in Richtung zur Kirche davon. Mit Vater zusammen machten die Dinge schon immer viel mehr Spaß.
    Bernie stand am Portal, und seine Augen leuchteten auf.
    Die Abteikirche war schon sehr alt, und ein Teil des Gebäudes ging noch auf die Sachsen zurück. Die Wikinger, notorische Ungläubige, waren dann eines Tages am frühen Morgen in die Bucht eingefallen. Ihre langen Boote waren bei Caversham Creek gelandet, und sie waren auf der Suche nach Schätzen und anderen Dingen über das Watt in das Land eingedrungen. Die anderen Dinge holten sie sich bei all den Mädchen in Dymstable, die nicht klug genug gewesen waren, in die umliegenden Wälder zu flüchten. Dann plünderten sie die Abtei. Sie stahlen Kreuze, Teppiche und andere Kostbarkeiten. Nachdem die Möglichkeiten, die die Abtei bot, erschöpft waren, setzten sie das Kloster in Brand und warfen dann noch ein paar widerspenstige Einwohner ins Feuer.
    Und diese ursprünglich von den Normannen erbaute Kirche betrat Bernie. Er hielt den Atem an. Die Kirche war wunderschön. Schmal und sehr gedrungen gebaut, vermittelte der Innenraum mit seinen schlanken Pfeilern, die in den Himmel ragten, dennoch den Eindruck von Größe.
    In Leder gebundene Liederbücher in einem Verkaufsregal am Eingang zeigten, daß die Abtei immer noch ein Anliegen der Kirche war, obwohl ihre Bedeutung als. Kloster bereits vor fast 500 Jahren aufgehört hatte zu existieren.
    Hingerissen stand Bernie da und beobachtete, wie die Sonnenstrahlen durch das farbige Chorfenster über dem Altar in die Kirche einfielen.
    Die großen Reliefs befanden sich am anderen Ende der Kirche, und man konnte den Inschriften entnehmen, daß es sich bei den dargestellten Personen um Lord und Lady de Hainault handelte, die beide der Pest zum Opfer gefallen waren.
    »Interessant«, meinte Bernie und kniete auf dem Boden nieder, um das Zeichenpapier auszurollen, auf dem er die Grabplatte abzupausen gedachte.
    Eine neugierige Stimme hinter ihm erkundigte sich: »Warum betest du, Daddy?«
    Bernie schrak zusammen.
    Andy stand nahe dem Sarg eines Angehörigen der Tudors und betrachtete kritisch das Gesicht seines Vaters.
    »Verschwinde!« zischte Bernie.
    Hilflos schaute er sich nach der Frau um, deren Aufgabe es sein sollte, auf diesen verflixten, kleinen Kerl aufzupassen.
    »Ich möchte bei dir sein«,

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