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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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Findet jetzt ein Gottesdienst in der Kirche statt?« fragte Adele.
    Bernie, der seine Schritte beschleunigte, sagte: »Ich hoffe nicht.«
    Der lebhafte Klang der aufgeregt glücklichen Kirchenglocken folgte ihnen quer durch das Klostergelände bis auf die Straße. Sie läuteten auch noch, als die drei unten am Fuße des Hügels angelangt waren.
    »So ein Mist«, brummte Bernie in sich hinein.
    Andy schaute seinen Vater vorwurfsvoll an. Jeder Winkel seines kleinen Gesichts schien zu sagen: »Und mir hast du’s verboten.«

    So also läuteten die Glocken der Abtei an einem wunderschönen, sonnigen Frühlingstag, und im Pfarrhaus, eine Viertelmeile weiter, schaute Ehrwürden James Dennington von seinen lateinischen Urkunden auf und spitzte seine Ohren.
    Er runzelte die Stirn, beäugte seinen Kalender, schaute auf seine Uhr und schnüffelte.
    Er sagte: »Ich hätte schwören können, daß heute Samstag ist. Was soli’s. Heute ist Samstag.«
    Er wühlte in seinem Terminkalender, aber der Samstag war ohne jede Verpflichtung. Andererseits aber läuteten die Glocken.
    »Mein Gott«, sagte Ehrwürden. »Es muß sich um eine Hochzeit handeln. Entsetzlich, daß ich das nicht notiert habe.«
    Er stürzte aus dem Haus und startete seinen Wagen.
    Das Auto raste die Straße zur Abteikirche hinauf.
    Zweimal hielt er an. Einmal, um den Küster, und einmal, um den Organisten aufzunehmen.
    Der Pfarrer, der Küster und der Organist stürzten in die
    Sakristei, legten ihre Gewänder an und traten hinaus in die Kirche.
    Der Organist spielte »Treulich geführt«, um einen Anfang zu machen. Dann warteten die drei.
    Und warteten.
    Und warteten.

    Mr. Bernard Charlton schritt eilig den Strand entlang, tief in Gedanken versunken. Er wirbelte einen Spazierstock anstelle seines Londoner Schirms herum, mit der ganzen Bravour eines Tambourmajors.
    Ein kurzer, sportlicher Abendspaziergang während der Zeit, in der Adele den Kleinen zu Bett brachte, war ihm zu einer lieben Gewohnheit geworden. Er glaubte fest an den Grundsatz, es sei Adeles Aufgabe, den Kleinen zu Bett zu bringen. Außerdem hatte er nicht den Wunsch, sein eigenes Kind umzubringen, was aber unweigerlich geschehen wäre, wenn er jemals hätte Andy zu Bett bringen müssen.
    Wenn dann alles friedlich und still war, kehrte er zu seiner Frau heim, aber auf gar keinen Fall vorher.
    Mr. Charlton war unbedingt ein exzentrischer Mensch, aber wie alle Sonderlinge war er sich dieser Tatsache überhaupt nicht bewußt. Unter Druck würde er jeden Eid darauf schwören, jede seiner Taten und Maßnahmen sei aufs beste und logischste begründet.
    Ob diese seine Ansicht zutraf, oder ob seine Umwelt ihn zu Recht einen Sonderling nannte, wird für immer ein Geheimnis bleiben. Auf jeden Fall aber muß man zugeben, daß Bernie ein Mann war, dem die unmöglichsten Dinge zustießen.
    So konnte zum Beispiel nur ein Bernie mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen nach Hause zurückkehren, seine Schuhe in die nächste Ecke feuern, die Hausschuhe anziehen und dann seine Schuhe noch durch den Servierdurchlaß in die Küche schleudern.
    Schließlich hätte er die Schuhe ja auch dorthin tragen können, aber...
    Bernie hatte auf dem Heimweg eine großartige Idee gehabt.
    Diese Idee betraf einen selbstgebastelten Schnellkochtopf, der durch Paraffin oder Gas beheizt werden sollte. Er sollte leicht tragbar und so überall benutzbar sein, wie zum Beispiel am Strand, in einem Zelt und überall dort, wo es keinen elektrischen Anschluß oder Gas gab. Die Idee entwickelte sich während des Schuhausziehens zu einer konkreten Vorstellung, und er dachte daran, daß er vielleicht seine Schuhe brauchen würde, um durch den Garten in die kleine Bastelwerkstatt zu gelangen. Also gehörten die Schuhe doch ins Wohnzimmer. Und direkt vor ihm stand der Servierdurchlaß weit offen. Die Schuhe konnte er nicht tragen, weil er schon einen Lötkolben, einen Hammer, einen Schraubenzieher und eine Zange in Händen hielt. Alle diese Werkzeuge und diese Schuhe, das ging einfach nicht...
    Warum überhaupt die Werkzeuge tragen?
    Also nicht.
    Er schmiß den Hammer, den Lötkolben, den Schraubenzieher und die Zange durch den Durchlaß.
    »Ich habe eine phantastische Idee«, schrie er nach oben.
    »Schsch, ruhig«, mahnte Adele, die am Treppenabsatz erschien. »Andy ist noch nicht fest eingeschlafen.«
    Sie schaute noch einmal kurz ins Schlafzimmer zurück, nickte glücklich und schlich auf Strümpfen nach unten. »Schön, daß du zurück

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