Vor Nackedeis wird gewarnt
ich Mrs. Charlton ein wenig näher kennenlernen und mit ihr über ihren Basarstand sprechen.«
»Aber«, wandte Adele ein, »ich habe gar keinen Basarstand.«
Helen Dennington sagte herzlich: »Bisher noch nicht. Bis vor zwei Minuten. Ebenso, wie alle anderen. Früher kümmerte sich Mrs. Briggs um den Stand, aber sie starb während des letzten Winters, und seitdem suche ich verzweifelt nach einer Nachfolgerin. Ausdauer zahlt sich immer aus, und hier sitzen Sie vor mir. Es macht einen Riesenspaß, und Sie werden jeden Augenblick dieser Tätigkeit verfluchen. Bitte, nehmen Sie doch etwas Tee.«
Adele saß plötzlich in einem Liegestuhl, mitten auf dem Rasen vor dem Pfarrhaus - stolze Besitzerin eines Basarstands anläßlich des Sommerfestes, das in zwei Wochen stattfinden würde. Sie wunderte sich, wie um Himmels willen sie in diese Rolle hineingeraten war. Helen kam mit einem Teewagen aus dem Haus, auf dem sich alle notwendigen Gerätschaften befanden, und begann Tee auszuschenken.
»Da Sie mit einer solch heroischen Haltung zugestimmt haben, den Stand zu übernehmen«, sagte Helen liebenswürdig, »sollten wir beide uns eigentlich genauer kennenlernen. Donald machte uns zwar mit diesem wohlerzogenen Murmeln bekannt, das man ihm auf der Universität eingeimpft hat. Aber ich bin Helen Dennington, die Frau des Pfarrers. Ich habe einen großen, aber weitabgewandten Mann, drei Töchter und einen Sohn, der Kricket spielt. Wenn er nicht gerade Kricket spielt, dann denkt er über Kricket nach, und wenn er nicht über Kricket nachdenkt, dann schläft er und träumt von Kricket. Er geht jeden Sonntag zur Kirche und betet zum heiligen Ritchie Benaud. Dieses Thema beherrscht ihn voll und ganz, und er ist fürchterlich langweilig.«
Adele lächelte. »Ich bin Adele Charlton. Ich habe einen lächerlichen Mann, Schuhgröße 45, und ein schreckliches Kind. Beide haben einen entsetzlichen Appetit. Bernie ist sehr unbeherrscht«, fügte sie schwermütig hinzu. »Er stolpert über Dinge, schleppt
Schlamm ins Haus, und wenn er nicht durch dringende Geschäfte abgehalten ist, spielt er Golf. Außerdem erfindet er gerne die unmöglichsten Apparate.«
Helen murmelte: »Wie interessant!«
Adele erwärmte sich an ihrem Thema: »Ja«, meinte sie, »er erfindet kombinierte Wecker und elektrische Kochtöpfe, die, auf sieben eingestellt, bereits bei vier in die Luft zu gehen drohen. In den Töpfen kocht man Wasser, gießt den Tee auf, aber an Milch und Zucker wurde natürlich nicht gedacht.«
Die Vordertür des Pfarrhauses öffnete sich, und heraus trat ein sehr hoch aufgeschossener Jüngling in makellos weißen Krickethosen.
Er schlenderte auf die Terrasse. Unter dem linken Arm eingeklemmt trug er einen Kricketschläger, während er in der rechten Hand einen ölverschmierten Lappen hielt. Freundlich nickte er Adele zu und ließ sich dann in einem der Gartenstühle nieder.
»Hast du Tee für mich, Mutter?« fragte er.
Seine Mutter erwiderte sehr bestimmt: »Ja, dort in der Kanne, und du gießt dir bitte selbst ein, ja!«
Trocken antwortete der Jüngling: »Geht nicht. Meine Hände sind ölverschmiert, und die Kanne rutscht mir aus der Hand. Gieß mir doch ein... geh zu, sei doch nicht komisch.«
Helen zog eine Augenbraue hoch und goß gehorsam ein. »Adele«, sagte sie, »das ist mein Sohn Jan. Bitte, Jan, stell dich wie ein Gentleman vor. Adele übernimmt den Basarstand beim Sommerfest.«
»Tag, freut mich«, sagte Jan. »Kann Ihnen leider keine Hand geben, weil ich den Schläger einfetten muß. Mögen Sie Kricket?« Eine sehr schwerwiegende Frage.
»Ja«, antwortete Adele. »Wo spielen Sie?«
»Hier im Klub und in der Schule«, sagte Jan und fügte mit unverkennbarem Stolz hinzu: »Erster Mann.«
Helen lächelte zu ihrem Sohn hinüber. Sie sagte: »Wir alle konnten diese großartige Leistung beobachten.«
Dann flog die Vordertüre weit auf, und drei entzückende Mädchen stürzten heraus. Sie schoben einen widerspenstigen Donald vor sich her und kicherten in sämtlichen Tonlagen.
Helen erhob sich. »Hier sind Ann, Barbara und Susan«, sagte sie. »Die Plumpe dort ist Ann. Die Dünne ist Barbara, und Susan ist die mit den beiden häßlichen Vorderzähnen.«
In Wirklichkeit waren alle drei bildhübsche junge Damen. Und Adele, die die drei von dem überlegenen Standpunkt der erfahrenen Frau betrachtete, außerdem dem gleichen Geschlecht angehörte und kaum je irgendwelche negativen Empfindungen entwickelte, mußte zugeben,
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