Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
Vom Netzwerk:
und schlug kräftig zu.
    Direkt und scharf wie eine Kugel schoß der Ball ins Wasser.
    Gleichmütig zuckte Bernie mit den Achseln.
    »Man kann nicht immer Glück haben«, sagte er mit belegter Stimme. Er wählte einen anderen Golfball aus, küßte ihn, murmelte ein kurzes Gebet und schlug dann auch diesen Ball direkt ins Wasser.
    Sein Partner sagte ergriffen: »Mein Gott!«
    Bernies Nasenflügel bebten leicht, und seine rechte Schläfe hämmerte.
    Er schnarrte: »Ein beruhigendes, entspannendes Spielchen, was?« Er wählte einen anderen Schläger, legte den dritten Ball bereit und schlug scharf, gezielt und kräftig zu. Der Ball hob sich in einer wunderschönen Kurve von der Erde ab und landete dann mitten im Quale-Fluß.
    Bernies Atem ging schwer.
    Er nahm noch einen Ball. Er traf den Ball.
    Er nahm noch einen, und noch einen, und noch einen.
    Dann gab er auf.
    Sein Atem war heiß, sein Gesicht krebsrot, und die Schläfen hämmerten wie Schlagzeuge in einer Jazzband.
    »Verdammt«, brüllte er. »Verdammt und zugenäht. Zum Teufel! Nichts, nichts und wieder nichts! Zur Hölle, verdammt!«
    Er nahm seinen letzten Ball, legte ihn mit zitternder Hand bereit und traf ihn mit voller Wucht. Er merkte sich die Stelle, an der der Ball ins Wasser gefallen war, und schmiß den Schläger gezielt hinterher.
    Er war noch nicht zufrieden.
    Langsam ging er auf den Teich zu und schmiß auch den Golfbeutel hinterher.
    Der Caddie grinste.
    Das war sein Fehler.
    Das Wasser spritzte wie eine Fontäne auf, als auch der Caddie hinterherflog.

    Die Sonne war über der Bucht von Curlew aufgegangen und lächelte hinunter auf das Wasser. Sie beschien die Vorderseite von Haus Seeblick und verbreitete ihren goldenen Schimmer über den taufrischen Blumen im Garten.
    Drei Häuser weiter parkte ein Möbelwagen. Verschiedene recht interessante Gegenstände und offensichtlich kostspielige Möbel wurden durch den Garten zur Türe eines Hauses getragen, das drei Monate lang leergestanden hatte. Adele, ausgestattet mit der verzehrenden Neugier, dem Merkmal ihres Geschlechtes, hielt alle vier Minuten eine Minute inne, um sich den Hals zu verrenken und den Gegenständen nachzustarren, die nach und nach in dem kleinen Haus verschwanden.
    »Geld!» murmelte sie. »Wer auch immer das Haus gekauft hat, er muß viel Geld haben. Sehr viel Geld! Glückliche Teufel!«
    Wie immer beherrschte auch an diesem Morgen das liebe Geld ihre Gedanken. Sie hatte die ganzen Rechnungen durchgeblättert und war völlig entsetzt gewesen. Im Geiste hatte sie diesen Rechnungen noch die Reparaturkosten für den Lieferwagen der Bäckerei hinzugeschlagen, den Colette in den Fluß gelenkt hatte. Sie war leicht verzweifelt gewesen. Bernie hatte den Geschäftsführer der Firma aufgesucht und zugesagt, im Rahmen einer außergerichtlichen Regelung für alle anfallenden Kosten aufzukommen. Diese Zusage überschattete das ansonsten sonnige Gemüt Adeles. Bis jetzt hatte Colette mehr gekostet als eingebracht, und Adele ärgerte sich ein wenig.
    Ein energisches Klopfen an der vorderen Haustür führte sie von der Betrachtung der kostspieligen Einrichtung der neuen Nachbarn weg; ärgerlich ging sie durch den kühlen Korridor und das Wohnzimmer nach vorn und riß die Tür auf. Vor ihr stand ein kleiner Mann, der nervös mit den Augenlidern zuckte.
    Höflich fragte er: »Mrs. Charlton?«
    Adele schaute ihn erst einmal an, dann bestätigte sie zurückhaltend, sie sei Mrs. Charlton.
    Entschuldigend und verlegen rieb der kleine Mann seine Hände, denn er merkte, daß er vor einem Eisberg stand.
    Er fragte: »Ist Mr. Charlton vielleicht zu sprechen?«
    Adele erwiderte: »Er ist gerade dabei, einen Golfball zu massakrieren. Ich schickte ihn weg, weil das Spiel seine Nerven beruhigt, und das braucht er dringend.«
    Erstaunt sagte der kleine Mann: »Aha, soso!« Er stand auf einem Bein und kratzte den einen Knöchel mit dem freien Schuh. Dann stellte er sich auf das andere Bein und wiederholte die ganze Prozedur.
    »Ich vertrete Mssrs. Catford & Spindle, Bäckerei«, sagte er scheu und klapperte mit seinen Augenlidern.
    Kalt meinte Adele: »Wir backen unser Brot selbst. Ich mag dieses Brot aus dem Laden nicht. Sieht wie Kunststoff aus und schmeckt wie Marmor. Tut mir leid, das wäre alles... Guten Morgen!«
    Sie schlug die Tür zu und schlenderte durch den Korridor zurück.
    An der Treppe angelangt, hörte sie erneut ein energisches Klopfen an der Türe. Sie fluchte leise, kehrte zurück und

Weitere Kostenlose Bücher