Vor Playboys wird gewarnt
mehr, sich noch einmal umzuziehen. Erica beschwerte sich, weil Lucille
Valentino den Kühlschrank nicht gefüllt hatte. Danach wollte sie unbedingt wissen, wie Lucille der Mann gefiel. Sie wich den Fragen ihrer Chefin jedoch geschickt aus, und Erica beendete das Gespräch. Als Lucille gerade ins Schlafzimmer eilte, läutete es an der Tür.
Sie stöhnte auf. Hoffentlich würde Valentino das Kleid nicht als indirekte Aufforderung zu einem sexuellen Abenteuer verstehen, obwohl es eigentlich gar nicht so provozierend war. Die Frauen, mit denen er normalerweise zusammen war, kleideten sich bestimmt viel verführerischer. Wenn ich nicht mit ihm flirte, kann gar nichts passieren, versuchte sie sich einzureden.
Schließlich entschloss sie sich, auf die langen Ohrringe zu verzichten, und legte sie auf den Flurtisch. Nachdem sie wieder zur Vernunft gekommen war, konnte sie nicht mehr verstehen, warum sie sich diesem Mann an den Hals hatte werfen wollen.
Wenn ihr eine gute Ausrede eingefallen wäre, die Verabredung in letzter Minute abzusagen, hätte sie es getan. Doch jetzt musste sie mitgehen, und ihr blieb nichts anderes übrig, als auf der Hut zu sein und sich nicht von ihrem sexuellen Verlangen zu einer unbesonnenen Handlung verleiten zu lassen.
„Sind Sie es, Valentino?" fragte sie kühl über die Sprechanlage.
„Genau der. Sind Sie fertig?"
„Ja." Sie brauchte nur noch ihre Tasche zu holen. „Ich komme."
„Okay."
Sekundenlang überlegte sie, die Schuhe zu wechseln. Doch dann verzichtete sie darauf. Und das war wahrscheinlich ein Fehler, wie ihr klar wurde, als sie im Aufzug nach unten in die Eingangshalle fuhr. Die schwarzen Sandaletten mit den sehr hohen, spitzen Absätzen und den beiden dünnen Riemen über den Zehen und um die Fersen ließen ihre schmalen Füße ungemein verführerisch und sexy aussehen und machten ihre langen Beine noch schlanker. Aber es war eine Qual, darin zu laufen.
Valentino stand draußen unter dem Vordach und beobachtete Lucille durch die Sicherheitstür aus Glas, während sie aus dem Aufzug stieg und auf ihn zukam. Ganz besonders ihre Beine schienen ihm zu gefallen.
Er hatte sich auch umgezogen und trug jetzt eine andere perfekt sitzende schwarze Hose, ein schwarzes Seidenhemd, einen schwarzen Gürtel und schwarze Schuhe. Offenbar hatte die Haushälterin seines Vaters ihm seine Sachen bringen lassen. Er hatte die Frau am Nachmittag angerufen, ehe Lucille sich verabschiedete, und sie gebeten, alles zusammenzupacken und mit einem Taxi in seine neue Wohnung zu schicken.
Sogar das Haar hatte er gebürstet, er hatte geduscht und sich rasiert. Er wirkte genauso attraktiv wie zuvor, aber nicht mehr auf eine raue, wilde, sondern eher auf eine sanfte Art, wie Lucille sich verblüfft eingestand. Sie bekam Herzklopfen. Doch da sie aus ihrer Erfahrung vom Nachmittag gelernt hatte, war sie vorsichtig und verdrängte den Gedanken, Valentinos Interesse an ihr sei vielleicht doch nicht nur oberflächlich und flüchtig.
Playboys umgeben sich nur mit Supermodels, reichen Erbinnen, Popstars und Schauspielerinnen, aber nicht mit so unbedeutenden Frauen, wie ich eine bin, überlegte sie. Er hatte sie eher zufällig und nur aus einer Laune heraus eingeladen, weil er an diesem Abend Gesellschaft brauchte und sie ihm gerade über den Weg ge laufen war. Eine ziemlich zynische Schlussfolgerung, die für Lucille typisch war.
In seinen Augen leuchtete es bewundernd auf, als sie ihn begrüßte.
Natürlich empfand sie es als Kompliment, dass er sie körperlich begehrte. Sie hatte es sich so gewünscht und sich deshalb besonders viel Mühe mit ihrem Aussehen gegeben.
„Wow", sagte er und sah ihr in die Augen. „Dieses Mal passen die Schuhe zum Kleid."
Lucille lächelte ironisch. Wenn meine erotische Stimmung anhält und er mich den ganzen Abend so charmant und verführerisch anblickt, stehe ich früher oder später in Flammen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie spürte, dass sie die Reaktionen ihres Körpers nicht so perfekt beherrschte, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihr prickelte die Haut, und ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
„Was ist aus der Eisprinzessin geworden?" fragte er lächelnd.
„Die muss nach Sonnenuntergang schlafen", erwiderte sie schlagfertig.
„Und die strenge Oberschullehrerin?" neckte er sie, und seine dunklen Augen funkelten vor Vergnügen.
„Die achtet darauf, dass mein Begleiter sich anständig aufführt", entgegnete sie und sah ihn kühl an.
Er lächelte wieder
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