Vor Playboys wird gewarnt
Lucille befürchtete jedoch, sie würde sich und ihm das Essen mit ihren zynischen Bemerkungen verderben.
Und das wollte sie natürlich nicht, denn sie war trotz all ihrer Vorbehalte gern mit ihm zusammen.
„Es tut mir Leid", entschuldigte sie sich deshalb rasch. „Ich hätte nicht davon anfangen dürfen. Es geht mich nichts an, Ihr Liebesleben auch nicht."
Über den Tisch hinweg betrachtete er sie mit finsterer Miene. Dann schüttelte er den Kopf und seufzte frustriert. „Wenigstens ist mir jetzt klar, warum Sie gezögert haben, meine Einladung anzunehmen. Sie glauben, ich sei ein so verantwortungsloser Frauenheld wie mein Vater."
Das stimmte, aber sie schwieg lieber.
„Ich bin jedoch nicht wie er", fuhr Valentino fort. „Dieser Mann hat kein Gewissen, nur seine eigenen Wünsche und Interessen sind für ihn wichtig. Es ist ihm völlig egal, ob er Menschen verletzt. Erst letztes Wochenende ist mir bewusst geworden, was für ein Monster er ist."
Lucille wurde neugierig. „Was hat er denn gemacht?" fragte sie betont ruhig.
In seinen dunklen Augen blitzte es zornig auf. „Was er gemacht hat? Er hat einen Vertrauensbruch begangen!"
„Und wie?"
„Er hat eine junge Frau verführt, die ich ihm vorgestellt habe. Das hat mich sehr verletzt."
Ich hatte Recht, schoss es Lucille durch den Kopf. Vater und Sohn interessierten sich für dieselbe Frau. Der Vater hatte gesiegt, und der Sohn war in seinem Stolz verletzt. Natürlich war er nicht in Flame verliebt, das passte nicht zu seinem Ruf und nicht zu seinem Eingeständnis von vorhin.
Dennoch tat er Lucille Leid. Er wirkte unglücklich und desillusioniert. Eine Freundin zu verlieren war schon schlimm genug, aber sie auch noch an den eigenen Vater zu verlieren war schwer zu ertragen.
Obwohl Valentinos Lebensweise sie in keiner Weise beeindruckte, konnte sie nachvollziehen, wie enttäuscht er über seinen Vater war. Sie selbst war auch von ihren Eltern enttäuscht, weil sie während der Scheidung nicht zu ihr gehalten hatten. Sie hatten nie versucht, ihre Gründe zu verstehen, sondern sie nur verurteilt und kritisiert.
„Es handelt sich um Flame, stimmt's?" sagte Lucille mitfühlend.
Er sah sie überrascht an. „Verdammt, was wissen Sie über Flame? Hat Erica mit Ihnen darüber geredet?"
„Nein, ich habe es mir gedacht. Ich habe das Foto von Ihnen, Ihrem Vater und der jungen Frau in der Sonntagszeitung gesehen. In dem längeren Artikel wurde über die Show berichtet, die Sie mit Flame als Hauptdarstellerin produzieren."
„Das war auch so eine brillante Idee von Max, Werbung für die Show zu machen", antwortete er frustriert. „Ich bin ziemlich sicher, das Foto wurde dazu benutzt, mehr oder weniger diskret anzudeuten, wir hätten eine Dreierbeziehung. Das hatten wir jedoch nicht. Im Übrigen haben Sie Recht, es ging um Flame. Ihr richtiger Name ist Angela."
„Dann war wohl diese Angela bis zum Wochenende Ihre
Freundin, oder?"
„Wie bitte? Du liebe Zeit, nein", entgegnete er irritiert. „Haben Sie das wirklich die ganze Zeit geglaubt? Verdammt! Noch etwas, was mein Vater .zu verantworten hat."
Mit finsterer Miene schüttelte er den Kopf. „Wie soll ich es Ihnen erklären?
Okay, Angela und ich kennen uns schon sehr lange. Sie wissen sicher, dass meine Mutter mit meinem Vater nicht verheiratet war, oder?"
Als sie nickte, lachte er spöttisch auf. „Das war mir klar, es wissen alle.
Mein Vater hat ja kein Hehl daraus gemacht. Dann ist Ihnen wohl auch bekannt, dass meine Mutter eine brasilianische Nachtclubtänzerin war. Sie war sehr schön und sehr ... auffallend. Sie hatte sich auf den Tango spezialisiert.
Mein Vater hatte mit ihr in Paris einen Sommer lang eine Affäre. Zwölf Jahre wusste er nichts von meiner Existenz. Erst als meine Mutter erfuhr, dass sie Krebs hatte und bald sterben würde, hat sie sich mit ihm in Verbindung gesetzt und ihn gebeten, für mich zu sorgen. Vermutlich hat sie nicht damit gerechnet, dass er es tun würde. Aber sie war sehr verzweifelt, und sie war damals sehr arm, weil sie nicht mehr tanzen konnte. Sie konnte überhaupt nicht mehr arbeiten, und in dem Land, aus dem sie kam, gab es keine Sozialhilfe oder dergleichen."
Lucille wollte keine Einzelheiten aus Valentinos Kindheit und Jugend erfahren. Sie wollte weder Mitleid mit ihm haben, noch wollte sie anfangen, ihn zu verstehen oder zu sehr zu mögen. Es war auch so schon schwierig genug für sie, ihm zu widerstehen.
„Was hat Angela denn damit zu tun?"
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