Vor Playboys wird gewarnt
geschlafen?" fragte Valentino, als Lucille sich am nächsten Morgen end lich überwunden hatte, aus ihrem Zimmer zu kommen.
Er saß an der Frühstücksbar auf einem Barhocker und war wieder ganz in Schwarz gekleidet. Vor sich hatte er die Zeitung ausgebreitet, und rechts neben ihm stand ein Becher mit dampfendem Kaffee. Er hatte sich rasiert. Der Dreitagebart, der sich in der Nacht so quälend sinnlich auf ihrer Haut angefühlt hatte, war verschwunden.
Lucille blickte den Mann, der einer Frau einen überwältigenden Höhepunkt nach dem anderen bereiten konnte, ohne etwas für sich selbst zu wollen, neugierig an. Hatte das vielleicht etwas mit Liebe zu tun? Oder wollte er nur sein Ziel erreichen?
Es war ein unglaubliches Erlebnis gewesen, wie sie sich eingestand.
„Danke, sehr gut sogar", erwiderte sie wahrheitsgemäß. „Und du?"
Er zuckte die Schultern und deutete ein Lächeln an. „Ich habe schon besser geschlafen."
„Irgendwie ist es nicht richtig, dass ich nicht ins Büro gehe, denn ich bin nicht krank." Auch das stimmte. Körperlich war sie völlig in Ordnung, nur ihre seelische Verfassung war nicht gut.
„Dann komm doch mit ins Kasino", schlug er vor. „Ich bleibe nicht lange, höchstens zwei Stunden. Nur die Hauptdarsteller sollen noch einmal proben, der Rest der Truppe hat heute frei."
„Warum musst du überhaupt dabei sein? Ist das nicht die Aufgabe des Regisseurs? Du hast ihn doch hoffentlich nicht hinaus geworfen, Valentino, oder?"
„Nein, aber er hat eine Darmgrippe. Deshalb ist er auch so plötzlich hinausgestürmt. Ich hoffe, er ist morgen wieder da. Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich einmal ohne ihn zwischen Angela und Raoul vermitteln kann. Irgendetwas ist mit den beiden nicht in Ordnung. Sie scheinen Meinungsverschiedenheiten zu
haben. Von ihrem Tango, dem wichtigsten Tanz und Höhepunkt der Show, bin ich momentan gar nicht begeistert. Ich muss sie ernsthaft ermahnen. Die Show wird ein Bombenerfolg, egal, wie ich es erreiche, selbst wenn ich mich dafür in einen Tyrannen verwandeln muss."
„Du könntest kein Tyrann sein", erwiderte Lucille nachdenklich.
Valentino lächelte rätselhaft. „Bis jetzt habe ich mich dir nur von meiner besten Seite gezeigt."
Genau das habe ich befürchtet, schoss es ihr durch den Kopf. Dennoch hatte sie nichts dagegen, mitzukommen und zuzusehen, wie er diese Angela tyrannisierte. Es wäre wahrscheinlich ihre einzige Chance, Flame auf der Bühne zu beobachten. Lucille war fest entschlossen, Valentino am Freitagabend nicht zur Premiere zu begleiten. Nach den Ereignissen der vergangenen Nacht brauchte sie natürlich nicht mehr so zu tun, als wollte sie die Affäre beenden. Doch ihre Beziehung sollte momentan noch geheim bleiben.
„Ich begleite dich", sagte sie, „wenn du mir versprichst, keine Reporter hereinzulassen."
Sein Lächeln verschwand. „Ich lade die Presse nicht zu den Proben ein", stieß er hervor. „Aber falls wirklich ein Reporter auftaucht, behaupte ich, du seiest meine Cousine."
„Lieber deine Schwester."
„Ich habe keine Schwester", fuhr er sie an.
„Dann musst du eine erfinden."
13. KAPITEL
Lucille saß ganz hinten im Zuschauerraum und beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung. Valentinos Angebot, sie Angela und Raoul vorzustellen, hatte sie abgelehnt.
„Was soll ich den beiden denn sagen, wer du bist?" hatte er gefragt.
„Ich kann unmöglich behaupten, du seiest meine Schwester."
„Dann verzichtest du eben auf eine Erklärung. Ich halte mich im Hintergrund."
Er hatte ärgerlich geschwiegen.
Mit den beiden Tänzern war er offenbar nicht zufrieden, obwohl Lucille an ihrer Aufführung nichts auszusetzen hatte. Sie war jedoch keine Expertin.
Raoul war ein sehr attraktiver Mann. Er war schlank, nicht ganz so groß wie Valentino, und er bewegte sich elegant und geschmeidig. Wie die meisten Südamerikaner hatte er dunkles Haar und dunkle Augen. Er wirkte stolz und momentan ziemlich mürrisch.
Und Angela ...
Lucille bemühte sich, ihre Eifersucht und ihre Besorgnis zu verdrängen, während sie die junge Frau beobachtete, die Valentino, wie er zugegeben hatte, sehr gern hatte. Sie war eine wahre Schönheit mit den dunklen Augen, den verführerischen Lippen, der gebräunten Haut und den üppigen, sinnlichen Rundungen.
Die beiden probten nicht in den Originalkostümen. Angela hatte ein eng anliegendes Outfit an, und Lucille war überzeugt, dass sie zu den Aufführungen ein Kleid tragen würde, das so heiß
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