Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)

weg.
    Sobald sie eine relativ ungestörte Ecke erreicht hatten, legte sie beschwichtigend die Hand auf sein Jackettrevers. „Es tut mir schrecklich leid“, sagte sie schuldbewusst. „Als ich dich einlud, mich heute Abend zu begleiten, hatte ich bestimmt nicht vor, dich in einem Haus voller Fremder dir selbst zu überlassen.“
    Er hob eine seiner breiten Schultern. „Ich bin schon erwachsen und kann mich selbst beschäftigen. Außerdem hat es mir Spaß gemacht, dich bei deiner Arbeit zu beobachten.“ Er legte ihr die Hand in den Nacken, wo sie seine warmen Finger deutlich auf ihrer Haut spürte, ehe er sie zu einem sanften Kuss zu sich heranzog. Dann richtete er sich wieder auf und strich ihr mit dem Daumen über die Wange. „Du bist etwas ganz Besonderes. Man verehrt dich hier nicht nur wegen deiner Fähigkeiten, eine Veranstaltung wie diese zu organisieren. Ich wurde auch mehrfach von verschiedenen Gästen davor gewarnt, dich ja gut zu behandeln.“
    Sie lachte. „Wenn du möchtest, werde ich denen gern bestätigen, dass du mich regelmäßig gut behandelst.“
    „Verlockend.“ Er grinste schief. „Na ja, vielleicht lieber nicht. Das könnte zu viel Information sein und für die meisten verstörend klingen.“ Mit leiser Stimme fügte er hinzu: „Aber ich bin sehr gern noch einmal so richtig gut zu dir, sobald du dich hier loseisen kannst.“
    „Gib mir eine halbe Stunde. Ich sage nur schnell meiner Mutter, dass sie auf sich allein gestellt ist, nachdem wir die Torte angeschnitten haben.“
    „Abgemacht.“ Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Ich habedir noch gar nicht erzählt, dass ich heute mit den Dreharbeiten fast fertig geworden bin. Es sind nur noch zwei Stunden morgen, in denen gedreht wird. Dann müsste ich eigentlich fertig sein – zumindest mit diesem Teil. Ich weiß, das kommt ein bisschen kurzfristig, aber könnte ich dich dafür gewinnen, für morgen Abend eine Abschlussfeier zu organisieren? Oder für Montag, falls dir das besser passt.“
    „Du bist mit deinem Film fertig?“ Sie hatte gewusst, dass das irgendwann kommen würde, natürlich. Nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass es so schnell passieren würde.
    „Vor mir liegen noch gut eine oder zwei Wochen Nachbearbeitung, aber die Dreharbeiten gehen jetzt zu Ende.“ Augenzwinkernd setzte er hinzu: „Anscheinend liegen wir ein Stückchen vor oder genau innerhalb des Zeitplans. Das bedeutet Boni für uns beide.“
    Genau das hatte sie gewollt, als sie diesen Auftrag annahm. Damit war ihre Ballonrate gesichert – und darum ging es doch, oder? Jetzt konnte sie endlich aufhören, sich Sorgen darum zu machen, ihre Wohnung zu verlieren. Das waren eindeutig gute Neuigkeiten. Als sie Cade verließ, um ihre Mutter zu suchen, sagte sie sich, dass sie sich glücklich schätzen sollte, wieder ihr normales Leben führen zu können.
    Denn das würde sie.
    Sobald sich ihr revoltierender Magen ein wenig beruhigt hatte.
    Sie fand ihre Mutter in der Bibliothek, wo sie sich mit einigen Mitgliedern ihres Bridgeklubs unterhielt. Ava ging zu der kleinen Gruppe. „Ich hoffe, alle amüsieren sich gut?“
    Ein Chor des Lobes erhob sich. „Wundervoll, ausgezeichnet, fabelhaft“, lautete zu Avas Freude das allgemeine Urteil über die Party.
    „Ich bin froh, dass alle zufrieden sind und sich amüsieren“, erklärte sie. „Ich störe auch nur ungern, aber darf ich meine Mutter für eine Minute entführen?“
    Jacqueline wandte sich mit entschlossenem Blick an eine Freundin. „Kein Wort, bis ich zurück bin, Nance.“ Dann erstließ sie sich von ihrer Tochter fortführen.
    „Worum geht es denn?“, wollte Jacqueline wissen, während sie ihr hinaus auf den Flur und in eine ruhige Nische folgte. „In letzter Zeit kursierten Gerüchte, dass die Wilsons sich scheiden lassen wollen. Nancy, die Susan Wilsons Schwägerin ist, wie du weißt, wollte uns gerade … wie nennt ihr jungen Leute das heutzutage? Ein Update geben? Jedenfalls will ich ihren Bericht über den neuesten Stand der Ereignisse auf keinen Fall verpassen.“
    „Ich brauche höchstens eine Minute“, versicherte Ava ihr. „Ich muss wissen, wann du Dads Torte anschneiden willst. Ich fahre danach, aber der Partyservice besteht aus gut ausgebildeten Leuten, also dürfte eigentlich nicht mehr viel für dich zu tun sein. Das Streichquartett ist bis elf gebucht, und die Bar wird so lange geöffnet bleiben, wie du möchtest. Allerdings steigt der Stundenlohn für den Barkeeper nach