Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
hereinkam. Mit zwei Fingern hielt sie außerdem Plastikbecher fest.
Erst da merkte Ava, wie still es inzwischen in der Villa geworden war.
Nur allzu gern war sie bereit, sich von ihren ergebnislosen Grübeleien ablenken zu lassen. Lächelnd begrüßte sie daher die junge Frau, deren Haar heute violett und schwarz war und wild zu Berge stand, als hätte sie in eine Steckdose gefasst. „Sind wir die Einzigen, die noch hier sind?“ Ist Cade schon fort?
„Ich nehme an, der Sicherheitsmann von der Nachtschicht ist hier irgendwo unterwegs. Aber außer ihm und uns beiden ist niemand mehr hier. Cade war der Letzte, der gegangen ist. Vor ungefähr zehn Minuten. Ich musste noch ein bisschen Papierkram erledigen und beschloss, mal nachzusehen, ob du hier noch im Haus bist. Als ich sah, dass dein Auto nach wie vor draußen steht, habe ich mich auf die Suche gemacht.“
Beks ging zu Ava und hielt ihr den Gettoblaster hin. „Hier. Du siehst aus, als könntest du ein bisschen Tanztherapie gebrauchen. Schließ das Ding an, dann schenke ich uns ein bisschen Schampus ein.“
Ava stand auf und ging zur Wand hinter der Sitzecke, bestehend aus einem kleinen Tisch und zwei Sesseln. Doch eine Steckdose fand sie dort nicht. Stattdessen entdeckte sie eine in der mit wunderschönen Schnitzereien verzierten Wandtäfelung. Sie bückte sich, um das Stromkabel des Gettoblasters anzuschließen.
Dann schaute sie zu Beks, die sich in den zweiten Sessel gesetzt hatte. „Wirst du noch eine Weile bleiben, oder gehst du auch gleich nach L.A. zurück?“ Wie Cade? „Falls du noch ein wenig Zeit bis zum nächsten Filmprojekt hast, wäre es toll, wenn du noch ein bisschen bleiben könntest. Ich werde dich nämlich vermissen, wenn du weg bist“, sagte Ava.
Dann schaltete sie den Gettoblaster ein und wählte einen Song von Beks’ CD, die sie bereits eingelegt hatte. Zum Rhythmus von „Only Girl“ von Rihanna richtete Ava sich wieder auf.
Doch zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte sie nicht sofort den Drang zu tanzen. Weder ihre Füße noch ihre Hüften oder Schultern bewegten sich. Alles blieb starr und regungslos.
„Du wirst mir auch fehlen“, sagte Beks. „Aber ich habe keine Ahnung, wann wir abreisen. Der Boss hat mir noch nichts gesagt. Er hatte heute ziemlich üble Laune.“
„Erzähl mal“, forderte Ava sie auf.
Beks ließ den Korken der Sektflasche knallen und schnappte sich einen der Pappbecher, um den aus dem Flaschenhals schäumenden Champagner aufzufangen. Sobald sie zwei Becher eingeschenkt hatte, meinte sie: „Oh, ich hatte den Eindruck, dass du mehr darüber weißt als ich.“
„Von wegen.“ Ava winkte ab. „Er hat keine zwei Worte mit mir gesprochen. Wenn er etwas von mir wollte, hat er es ständig durch dich ausrichten lassen.“
„Ganz genau, also spiel hier nicht die Dumme. Seit wir in derStadt sind, hat er nur Augen für dich gehabt. Und plötzlich redet er nicht einmal mehr mit dir?“ Die Miene der jungen Frau verfinsterte sich. „Was, zum Geier, hast du getan?“
Ach, ich hatte bloß eine kleine Panikattacke, als er mir seine Liebe gestand.
Schuldbewusst kehrte sie zu dem kleinen Tisch zurück und nahm ihren Becher, den sie mit einem einzigen großen Schluck leerte. „Nichts, worüber ich sprechen möchte.“ Da sie Beks’ entschlossene Miene nicht aushielt, drehte sie sich wieder zum Gettoblaster um. Vielleicht konnte sie andere Musik finden, Al Green oder so etwas. Der weckte in ihr immer das Bedürfnis zu tanzen.
Blöderweise blieb beim hastigen Umdrehen ihr Fuß in einer Teppichfalte hängen, sodass sie plötzlich nach vorn fiel. Instinktiv riss sie die Arme hoch, um eine Kollision mit der getäfelten Wand zu vermeiden.
Ihre rechte Hand traf zuerst auf das Holz und rutschte ein Stück daran herunter, über die geschnitzten Rillen und Furchen, bis sie auf einem besonders kunstvollen Muster zu liegen kam. Erschrocken und ein wenig außer Atem hielt sie sich fest.
Und hätte schwören können, dass das Holz unter ihren Fingern nachgab.
23. KAPITEL
Es geht doch nichts über eine gute Nahtoderfahrung, um sich mal wieder vor Augen zu führen, was wirklich wichtig ist im Leben.
B eks eilte zu ihr. „Alles in Ordnung mit dir?“ Sie half Ava aus ihrer unbequemen, gebeugten Haltung auf. „Warte mal!“ Ava scheuchte Beks mit der freien Hand weg, weil sie das Teil, das sich unter ihren Fingern bewegt hatte, nicht erst mühsam wieder suchen wollte. Das würde vermutlich ewig dauern. „Hier
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