Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)

Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)

Titel: Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
Information hatte im Haus der Spencers nie die Runde gemacht.
    „Aber es stimmt. Und meine Mutter ließ nicht locker, bis ich abnahm. Ich habe gestern Abend ein wenig darüber nachgedacht“, gestand sie langsam. „Und ich muss zugeben, dass ich nicht ganz und gar einverstanden mit ihren Methoden war. Aber Liebes.“ Sie beugte sich zu Ava herüber. „Am Ende fühlte ich mich viel besser. Deshalb dachte ich wohl, du würdest dich auch besser fühlen, wenn ich dir ordentlich zusetze.“ Sie betrachtete ihre Tochter. „Aber ich war blind. Erst jetzt habe ich begriffen, dass du längst ein für dich annehmbares, gutes Gewicht erreicht hast. Und zwar schon vor einer ganzen Weile. Du hast selbstverständlich recht – deine Figur hast du von Donalds Muttergeerbt.“ Ein ironisches Lächeln umspielte Jacquelines Mund. „Lange Rede kurzer Sinn – was ich damit sagen will, ist, dass ich dich auf keinen Fall vertreiben möchte. Und ich werde dir wegen deiner Figur auch nicht mehr zu nahe treten.“
    Das erklärte noch nicht, warum sämtliche ihrer Fotografien unterhalb des Schlüsselbeins abgeschnitten waren. Aber es linderte einen Schmerz, den sie mehr oder weniger bewusst ihr ganzes Leben mit sich herumgeschleppt hatte. Ava rutschte zu ihrer Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Das bedeutet mir viel, Mom.“
    „Mutter“, korrigierte Jacqueline sie automatisch.
    „Mutter“, verbesserte Ava sich und verkniff sich einen Seufzer. Insgeheim aber freute sie sich, denn schließlich hatte sie heute den großen Kampf gewonnen.
    Um die kleineren Schlachten würde sie sich ein andermal kümmern.
    Tony verließ Cade, der in einem der unteren Zimmer die letzten Szenen drehte, und ging nach oben in den jetzt verlassenen Ballsaal. In Gedanken an das Gespräch, das er gerade mit dem Regisseur geführt hatte, schloss er die mit Schnitzereien verzierte Doppeltür hinter sich und schaute sich um. Er wollte ganz sicher sein, dass er den Raum für sich hatte.
    Immerhin widerstand er dem Impuls, einen kleinen Freudentanz aufzuführen. Das hatte er schon einmal gemacht und sich prompt zu früh gefreut.
    Außerdem war dies seine letzte Nacht, denn Gallari hatte ihm seine Entlassungspapiere ausgehändigt. Die gute Nachricht war jedoch, dass er das ganze Haus heute Nacht für sich haben würde, sobald die Abschlussfeier für die Crew und die Schauspieler zu Ende war.
    Die ganze Nacht.
    Und einen Teil des morgigen Tages ebenfalls, wenn es nach ihm ging. Die Crew würde morgen früh wiederkommen, um die Ausrüstung abzuholen, aber Cade hatte ihm erzählt, dasser die Sicherheitsfrau von der Tagschicht auch entließ. Sobald die Techniker die teure Ausrüstung abtransportiert hatten, war Scorched Earth Productions aus der Verantwortung entlassen. Danach haftete wieder die Versicherung der Besitzer des Gebäudes. Tony würde bleiben, bis die Crewmitglieder mit Packen fertig waren – aus reiner Güte.
    Er gestattete sich zu lachen. Denn er war schlau wie ein Fuchs. Die gesamte Filmausrüstung befand sich jetzt im Erdgeschoss. Oben war alles leer, was ihm mehr Zeit gab, das Wohnzimmer zu durchsuchen.
    Er ermahnte sich selbst, lieber nicht allzu optimistisch zu sein, was die Chancen betraf, das Versteck doch noch zu finden. Aber ein kleines bisschen Optimismus konnte nicht schaden. Selbst wenn er es heute Nacht nicht fand, würde ihm wahrscheinlich noch Zeit bleiben. Denn er war sich ziemlich sicher, dass es eine ganze Weile dauern würde, bis es irgendjemandem einfiel, den Code für die Alarmanlage zu ändern.
    Wie dem auch sei, auf die eine oder andere Art würde er diese Villa als reicher Mann verlassen.
    „Cade.“
    Die Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen, ob der Einsatz der Digitalkamera oder analoge Aufnahmen für die Schlussszene am besten wären. Er richtete sich auf und wusste, auch ohne sich umzudrehen, wer ihn ansprach. Diese Stimme würde er immer wiedererkennen, selbst wenn er altersschwach und senil wäre.
    Das Problem war nur, dass er momentan nicht mit Ava reden wollte. Das hatte nichts damit zu tun, dass er eine Entscheidung zu treffen versuchte, die längst hätte getroffen werden müssen.
    Seit Ava und er angefangen hatten, gemeinsam an diesem Projekt zu arbeiten, hatte er sich mächtig ins Zeug gelegt. Er hatte alles getan, um Wiedergutmachung zu leisten für die Demütigung, die er ihr auf der Highschool zugefügt hatte. Aber die Kraft hätte er sich sparen können, denn es hatte absolut nichts genützt. Es

Weitere Kostenlose Bücher