Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
strahlte. „Sieh uns an! Wir tragen berühmten Diamantschmuck. Was uns jetzt noch fehlt, sind ein oder zwei Gläser Schampus zur Feier des Tages – und Musik.“Cade war schon unruhig gewesen, bevor Beks angerufen hatte. Nach dem Telefonat mit ihr hielt er es vor Rastlosigkeit kaum noch aus.
Sein Zustand wurde durch die Einsicht, dass er Ava gegenüber vielleicht nicht angemessen reagiert hatte, nicht gerade besser. Dass er ihrer Reaktion auf seine Liebeserklärung nicht besonders feinfühlig begegnet war, hatte er allerdings schon lange vor dem Telefonat mit seiner Assistentin eingesehen. Wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass er die Situation mit der Gewandtheit eines gekränkten Highschool-Romeos gemeistert hatte.
Nur dass seine Gefühle für Ava viel tiefer waren, als es die eines von Lust und Verlangen getriebenen Highschool-Romeos sein könnten. Es hatte wehgetan, dass sie seine Liebe weder wollte noch ihm glaubte. Diesen Schmerz wollte er gar nicht leugnen. Doch als er in seine Wohnung kam und keine Beschäftigung fand, nichts, was seiner sofortigen Aufmerksamkeit bedurft hätte, da kam er allmählich ins Grübeln. Mit dem Ergebnis, dass Avas Mangel an Vertrauen in ihn … na ja, er selbst hatte erheblich dazu beigetragen, dass es ihr heute schwerfiel, Vertrauen zu fassen.
Ja, ja, auch wenn es schon lange her war. Aber das änderte nichts an dem, was passiert war: Er war derjenige gewesen, der sie damals öffentlich zum Gespött gemacht hatte.
Deshalb war es ziemlich scheinheilig, sich heute zu beklagen und von ihr zu verlangen, endlich darüber hinwegzukommen und die Sache zu vergessen. Er selbst hatte die Bitten seiner eigenen Mutter um Vergebung bis vor drei Jahren ignoriert.
Niemand außer ihm wusste besser, wie schwer es war, mit Alan Gallaris kaltem Perfektionismus zu leben. Trotzdem hatte er seiner Mutter die Schuld dafür gegeben, dass er sich wertlos fühlte. Dabei war allein sein alter Herr dafür verantwortlich. Doch Cades Zorn ging zu einem Großteil darauf zurück, dass seine Mutter die ganze Zeit gewusst hatte, warum sein Vater ihn auf diese Weise behandelte. Und statt ihrem Sohn zu erklären,warum sein Vater ihn hasste, behielt sie dieses Geheimnis für sich. Sie überließ es Cade, es selbst herauszufinden und mit dieser Information zurechtzukommen.
Und er hatte lange gebraucht, um seine Wut zu überwinden. Vielleicht sollte er sich also einfach zusammennehmen und Ava sagen, dass er ihr alle Zeit der Welt gab, um ihm endgültig zu verzeihen und wieder Vertrauen zu ihm zu fassen.
Denn das würde sie eines Tages, davon war er überzeugt. Sie redete mit ihm, schlief mit ihm, als liebe sie ihn. Er musste ihr nur ein wenig Luft lassen und sie stärken, wenn ihre Unsicherheiten ihr mal wieder zu schaffen machten. Ungeduld war in dem Fall völlig fehl am Platz.
Allerdings war das momentan nicht seine Hauptsorge. Seit Beks ihn angerufen hatte, um ihm mitzuteilen, dass Ava die Wolcott-Juwelen gefunden hatte, quälte ihn eine innere Unruhe. Er lief in der winzigen Wohnung auf und ab, von der Küchenzeile bis zur Wohnungstür und wieder zurück, was eine unbefriedigend kurze Strecke war. Irgendetwas beunruhigte ihn zutiefst, ohne dass er es näher hätte benennen können.
Das ergab überhaupt keinen Sinn. Schließlich waren das wundervolle Neuigkeiten. Es war nicht nur toll für Ava und ihre Freundinnen, sondern auch die Krönung für seinen Dokumentarfilm. Cade hatte es im Gefühl, dass es eine großartige Dokumentation werden würde. Und die Art von Publicity, die die Entdeckung der Juwelen dem Film bescheren würde, konnte man nicht mit Geld erkaufen. Weit und breit waren eigentlich keine Nachteile zu sehen.
Er blieb unvermittelt stehen. Ja. Das war es. Ava und Beks hielten sich ganz allein auf in dem alten Anwesen, und zwar mit einem Vermögen in Form wiedergefundener Diamanten. Eigentlich dürfte das kein großes Problem sein, doch die Sache gefiel ihm nicht.
„Ach, vergiss es“, sagte er, sich selbst tadelnd. „Du übertreibst.“ Sein Instinkt lag falsch. Außerdem war der Sicherheitsmann von der Nachtschicht auch noch da, und dessen Aufgabebestand schließlich darin, niemanden ins Gebäude zu lassen.
Andererseits war schon der ganze Tag nicht besonders gut für Cade gelaufen. Was, wenn ausgerechnet dies die Nacht war, in der Tony eins über den Schädel bekam, während er draußen seine Runde machte?
Jetzt übertreibst du wirklich, Mann.
Trotzdem. Cade hatte gelernt,
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