Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
könnte ein Geheimfach versteckt sein.“
Beks hielt inne. „Im Ernst?“
„Ich bin mir nicht sicher, auf was ich hier gestoßen bin, aber ich habe da etwas gefühlt. Es hat sich bewegt. Warte mal eine Sekunde.“
Na schön, es würde ein wenig länger dauern, wie Ava nach einigen Minuten einräumen musste. Das Bücken war schwierig und anstrengend für den Rücken, doch als sie in die Hocke zu gehen versuchte, stellte sie fest, dass sie zu tief war, um genau erkennen zu können, wonach sie eigentlich suchte. Sie schaute zu Beks, die einen knappen halben Meter entfernt wartete. „Schieb mir mal den Sessel da herüber, ja?“
Beks erfüllte ihre Bitte, sodass Ava sich setzen konnte. „Ah, das ist schon viel besser“, sagte sie erleichtert und drückte den Rücken durch, ehe sie sich mit einem zuversichtlichen Lächeln an die Assistentin wandte. „Okay, mal sehen, ob das hier genauso ist wie das andere.“
Beks verfolgte staunend, was Ava da tat. „Gibt es hier etwa noch ein Geheimfach?“
„Es gibt noch einen ganzen Geheimschrank. Jane bewahrte Miss Agnes’ Couture-Sammlung darin auf, als sie die Ausstellung letztes Jahr im Metropolitan Museum vorbereitete.“
„Du und deine Freunde, ihr seid wirklich interessant“, murmelte Beks.
Ava grinste und widmete sich wieder den Schnitzereien. Sie hatte unter ihren Fingern ein sanftes Vibrieren verspürt bei der Berührung aller möglichen Punkte, einschließlich dem, bei dem sie zumindest geglaubt hatte, dass das Holz nachgab. Sie suchte weiter, und es schien eine Ewigkeit zu dauern.
Das Ding war störrisch und wollte einfach nicht nachgeben. Ava dachte schon daran aufzugeben, als sie plötzlich spürte, wie etwas nachgab. Im nächsten Moment wich ein Teil der Wand zurück und glitt nach links auf.
Ava starrte auf die Öffnung, etwa dreißig mal zwanzig Zentimeter groß. Sie war so geschickt in das Schnitzwerk der Vertäfelung eingelassen, dass sie kaum auffindbar sein dürfte. Zumindest für jemanden, der von ihrer Existenz nichts wusste.
Ava war sich ziemlich sicher, dass sie genau das unter ihrer Hand gespürt hatte, und selbst da konnte sie die Konturen nicht ertasten. Verblüfft sah sie zu Beks. „Wir sind drin.“
Beks gab einen quietschenden Laut der Begeisterung von sich und presste die Lippen zusammen, als müsse sie einen Schrei unterdrücken. Dazu wedelte sie wild mit den Händen.
Ava holte tief Luft, wandte sich wieder der Öffnung in der Wand zu und griff hinein. Sie ertastete mehrere übereinandergestapelte Lederkästchen und gab selbst einen quietschenden Laut von sich.
Sie nahm die Kästchen heraus, legte sie sich in den Schoß und drehte sich anschließend so, dass Beks alles sah. Ava zog ein flaches rechteckiges Kästchen aus schwarzem, leicht abgewetztem Leder von ganz unten aus dem Stapel. Sie öffnete es und starrte benommen auf den Inhalt, der aus funkelnden Diamanten auf schwarzem Samt bestand.
„Ach du Schande“, flüsterte sie und hob die aufwendig gearbeitete Halskette aus den Zwanzigerjahren von ihrem Samtbett. „Wow. Ich habe sie auf einigen Fotos gesehen. Aber das hier ist einfach beeindruckend.“
Die Kette bestand ganz aus Platin und unzähligen Diamanten in einem Art-déco-Design, das aus filigranen Gliedern bestand,die sich mit diamantbesetzten Dreiecken abwechselten, bis das Muster von quadratisch geschliffenen Diamanten abgelöst wurde. Diese wiederum waren eingefasst von diamantbesetzten dreieckigen Kettengliedern, die auf ein funkelndes v-förmiges Mittelstück zuliefen, in dem ein riesiger runder Diamant thronte, unter dem ein weiterer, birnenförmiger Diamant hing.
Ava wischte sich die Tränen aus den Augen und sah zu Beks auf. „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich tatsächlich irgendwann die Wolcott-Suite finden würde. Selbst als sich die Wand öffnete und ich die Kästchen ertastete, konnte ich es nicht glauben. Obwohl ich es natürlich längst ahnte.“
Beflügelt von der Aufregung über diese Entdeckung, hielt sie sich lachend die Kette an den Hals. „Wie sehe ich aus?“ Ohne auf die Antwort zu warten, warf sie Beks ein mittelgroßes Kästchen zu. „Hier, das kannst du aufmachen. Ich wette, darin befindet sich das Armband. Oder vielleicht die Haarklammern.“ Sie hob das kleinste Kästchen hoch. „Und ich wette, hier drin sind die Ohrringe.“
Das Armband hatte sie im richtigen Lederkästchen vermutet, und sie drängte Beks, es anzuprobieren. Sie selbst klemmte sich die Ohrringe an ihre
Weitere Kostenlose Bücher