Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
übermorgen an der Reihe. Bei der Vorstellung, dass eine Kamera jeden meiner Fehler aufzeichnet, wird mir ganz flau im Magen.“ Sie schenkte ihm ein weiteres Lächeln. „Ich kann Ihnen aber versichern, dass man Ihnen die Nervosität nicht angemerkt hat. Sie wirkten sehr natürlich.“
Indem sie den Arm warnend ausstreckte, verhinderte sie den Zusammenprall zwischen ihnen und dem Hilfsbeleuchter Ryan, der gerade vorbeirauschte. Ava nahm sich vor, mit dem Oberbeleuchter zu sprechen, damit er den Jungen zu ein bisschen mehr Vorsicht ermahnte. Immerhin waren sie innerhalb weniger Minuten knapp zwei Unfällen entgangen.
„Mir ist allerdings aufgefallen, dass Sie vorher nichts gegessen haben“, bemerkte sie, als sie ihren Weg fortsetzten. „Wie wäre es also mit einer Tasse Kaffee oder Tee? Oder vielleicht einem Softdrink? Es gibt auch noch köstliches Gebäck, das ein Riesenhit bei der Filmcrew ist. Ich habe ein paar Stücke zur Seite geschafft, damit wir auch etwas abbekommen.“
Seine Miene drückte Dankbarkeit aus. „Das wäre nett. Jetzt,wo das Interview vorbei ist, kehrt mein Appetit nämlich zurück.“
Sie lachte, denn sie kannte das sehr genau. Sie führte Mr Tarrof an Collin vorbei, der inzwischen damit beschäftigt war, unter Jim Shorts Anweisungen einen Scheinwerfer zu bewegen. Sobald sie diesen Bienenkorb an Aktivitäten hinter sich gelassen hatten, gelangten sie mit wenigen Schritten über den Flur in die Küche.
Ava deutete auf das Buffet. „Nehmen Sie sich, worauf Sie Appetit haben. Ich hole Ihnen etwas von dem Gebäck, von dem ich Ihnen erzählt habe.“
Mr Tarrof schenkte sich Kaffee ein und hob den Deckel des Topfes mit Avas Tagessuppe. Nach Taco duftender Dampf stieg auf. Während Ava das Gebäck auf einen Teller legte, meinte er: „Darf ich Sie fragen, woher Sie Agnes kannten?“ Er nahm sich ein paar Weintrauben und Käsewürfel. „Sie sind noch sehr jung.“
„Miss Agnes nahm sich meiner und meiner beiden besten Freundinnen an, als wir zwölf waren.“ Voller Zärtlichkeit erinnerte sie sich an diese Zeit. „Sie war immer für uns da, ob es uns nun gut oder schlecht ging.“ Ava brachte ihm den Teller mit dem Gebäck. „Hier, probieren Sie mal.“
Seine blassblauen Augen hellten sich auf, als er begriff. „Sie sind eine von diesen jungen Frauen, denen sie ihr Anwesen hinterlassen hat.“
Ava legte ihm eine der Galettes, die beim Filmteam so beliebt waren, auf den Teller. Dann nahm sie ihm den Teller aus der Hand und stellte alles auf ein Tablett. „Ja, stimmt.“ Sie führte ihn zu einer kleinen Ansammlung von Tischen, die sie nahe der Tür zur Speisekammer arrangiert hatte.
„Na, so was“, sagte er, während er ihr folgte. „Dass eine Wolcott-Erbin bei den Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm in der Küche arbeitet, hätte ich nicht erwartet.“
Ava stellte das Tablett auf einen Tisch und forderte Mr Tarrof mit einer freundlichen Geste auf, sich zu setzen. Er war nicht der Erste, der fand, dass ihre Arbeit unter ihrem Stand sei.
Die Ehre gebührte ihrer Mutter.
Tarrof verzog das Gesicht, als er sich setzte. Offenbar war ihm gerade klar geworden, dass er sich nicht besonders diplomatisch ausgedrückt hatte. „Verzeihen Sie, Miss, das war taktlos. Ich wollte Sie nicht beleidigen.“
„Haben Sie nicht.“ Sie nahm die Sachen vom Tablett und stellte sie vor ihn. Dann klemmte sie sich das Tablett unter den Arm und zwinkerte Tarrof zu. „Ich könnte einfach behaupten, dass ich hier bin, um ein Auge auf meinen Besitz zu haben. Aber die Wahrheit ist, dass ich Concierge bin, persönliche Betreuerin. Das klingt vornehmer als ‚Mädchen für alles‘. Momentan kümmere ich mich um den Fahrdienst und die Verpflegung für Scorched Earth Productions. Und morgen?“ Sie zuckte die Schultern. „Wer weiß? Vielleicht führe ich den Hund für jemanden aus, arrangiere einen Skiurlaub oder eine Party für zwölf Personen. Das ist nicht jedermanns Sache, aber mir macht es riesigen Spaß.“
Er musterte sie genauer. „Ich habe schon von Ihnen gehört“, sagte er langsam. „Ich kam vorher nicht drauf. Sie sind Ava … äh, Ava …“ Der Ausdruck angestrengten Nachdenkens verschwand von seinem Gesicht, und seine Miene hellte sich auf. Er schnippte mit den Fingern. „Spencer, nicht wahr? Donalds und Jacquelines Tochter?“ Er nahm seine Kaffeetasse und legte beide Hände darum. „Sie sind Mitzi Kempers Juwel.“
Sie lachte laut. „Nennt sie mich so? Sie ist eine reizende
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