Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
Frau.“
„Ja, die Welt ist klein.“ Er biss von dem Gebäck ab und lächelte anerkennend. „Möglicherweise brauche ich auch einmal Ihre Dienste. Haben Sie eine Visitenkarte?“
„Natürlich. Warten Sie, ich hole rasch eine.“ Sie ging in die Speisekammer, wo sie ihre Handtasche aufbewahrte, nahm eine Karte heraus und notierte sich in ihrem Handy die Aufforderung, morgen neue Visitenkarten und einen Halter mitzubringen. Man musste schließlich diese Gelegenheit zur Eigenwerbung ausnutzen.
Kurz darauf überreichte sie Mr Tarrof eine Karte und schenkte sich selbst eine Tasse Kaffee ein, ehe sie sich wieder zu ihm gesellte.Sie kam wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. „Darf ich Ihnen zu Ihrem Interview noch ein paar Fragen stellen?“
„Klar doch. Es kommt schließlich nicht jeden Tag vor, dass eine attraktive junge Frau einen alten Trottel wie mich um Rat fragt.“
Sie gab einen skeptischen Laut von sich. „Von wegen. Ich wette, Sie können sich vor Verehrerinnen kaum retten.“
Darüber mussten sie beide grinsen. Ava wurde jedoch schnell wieder ernst. „Ich bin nervös wegen meines Interviews und habe mich gefragt … Sie haben angedeutet, dass Sie vor Ihrem Interview ebenfalls nervös waren. Trotzdem wirkten Sie natürlich und entspannt. Wie haben Sie das hinbekommen? Sie sahen wirklich aus, als könnten Sie noch stundenlang weiterplaudern. Und das alles haben Sie vor dem Frühstück absolviert.“
„Danke für das Kompliment, aber ich glaube, dieser Eindruck ist allein auf Mr Gallaris Interviewtechnik zurückzuführen.“ Er runzelte ein wenig die Stirn. „Während des Vorgesprächs am Telefon versuchte ich ihn die ganze Zeit dazu zu bewegen, mir eine Liste mit den Fragen zu geben, die er stellen würde, damit ich mich schon ein bisschen vorbereiten könnte. Ich wollte nicht als Idiot rüberkommen.“
Ava nickte heftig. „O ja, das will ich auch nicht.“ Vor allem war Cade Gallari der letzte Mensch, vor dem sie blöd klingen wollte. „Ist es das, was ich tun sollte? Soll ich Cade um eine Liste der Fragen bitten, die er mir stellen wird, damit ich mich vorbereiten kann?“
„Dummerweise läuft es nicht so. Er erklärte mir, er sei strikt gegen vorbereitete Fragen. Ich gebe zu, das gefiel mir nicht besonders. Zum Glück ist er ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Er gibt einem das Gefühl, als sei alles, was man sagt, für ihn von glühendem Interesse.“
Ava musste ihm recht geben. „Er macht tatsächlich einen sehr umgänglichen, lockeren Eindruck.“ Sie hatte beobachtet, wie Cade seinen Sessel nah an den von Mr Tarrofs rückte. Genauso hatte er es neulich Abend in ihrer Wohnung gemacht. Bei ihrerBeobachtung hatte sie sich gefragt, ob diese Eigenheit einfach nur ein einstudierter Schachzug war, weil er irgendwann einmal festgestellt hatte, dass das gut funktionierte.
Aber wenn es sich dabei um einstudiertes Verhalten handelte, dann besaß er enormes Schauspieltalent. Wahrscheinlich könnte er dann vor der Kamera mehr Geld verdienen als dahinter. Es fiel ihr schwer, irgendetwas Gutes über diesen Mann zu denken. Trotzdem konnte sie nicht bestreiten, dass er von dem, was Stan Tarrof vor laufender Kamera erzählte, aufrichtig fasziniert zu sein schien.
„Ich muss gestehen“, fuhr der alte Gentleman fort, „dass er mich letztlich zu den Dingen befragte, über die wir zuvor gesprochen hatten. Dadurch war es weitaus weniger stressig, als ich befürchtet hatte.“
„Tja.“ Seufzend stand Ava auf. „Dann gibt es wohl weder einen geheimen Händedruck noch irgendein Patentrezept. Ich werde mich einfach irgendwie durchwursteln müssen.“ Sie schenkte Tarrof ein dankbares Lächeln. „Ich kann nur hoffen, dass ich wenigstens annähernd so interessant rüberkomme wie Sie.“
Cade war durch Avas tiefes sinnliches Lachen ein wenig aus dem Konzept geraten. Das passierte ihm jedes Mal. Beks führte die nächste Interviewpartnerin zu ihm. Doch statt der Frau die Nervosität zu nehmen, während Kyle ein Mikroport an ihr befestigte, schweiften seine Gedanken ab.
Ein solches Lachen konnte er Ava nie entlocken. Das sollte ihm gleichgültig sein, doch aus irgendeinem Grund war es das nicht. Er hatte keine Ahnung, wieso. Schließlich war es nicht so, dass er sich in all den Jahren nach ihr verzehrt hätte.
Genau deshalb hätte es ihn auch völlig kaltlassen müssen, als sie gegen ihn stürzte und er ihre weichen Rundungen deutlich spürte, ihre Wärme, die in Wellen auf ihn überzugehen
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