Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
versprach wie in diesem Fall. Nur hatte er diesen Job mit falschen Referenzen bekommen. Er hatte sich nicht allzu viel Mühe dabei gegeben, weil er nicht damit gerechnet hatte, lange genug hier zu sein, dass es eine Rolle spielte. Jetzt wurde die ganze Sache durch den gefälschten Lebenslauf riskanter.
Seine Chancen standen nach wie vor gut, dass niemand je auf die Wahrheit stieß. Aber darauf ankommen lassen wollte er es lieber auch nicht. Besonders da dieser Gallari für Tonys Geschmack viel zu intelligent war.
Andererseits wollte Tony seine Zelte keineswegs schon abbrechen. Sein Ziel war einfach – schnapp dir die verdammten Klunker, und dann hau ab, und genieße dein sorgenfreies Leben.
Auf keinen Fall wollte er wegen Betrugs ins Gefängnis wandern. Nicht mal als Zeuge gefragt werden, denn er konnte es sich nicht erlauben, dass man ihn genauer unter die Lupe nahm. Dafür war seine Liste der Decknamen viel zu lang. Außerdem war mit Sicherheit auf den einen oder anderen dieser falschen Namen eine Belohnung ausgesetzt. Höchstwahrscheinlich sogar in mehreren Bundesstaaten.
Diese Masche mit der Tagschicht lief überhaupt nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Es wäre besser gewesen, wenn Onkel Mike ein bisschen genauere Angaben zum Versteck in der Wand gemacht hätte. Dann wäre Tony längst weg. Aber deralte Mann hatte immer weitergeplappert, bis er schließlich sein Leben aushauchte. Was soll’s. Tony musste sich mit den Gegebenheiten abfinden.
Um diesen Job zu bekommen, war eine Mischung aus purem Glück, überzeugendem Auftreten und harter Arbeit nötig gewesen. Wie üblich war eine Frau mit im Spiel. Die Damen um den Finger zu wickeln gehörte zu seinen Stärken. In diesem Fall hieß sie Mildred – wer nannte denn heutzutage sein Kind eigentlich noch Mildred? Diese Mildred war sehr simpel gestrickt und für die Einstellungen bei der Sicherheitsfirma zuständig, die laut seiner Recherchen für Scorched Earth Productions arbeitete. Tony führte die Dame zum Essen aus, umwarb sie und ließ irgendwann in einer Unterhaltung fallen, dass er einen neuen Job suche, da ihm das Geld aus seinem alten Job nicht mehr reiche.
Das erinnerte ihn an etwas. Er blieb auf dem Flur stehen und nahm sein Blackberry aus der Tasche. Nachdem er ihr eine kurze Nachricht geschickt hatte, steckte er das Mobiltelefon wieder ein und setzte seinen Weg fort.
Es zahlte sich immer aus, nützliche Verbindungen aufrechtzuerhalten – man konnte schließlich nie wissen, wann man sie wieder gebrauchen konnte.
Aber so dankbar er Mildred auch für diesen Job war, so deutlich erkannte er inzwischen, dass er unbedingt die Nachtschicht brauchte. Nachts wäre es ruhig, und er bräuchte nur gelegentlich einen Rundgang durch die Villa zu machen. Ansonsten konnte er sich stundenlang den komplizierten Schnitzereien in der Täfelung widmen, um endlich das Juwelenversteck zu finden.
Das Problem war nur, dass John diesen Posten hatte und Tony ihn nicht einfach fragen konnte, ob er die Schicht mit ihm tauschen wollte. Welche Möglichkeiten blieben ihm? Sollte er den Mann von der Nachtschicht vor einen Bus schubsen? Seine Bremsen manipulieren oder ihm einen Baseballschläger auf den Kopf hauen?
Tony stieß angewidert die Luft aus. Er war Betrüger, kein gewöhnlicher Gewaltverbrecher – auch wenn er notfalls zu Gewaltgreifen konnte, wenn die Situation es erforderte. Aber er war sich ziemlich sicher, dass es eine bessere Lösung gab.
Zum Beispiel war da noch Beks. Tony kam nicht dahinter, ob sie einfach nur grundlos in den Himmel gelobt wurde oder wirklich besondere Fähigkeiten als Mädchen für alles hatte. Was er jedoch genau wusste, war, dass sie bei allen, einschließlich Gallari, beliebt war. Tatsächlich gab der Regisseur und Produzent ihr reichlich freie Hand für einen Mann in seiner Position. Vielleicht versuchte der Kerl, sie ins Bett zu bekommen. Oder er hatte bereits eine Affäre mit ihr. Tonys Typ war sie nicht, aber möglicherweise übersah er da einfach etwas. Er war stets für einfache Lösungen.
Deshalb ging er jetzt nach unten, um sich Beks mal genauer anzusehen.
Gallari und seine Crew waren schon wieder mit den Dreharbeiten beschäftigt, also würde er schnell sein müssen. Denn zu Beks’ Aufgaben gehörte es, die Leute zu ihren Interviews zu führen. Tony wusste nicht, wie lange das momentane Interview noch dauern würde. Aber oben warteten mindestens noch zwei weitere Personen, die interviewt werden sollten. Nachdem er
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