Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
vollen Körperkontakt in der Küche der Villa gestern Abend. Hauptsächlich aber war sie damit beschäftigt gewesen, zu verdrängen, was sie nach dem verdammten Kuss, der Cade zweifellos erst zu besagtem Körperkontakt angespornt hatte, nicht hätte sagen sollen.
Zum Beispiel, dass sie Berufliches und Privates strikt trennte.
Damit nicht genug, musste er sich durch ihre Worte, er könne ihre Meinung niemals ändern, erst recht provoziert fühlen.
Was hast du dir nur dabei gedacht? fragte sie sich inzwischen. Na toll, für sie galt tatsächlich ihr eigenes ungeschriebenes Gesetz, keinen Sex mit ihren Kunden zu haben, die sie engagierten. Trotzdem hätte sie diesen kurzen Moment der Unvernunft in Cades Armen einfach abhaken und ihre große Klappe halten sollen. Auf keinen Fall hätte sie etwas äußern dürfen, was gerade er als Herausforderung betrachten würde.
Mist. Dabei wusste sie doch, wie ehrgeizig er war. Zumindest hätte sie es wissen müssen, schließlich reichte ihre eigene Erfahrung mit seinem Ehrgeiz bis in die fünfte Klasse zurück. Damals hatte sie ihn zum ersten Mal „Arschgesicht Gallari“ genannt. Das war ihr herausgerutscht, nachdem er ihr beim Tanzabend im Jachtklub Punsch über ihr hübsches Kleid und in ihre Haare gekippt hatte. Nicht, dass es ihn allzu sehr gestört hätte, von ihr auf diese Weise beschimpft zu werden. Erst als sie ihm schwor, nie wieder mit ihm zu tanzen, hatte er es sich zur persönlichen Mission gemacht, ihr zu beweisen, dass sie damit falschlag.
Genau das schaffte er auch, und es war nur der erste einer Reihe von Siegen im Lauf der Jahre, wann immer sie ihn herausforderte.
Mit finsterer Miene blieb sie stehen, um zu Atem zu kommen und vielleicht einen Blick auf die Bewohner von Kitty Harbor zu erhaschen. Leider waren die Türen, die in den großen sauberen Garten führten, in dem die geretteten Katzen oft spielten und faulenzten, noch geschlossen. Also musste sie darauf verzichten, sich mit dem Anblick der süßen kleinen Tiere abzulenken. Achselzuckend machte sie sich an der Kreuzung, über der der West Seattle Freeway Richtung Süden führte, auf den Heimweg. Und endlich hörte sie auf, ihr Problem zu verdrängen.
Sie mochte in den vergangenen Jahren ja weit gekommen sein und sich entwickelt haben. Dennoch würde sie stets eine Frau bleiben, die für Herausforderungen sorgte. Manchmal absichtlich, manchmal nicht. Und Cade war nun einmal, wie er war. Erwürde wahrscheinlich immer ein Idiot bleiben und ihr beweisen wollen, dass sie sich irrte.
Nun, sie irrte sich aber nicht. Jedenfalls nicht, was ihre Behauptung anging, dass sie sich nicht mit ihm einlassen würde. Sie waren wie Öl und Wasser, deshalb wäre es katastrophal, sich mit diesem Mann auf eine Affäre einzulassen. Ganz egal, wie groß die Anziehung zwischen ihnen war. Ja, sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Er hatte einfach etwas an sich, auf das sie reagierte wie eine Katze auf Katzenminze. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich nicht beherrschen konnte. Schließlich hatte sie sich seit über zehn Jahren in Selbstbeherrschung geübt, was das Essen anging.
Wenn Cade sie das nächste Mal aus dem Konzept zu bringen versuchte, würde sie gewappnet sein. Denn sie versuchte nicht mehr, sich etwas vorzumachen. Cade würde ganz sicher nicht aufgeben.
Nein, sie kannte ihn. Es würde ein nächstes Mal geben.
Ava war auf dem Rückweg von der Wende in der Spokane Street schneller als auf dem Hinweg. Als sie ihre Wohnung betrat, klingelte das Telefon. Sie schaute auf ihre Uhr und fragte sich, wer, um alles in der Welt, morgens um halb sieben anrief.
Als sie auf das Display schaute, seufzte sie. Trotzdem meldete sie sich. „Hallo, Mutter.“
„Warum habe ich die Einladungen noch nicht erhalten, Ava?“
„Dir auch einen guten Morgen“, entgegnete Ava trocken. „Du musst eben öfter als nur einmal pro Woche deine E-Mails checken. Ich habe dir letzte Woche eine Datei mit der Einladung geschickt.“
Am anderen Ende der Leitung herrschte einen Moment Schweigen. Dann: „Ich hasse diese moderne Technik. Warum können die Leute sich nicht mehr per Post verständigen?“
„Weil sie eine schnellere und oft effizientere Möglichkeit der Kommunikation gefunden haben. So empfinde ich es jedenfalls meistens. Mein Job hält mich ziemlich auf Trab, Mom.“
„Mutter“, verbesserte Jacqueline sie.
„Ja.“ Ava atmete tief durch und biss die Zähne zusammen. „He, da wir gerade von meinem Job sprechen. Ich
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