Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
ihm eins über den Schädel.
Und nun stand er hier vor der Küche der Villa und musste befürchten, dass er im Gefängnis landen würde.
Dabei sollte das hier doch ein leichter Job sein.
Bisher hatte er aber nichts als Pech gehabt.
Ava hatte bisher geglaubt, es sei chaotisch, einen Dokumentarfilm zu drehen. Im Lauf der Woche stellte sie fest, dass der Interview-Teil kein Vergleich zu den Filmaufnahmen war.
Ein ganzer Berg an zusätzlicher Ausrüstung wurde notwendig. Sie wusste nicht, ob es allein an der Menge lag oder ob die Filmausrüstung auch größer war als das Digitalequipment. Wie dem auch sei, das Zeug schien jeden verfügbaren Platz zu beanspruchen.
Was sie jedoch genau wusste, war, dass der Lärmpegel vor und nach den Filmaufnahmen heute einen neuen Höhepunkt erreicht hatte. Was kaum überraschend war, wenn man bedachte, wie viele Leute sich plötzlich in der Villa aufhielten. Jedermanns Aufgabe schien noch spezifischer zu sein als bei den Interviews. Die Assistenten hatten Assistenten.
Zumindest gewann Ava diesen Eindruck. Mit Sicherheit vermochte sie nur zu sagen, dass die Bereitstellung des Essens für diese Meute auf einen Schlag keine angenehme Aufgabe mehr war. Jetzt kam es ihr so vor, als hätte der Tag nicht mehr genug Stunden, um alles zu bewältigen.
Obwohl sie das Ausmaß eigentlich hätte ahnen müssen, da Cade ihr eine Liste der zusätzlichen Crewmitglieder gegeben hatte. Sie hätte also gewappnet sein müssen, zumal sie ja auch einige Vorkehrungen getroffen und den Transport der zusätzlichen Techniker und Schauspieler arrangiert hatte. Aber derartige Aufgaben bewältigte sie im Schlaf.
Es brauchte ein bisschen länger, bis ihr Verstand die logistische Herausforderung, diese weitaus größere Menge an Leuten zu versorgen, meisterte. Und ihr Verstand sagte ihr auch, dasses viel zu früh war, um in Panik zu geraten. Dies war schließlich der erste Tag – natürlich waren da einige Änderungen notwendig.
Vom Gefühl her sah sie die Sache anders. Ava war es gewohnt, gute Arbeit zu leisten. Allein für das Einkaufen und die Vorbereitungen hatte sie mehr Zeit als erwartet gebraucht. Obwohl alle wie die Heuschrecken über das Essen hergefallen waren, wusste sie immer noch nicht genau, wie viele Portionen ausreichend sein würden.
Früher hatte sie für die größeren Aufträge, die sie bekam, professionelle Partyservice-Unternehmen beauftragt. Diesmal war sie ganz auf sich allein gestellt. Sie würde das Ganze also noch einen weiteren Tag beobachten. Wenn es in diesem frenetischen Tempo weiterging, müsste sie sich etwas einfallen lassen.
„Na heul doch“, spottete sie über sich selbst und stellte die zweite Ananas des Tages auf die Küchenarbeitsfläche, eine weitere Schale mit Äpfeln, eine mit Kiwischeiben und eine mit Erdbeeren.
Bevor sie anfing, alles zu schneiden, schüttete sie ein Netz Mandarinen in eine Schale, die sie aufs Buffet stellte. Das und die bereits dezimierte Wurstplatte mussten für diejenigen reichen, die zwischendurch auf eine Kleinigkeit vorbeikamen, bis Ava das restliche Buffet wieder aufgefüllt hatte. Ihre Suppe, die sie mit Resten verlängert hatte, köchelte bereits. So, wie die neue, größere Filmcrew sich darüber hergemacht hatte, würde sie demnächst wohl zwei Töpfe voll kochen müssen.
Na fabelhaft. Das würde weitere vierzig Minuten Arbeit abends bedeuten.
Seufzend nahm sie sich ein dickes hölzernes Schneidbrett und ein Messer, um sich ans Werk zu machen und sich abzureagieren.
Wahrscheinlich konnte sie Cade um eine Assistentin bitten. Für einen geringfügigen Betrag war sicher jemand zu finden, der stundenweise mithalf. Das Budget für diese Produktion war schließlich groß genug. Und wenn ihr Stolz sie davon abhielt, ihn darum zu bitten, war sie ganz allein schuld.
Was sie noch mehr wurmte.
Während dieser Arbeitstag seinen Lauf nahm, versuchte sie nicht mehr daran zu denken. Es war einfach Pech, dass die junge Frau mit diesem intensiven, scheinbar die Seele aus dem Leib saugenden Blick die Küche betrat, als Ava frustriert, müde und gereizt war.
Sie schien Anfang zwanzig zu sein, eine schlaksige, fast groß zu nennende Brünette. Sie nahm sich eine Mandarine aus der Schale und kam in den Arbeitsbereich, wo sie ihre schmale Hüfte an den Tresen lehnte und Ava ansah. „Hallo.“
Ihre intensiven Augen lösten bei Ava beinah Beklemmungen aus. Trotzdem nickte sie der anderen höflich zu und sagte: „Hallo.“ Dann ging sie um die
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