Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
ganz den gewünschten Erfolg. Und die ganze Zeit hoffte er, der Song würde nicht enden.
Das beunruhigte ihn. Wie armselig war das? Er brauchte niemanden, und wenn er eines im Lauf der Jahre gelernt hatte, dann war es, niemandem zu sehr zu vertrauen. Sicher, Ava fühlte sich weich und warm an, und sie duftete wundervoll aufregend. Doch er hatte auf die harte Tour lernen müssen, dass der einzige Mensch, auf den er sich verlassen konnte, er selbst war.
Es wäre klug, das nicht zu vergessen.
Und das tat er auch nicht, als der Song endete und Ava den Kopf von der Stelle knapp unterhalb seines Schlüsselbeins hob, um ihn anzusehen. Ein hübsches, freundliches Lächeln lag auf ihrem Gesicht, das ihn für einen Moment aus dem Konzept brachte.
Dann erinnerte er sich wieder an seinen erbärmlich sehnsüchtigen Wunsch, dass der Song nicht enden möge. Entschlossen löste er sich von ihr. „Danke für den Tanz“, erklärte er mit zynisch erhobener Augenbraue, ein Gesichtsausdruck, den er in der Abschlussklasse auf der Highschool perfektioniert hatte. „Es gibt gar keinen brasilianischen Freund, oder?“
Ihr Blick wurde kühl, und Cade ließ sich nicht anmerken, dass er sich plötzlich elend fühlte. Er hatte es vermasselt, hatte diesen romantischen Augenblick zerstört, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte.
„Hast du mit mir getanzt, weil du herausfinden wolltest, ob ich …“ Ihre Miene war völlig ausdruckslos.
Aber diese Augen … es war nur ein kurzes Aufflackern, doch entging ihm ihre Enttäuschung nicht. Darin sollte er inzwischen auch Übung haben, schließlich enttäuschte er sie nicht zum ersten Mal.
„Nein!“ Er machte wieder einen Schritt auf sie zu.
Sie wich zurück. „Tja, du hast mich erwischt. Ich gestehe, es gibt keinen brasilianischen Lover.“
Gut, dachte er, während sie bereits auf dem Absatz kehrtmachte und mit sexy Hüftschwung davonmarschierte. Fasziniert schaute er ihr hinterher. Natürlich war es ihm letztlich gleichgültig, ob sie einen brasilianischen Lover hatte. Aber trotzdem. Gut.
Dann fiel ihm ein, dass es ja darum gar nicht ging. Er lief ihr nach und drehte sie um, als er sie erreicht hatte. „Hör mal, ich habe nicht mit dir getanzt, weil …“
Sie befreite ihren Arm aus seinem Griff. Ihre spöttische Miene, ihre blitzenden Augen versetzten ihn in Alarmbereitschaft.
„Anscheinend fällt es dir schwer, es dir zu merken“, sagte sie so leise, dass er sie wegen der Musik kaum verstehen konnte. „Aber mein Lover ist Argentinier.“
Heiliger Strohsack, gab es den Kerl nun doch oder was? Er hatte gedacht, nachdem sie sich beim Tanzen so an ihn geschmiegt hatte, in diesen kurzen Minuten auf der Tanzfläche … er hatte gedacht, dass eine Frau so etwas nicht tun würde, wenn sie mit jemandem zusammen war.
Möglicherweise wollte er auch einfach nicht wahrhaben, dass Ava eine Frau war, die zwei Männer gleichzeitig hatte.
Er nahm Haltung an. Nein, das glaubte er einfach nicht. „Ach wirklich? Beweise es.“
Sie sah ihn an, wie sie wahrscheinlich einen aufdringlichen Bettler angesehen hätte. „Ich muss dir nichts beweisen. Wenn Eduardo und ich zusammen sind, bist du nicht einmal ein kleines leuchtendes Pünktchen auf meinem Radar.“
„Das glaube ich dir nicht.“
„Natürlich nicht. Dafür ist dein Ego viel zu groß. Wahrscheinlichkommst du damit gar nicht durch die Tür.“
„Das meinte ich nicht. Ich glaube nicht, dass es deinen Latin Lover gibt.“
„Wenn du dich da mal nicht täuschst. Hm, wo werde ich wohl heute Nacht schlafen?“ Ihre Augen weiteten sich. „Ich hab’s! In Eduardos Armen.“ Erneut machte sie einfach auf dem Absatz kehrt und ging zu ihren Freunden.
Cade kam nicht umhin, ihren Abgang zu bewundern. Verdammter Mist. Anscheinend war er nicht der Einzige, der sich auf fiese kleine Tricks verstand.
„Shit.“ Angewidert von sich selbst, schüttelte er den Kopf. Wo war denn bloß dieser Anflug von Unsicherheit, der das alles in Gang gebracht hatte, hergekommen? Da hatte er ja in der sechsten Klasse mehr Verstand und Selbstbewusstsein besessen. „Toll gemacht, Gallari.“
Doch er blieb dabei – diesen Eduardo gab es nicht.
13. KAPITEL
Rache ist nicht annähernd so befriedigend, wie ich gedacht habe.
D ieser Mistkerl“, murmelte Ava kurz darauf in der Damentoilette, wo sie ihr Make-up auffrischte, das durch das schweißtreibende Tanzen gelitten hatte.
Jane, die über das Waschbecken gebeugt stand und ihren Lippenstift nachzog, sah sie
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