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Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)

Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)

Titel: Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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versuche auch nicht, es zu rechtfertigen oder zu entschuldigen.“ Er sah ihr in die Augen. „Ich mochte dich wirklich. Aber damals war ich wie ein verwilderter Hund, eher bereit zuzubeißen, als eine dargebotene Hand anzunehmen. Alles, was ich je über meine Eltern zu wissen geglaubt hatte, war plötzlich ausgelöscht, wertlos. Meine Clique war alles, was ich noch hatte. Als Dylan mit dieser Wette kam, da habe ich sie einfach angenommen. Ich wusste, dass es falsch war, aber ich wollte schon lange mit dir schlafen. Deshalb redete ich mir ein, es sei mir egal, wenn du dadurch zum Opfer wirst. Ich redete mir tatsächlich ein, damit leben zu können. Denn, hey, schließlich war ich doch ein echter Bad Boy, oder? Da brauchte man doch bloß meinen Alten zu fragen.“
    Unwillkürlich sah sie ihn als Achtzehnjährigen vor sich, und wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass es Anhaltspunkte gegeben hatte. Kurze Momente, in denen sie genau spürte, dass da etwas nicht stimmte. Augenblicke, in denen er sich in sich selbst zurückzog oder seine Miene kalt und ausdruckslos wurde, kurz bevor er unvermittelt wieder der lachende, spottende MrCool wurde, der ihr vertraut war. Cade war auf der Highschool ein derart gut aussehender Junge, dass sie diese vermeintlichen Wahrnehmungen jedoch auf ihre eigene Unsicherheit schob.
    Obwohl sie sein Verhalten im Nachhinein betrachtet besser verstand, änderte das nichts an der Kränkung, die sie durch ihn erfahren hatte, und der daraus resultierenden Wut. Trotzdem wollte sie sich weder die eine noch die andere Reaktion anmerken lassen, auch wenn ihr die Wut lieber war als ihr unfreiwilliges Mitgefühl, deshalb lächelte sie nur höflich.
    Und ließ ihn ebenso höflich abblitzen.
    „Tja, es war ein langer Tag“, sagte sie, „und wie ich oben schon erwähnte, ich habe noch Arbeit vor mir. Also, schau noch in den Schränken dort nach, während ich in der Küche suche. Und dann lass uns aufbrechen, denn ich will endlich nach Hause.“
    Danach achtete sie darauf, sich nicht mehr im gleichen Raum mit ihm aufzuhalten, bis sie schließlich den Kerzenvorrat ihrer Mutter entdeckte, in einer tiefen Seitenschublade eines Einbauschranks in der Küche. „ Hier sind die also!“
    Cade kam zu ihr, um ihr über die Schulter zu spähen. „Wow, das sind aber viele Kerzen.“ Er sah Ava an, und sein warmer Atem streifte zuerst die Außenseite ihres Ohrs, um dann wie magischer Rauch in die Windungen zu gelangen, als er leise fragte: „Und wie soll dir das jetzt helfen, die richtige Wahl zu treffen?“
    Ava beugte sich tiefer über die Schublade, erstens, um sich den Kerzenvorrat genauer anzusehen, und zweitens, um dieser plötzlichen Sinnesüberlastung zu entgehen. „Siehst du diese namens ‚Balsamtanne‘?“
    „Was?“
    „Die dunkelgrünen mit diesem Hauch Blau?“
    Sie konnte seinen Blick förmlich auf ihrem Rücken spüren, als er sagte: „Nimmst du mich gerade auf den Arm?“
    „Nein. Sieh doch. Ich spreche von denen da.“ Sie beugte sich noch weiter herunter und fuhr mit dem Finger über den obersten Kerzenkarton, ehe sie Cade einen Blick über die Schulter zuwarf.
    Dabei stellte sie fest, dass er ungeniert ihren Hintern betrachtete.Sie schnippte mit den Fingern. „Hallo, hier oben.“
    Als sie seine nicht einmal ein kleines bisschen von Reue getrübte Aufmerksamkeit hatte, erklärte sie: „Meine Mutter hat hier jede Menge von dieser Farbe. Daraus schließe ich, dass es ihre neue Lieblingsfarbe ist. Außerdem erinnere ich mich daran, dass mein Vater einen Pullover in dieser Farbe trug, als ich ihn das letzte Mal sah.“ Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. „Der Mann kauft sich nie selbst Klamotten. Wir nehmen also die Balsamtannenkerzen und diese in Gold und Silber, und schon haben wir ein Farbschema.“ Sie wählte zufrieden die Kerzen aus.
    Cade schien verblüfft zu sein. „Wie macht ihr Frauen das?“
    „Das liegt an unseren Gebärmüttern. Die verleihen uns einen magischen Farbsinn.“
    Sein perplexer Gesichtsausdruck hellte ihre Stimmung auf. Beinah gut gelaunt richtete sie sich auf und tätschelte schwesterlich seinen nackten Unterarm.
    Aber geschwisterliche Empfindungen weckte die Berührung seiner warmen Haut unter den feinen, seidigen Härchen keineswegs, weshalb sie die Hand rasch wieder zurückzog. Sie räusperte sich und sagte: „Besorg jeden Kerzenhalter, den du finden kannst. Ich entscheide dann, welchen ich gebrauchen kann und welchen nicht.“
    Er nickte.

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