Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
er ihr entschlossen zu. „Ja“, pflichtete er ihr bei. „Die können uns mal.“
Ava führte ihn in die weitläufige Eingangshalle, wo er sich umsah, während sie den Sicherheitscode für die Alarmanlage eintippte. Dann zog sie ihren Mantel aus und nahm Cade seine Lederjacke ab, nachdem er diese ebenfalls ausgezogen hatte. Beide Kleidungsstücke warf sie über das Treppengeländer aus Tannenholz. „Komm mit in die Bibliothek. Wir machen uns auf die Suche nach Kerzen.“
„Das Haus ist wirklich schön“, bemerkte er, während er ihr in einen angrenzenden Raum folgte.
„Ja, ich mag es, dass meine Mutter nicht jedem Innendesignertrend hinterherläuft. Obwohl der derzeit angesagte Designer wirklich hervorragende Arbeit leistet. Aber es hat etwas Herdenartiges, wenn die Häuser sämtlicher Freunde von der gleichen Person gestaltet sind.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Du weißt schon, alle haben diese dezent gestreiften Vorhänge. Wie dem auch sei, wir suchen nach Kerzen.“ Sie führte ihn durch den Raum voller Bücherregale und öffnete mehrere Schubladen eines Wohnzimmerschranks neben dem Kamin. „Du fängst hier an, ich suche dort drüben.“
„Was denn für Kerzen?“
„Nimm einfach alle, die du findest. Ich arbeite noch an meinem Farbschema, also hängt es davon ab, was meine Mutter momentan favorisiert.“
„Warum fragst du sie nicht einfach?“
Sie gab einen verächtlichen Laut von sich. „Du kennst meine Mutter nicht. Sie erwartet von mir, dass ich die Party ohne ihre direkten Vorschläge gestalte. Stattdessen soll ich ihre Gedanken lesen und alles so machen, wie sie es will.“ Ava kamen Zweifel, ob es richtig war, Cade so etwas Persönliches anzuvertrauen.
Mit einem Blick sah sie, dass in dem Schrank, in dem sie suchte, nichts war. Sie richtete sich wieder auf. „Such du hier unten weiter. Ich laufe schnell nach oben in mein altes Zimmer. Mutter erwähnte, dass sie den Lagerplatz oben nutzen wollte.“ Ava wusste, dass sie eher im Esszimmer oder in der Küche finden würde, wonach sie suchte. Aber sie brauchte plötzlich ein bisschen Abstand.
Genau wie sie vermutet hatte, befanden sich in ihrem altenKleiderschrank, der antiken Kommode sowie dem dazu passenden Frisiertisch jahreszeitliche Kleidung und verschiedene Dinge. Deshalb verbrachte sie einfach einen Augenblick mit Atemübungen, um sich zu beruhigen und wieder klar denken zu können.
Dabei hatte sie keine Ahnung, warum es sie so aufwühlte, hier zu sein. Zumal sie sich längst mit ihrer Vergangenheit ausgesöhnt hatte. Doch aus irgendeinem Grund war sie innerlich bewegt.
Es war nicht so, als wären ihre Eltern schlechte Eltern. Sie liebten sie nur einfach auf ihre eigene Weise. Von den beiden war ihr Vater derjenige, der noch am ehesten Zuneigung zeigte. Aber er reiste viel und war daher kaum zu Hause.
Ihre Mutter allerdings auch nicht. Solange Ava denken konnte, war Jacqueline mit ihm gereist, wann immer es möglich war. Wenn Ava an die Menschen dachte, die in guten wie in schlechten Zeiten stets für sie da gewesen waren, dann fielen ihr immer nur Poppy, Jane und Miss Agnes ein.
„Na, so was“, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr. „Ich hatte auf mehr Pink und etwas Mädchenhafteres gehofft.“
Sie wirbelte herum und entdeckte Cade, der am Türrahmen lehnte, die Hände in den Hosentaschen. „Was?“
Die eigentliche Frage aber hätte lauten müssen: „Was machst du hier oben?“
„Es gab eine Zeit, da habe ich mir dich ziemlich oft in deinem Schlafzimmer vorgestellt. Hauptsächlich nackt tanzend.“ Er schaute sich in dem elegant eingerichteten, hauptsächlich in Beige gehaltenen Zimmer um und bekam daher nicht mit, wie ihr beinah die Gesichtszüge entglitten.
Als er sich wieder zu ihr umdrehte, hatte sie sich zum Glück wieder einigermaßen im Griff. „Damals malte ich mir aus, das Zimmer würde pink und mädchenhaft sein.“ In wehmütiger Erinnerung lächelnd, fügte er hinzu: „Wie diese Slips, die du trugst, als ich dir in der zehnten Klasse unter der Zuschauertribüne unter den Rock lugte.“
Einen Moment lang erstarrte sie genau wie damals bei der Vorstellung,er habe ihre dicken Oberschenkel gesehen und mache sich jetzt mit seinen dämlichen Freunden über sie lustig. Doch dann riss sie sich zusammen. Sie begriff, dass ihre jetzige Reaktion nicht auf die Peinlichkeit von damals zurückzuführen war. Ein spöttisches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Amüsiert registrierte sie seine plötzliche
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