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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Prozent von ihnen waren in der Blüte ihres Lebens zum Vampir geworden. Es gab nur wenige jüngere, wie Alexej, und nur wenige ältere, wie die Antike Pythia; die meisten waren zwischen sechzehn und fünfunddreißig Jahre alt gewesen bei ihrem ersten Tod. Sie würden sich nie um eine Sozial- oder Krankenversicherung bemühen müssen, da sie nie eine neue Hüfte brauchten oder Lungenkrebs bekamen oder Arthritis.
    Im mittleren Alter (sollte ich das Glück haben, überhaupt so alt zu werden, denn mein Leben war wohl das, was man »risikoreich« nennt) wäre ich sicher noch deutlich unfitter. Und danach würden die Falten nur noch zunehmen und tiefer werden, die Haut erschlaffen und erste Flecke bekommen und das Haar dünner werden. Auch das Kinn würde leicht absacken, vom Busen ganz zu schweigen. Die Gelenke würden schmerzen, wenn ich zu lange in derselben Position dasaß. Und ich bräuchte eine Lesebrille.
    Vielleicht bekäme ich Bluthochdruck oder meine Arterien würden verkalken. Mein Herz könnte unregelmäßig schlagen. Wenn ich eine Grippe hätte, wäre ich gleich richtig krank. Und ich hätte Angst vor Parkinson, Alzheimer, Herzinfarkt, Lungenentzündung... den Schreckgespenstern des Alters.
    Und was, wenn ich Eric sagte, dass ich für immer mit ihm zusammen sein wollte? Ich ging mal davon aus, dass er nicht aufschreien und davonrennen würde, und versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, eine Vampirin zu sein. Ich würde all meine Freunde altern und sterben sehen und müsste selbst in dem Versteck im Wandschrank meines Gästezimmers schlafen. Falls Jason Michele heiraten würde, wäre es ihr vielleicht nicht recht, dass ich ihre Babys auf den Arm nahm. Und ich würde den Drang verspüren, Menschen anzugreifen und zu beißen, denn sie wären alle wandelnde McBlutburger für mich. Ich würde Menschen als Nahrung betrachten. Einen Augenblick lang starrte ich den Deckenventilator an und versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, Andy Bellefleur oder Holly beißen zu wollen. Igitt.
    Andererseits wäre ich nie wieder krank, solange mich niemand anschoss oder mit Silber fesselte oder mich pfählte oder der Sonne aussetzte. Ich könnte die schwachen Menschen vor Gefahren schützen. Und für immer mit Eric zusammen sein ... wenn man mal davon absah, dass Vampirpaare normalerweise nicht allzu lange beieinanderblieben.
    Okay, ich könnte zumindest einige Jahre lang mit Eric zusammen sein.
    Wovon würde ich leben? Im Merlotte's könnte ich nur noch die Spätschicht übernehmen, und auch die erst, wenn es dunkel war, falls Sam mir nicht kündigte. Und auch Sam würde alt werden und sterben. Ein neuer Besitzer hätte vielleicht nicht so gern eine festangestellte Kellnerin, die nur in einer einzigen Schicht arbeiten konnte. Dafür könnte ich auf die Abendschule gehen und Computerkurse besuchen, bis ich irgendeinen Abschluss hatte. Aber worin?
    Die Grenzen meiner Vorstellungskraft waren erreicht. Ich rollte mich auf die Knie und stand vom Boden auf. Oh, oh, spürte ich da etwa schon eine leichte Steifheit in den Gelenken?
    Es dauerte lange, bis ich an diesem Abend einschlief, trotz meines sehr langen und sehr gruseligen Tages. Die Stille des Hauses legte sich drückend auf mich. In den frühen Morgenstunden kam Claude pfeifend nach Hause.
    Als ich am Sonntagmorgen aufwachte, weder fröhlich noch ausgeschlafen, war ich lustlos und niedergeschlagen. Als ich mit meinem Kaffee auf die vordere Veranda ging, fand ich zwei Briefe, die unter meiner Haustür durchgeschoben worden waren. Der eine stammte von Mr Cataliades und war von seiner Nichte Diantha um drei Uhr früh persönlich überbracht worden, wie sie auf dem Umschlag vermerkt hatte. Schade, dass ich Diantha verpasst hatte, ich hätte mich gern mit ihr unterhalten, war aber dennoch dankbar, dass sie mich nicht geweckt hatte. Diesen Brief öffnete ich aus reiner Neugier zuerst. »Liebe Miss Stackhouse«, schrieb Mr Cataliades. »Beiliegend ein Scheck über den Betrag, der sich auf Claudine Cranes Bankkonto befand, als sie starb. Sie wollte, dass Sie ihn bekommen.«
    Kurz und pointiert, wozu die wenigsten Leute fähig waren, mit denen ich in letzter Zeit gesprochen hatte. Ich drehte den Scheck herum und sah, dass er auf einhundertfünfzigtausend Dollar ausgestellt war.
    »Oh mein Gott!«, rief ich laut. »Oh mein Gott!« Der Scheck schwebte zu Boden, weil plötzlich alle Kraft aus meinen Fingern entwich, und landete auf der Veranda. Ich bückte mich sofort danach, um mir den

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