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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hatten wir noch nie gehabt.
    »Aber es ist eine öffentliche Gaststätte. Die darf jeder betreten«, erwiderte die Frau, als hätte sie hier etwas zu sagen.
    Doch das hatte sie genauso wenig wie ich. »Nicht, wenn Sam Merlotte sie nicht hier drin haben will. Und als seine Stellvertreterin fordere ich Sie auf zu gehen.«
    »Sie sind nicht Sam Merlotte und auch nicht seine Ehefrau. Sie sind diese junge Frau, die mit einem Vampir zusammen ist«, sagte sie giftig.
    »Ich bin Sams rechte Hand in dieser Bar«, log ich, »und ich fordere Sie auf zu gehen. Sonst werfe ich Sie hinaus.«
    »Wenn Sie es wagen, mich anzufassen, zeige ich Sie an«, erwiderte sie und warf den Kopf zurück.
    Wut flammte in mir auf. Wenn ich eins ganz und gar nicht leiden kann, dann Drohungen.
    »Kennedy«, sagte ich, und umgehend stand sie neben mir. »Unter uns, ich würde sagen, wir beide sind stark genug, um diese Lady da aus der Bar zu befördern. Was meinst du?«
    »Seh ich genauso.« Kennedy starrte die Frau an, als würde sie nur auf den Startschuss warten.
    »Und Sie sind die junge Frau, die ihren Freund erschossen hat«, stellte die Frau fest. Jetzt bekam sie es langsam mit der Angst zu tun.
    »Die bin ich. Auf den war ich echt sauer, und im Moment bin ich ziemlich sauer auf Sie«, sagte Kennedy. »Sie bewegen jetzt Ihren Hintern hier raus, und Ihr Schildchen da nehmen Sie gleich mit, und zwar sofort.«
    Die alte Frau verlor den Mut und trippelte hinaus, nicht ohne sich im letzten Moment noch mit hocherhobenem Kopf kerzengerade aufzurichten, denn schließlich war sie ein Soldat Gottes. Das hatte ich direkt aus ihren Gedanken.
    Catfish fing an zu klatschen, und ein paar andere klatschten mit, doch die meisten Gäste saßen in verblüfftem Schweigen da. Dann hörten wir vom Parkplatz her Gesang, und alle liefen an die Fenster.
    »Jesus Christus, Hirte von Judäa«, flüsterte ich. Auf dem Parkplatz standen mindestens dreißig Demonstranten. Die meisten waren mittleren Alters, aber ich entdeckte auch einige Teenager, die eigentlich in der Schule sein sollten, und ein paar junge Männer, die erst Anfang zwanzig waren. Die meisten der Demonstranten hatte ich irgendwo schon mal gesehen. Sie gehörten der Charismatischen Kirche in Clarice an, deren Mitgliederzahl anscheinend sprunghaft stieg (falls sich das an der Zahl ihrer Gebäude ablesen ließ). Als ich das letzte Mal auf dem Weg zur Physiotherapie bei JB dort vorbeigekommen war, hatte ich den Rohbau einer neuen Versammlungshalle gesehen.
    Hätten sie sich bloß dort versammelt, denn dort gehörten sie hin, nicht hierher. Ich war schon drauf und dran, eine Dummheit zu begehen (hinaus auf den Parkplatz zu gehen, zum Beispiel), da tauchten zwei Wagen der Polizei von Bon Temps mit Blaulicht auf. Kevin und Kenya stiegen aus. Kevin war dünn und weiß, Kenya rund und schwarz. Beide waren gute Polizisten, und sie liebten einander von Herzen ... aber inoffiziell.
    Kevin ging mit großem Selbstvertrauen auf die singende Menge zu. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, aber alle sahen ihn an und begannen, durcheinanderzureden. Er hob die Hand und machte ein Zeichen, das nur bedeuten konnte: »Einen Schritt zurück und Ruhe bitte.« Kenya ging um die Menge herum und stellte sich hinter ihnen auf.
    »Vielleicht sollten wir besser auch da rausgehen?«, meinte Kennedy.
    Sie konnte sich schlecht zurücklehnen und den Dingen ihren Lauf lassen, fiel mir auf. Initiative ist ja nichts Schlechtes, aber dies war nicht der rechte Zeitpunkt, um die Situation auf dem Parkplatz eskalieren zu lassen. Und genau das würde passieren, wenn wir dort auftauchten.
    »Nein, ich finde, wir sollten drinbleiben«, sagte ich. »Es hat keinen Sinn, Öl ins Feuer zu gießen.« Ich sah mich um. Keiner der Gäste aß oder trank. Alle sahen aus dem Fenster. Kurz dachte ich daran, sie zu bitten, sich wieder an ihre Tische zu setzen. Aber es war sinnlos, sie zu etwas aufzufordern, was sie sowieso nicht tun würden, solange sich draußen so ein Schauspiel bot.
    Antoine kam aus der Küche und stellte sich neben mich. Er sah sich die Szene einen Augenblick lang an. »Ich hab damit nichts zu tun«, erklärte er.
    »Das hätte ich auch nie geglaubt«, sagte ich überrascht. Antoine entspannte sich, sogar in seinen Gedanken. »Das ist die Aktion irgendeiner Spinner-Kirche«, fuhr ich fort. »Sie demonstrieren vor dem Merlotte's, weil Sam Gestaltwandler ist. Die Frau, die hier drin war, wusste aber auch ziemlich gut über mich und Kennedy

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