Vor Vampiren wird gewarnt
mich auf, die Hände um meine Taille gelegt, und hob mich in die Höhe, bis mein Kopf fast die Decke berührte. Dann ließ er mich wieder herunter, um mich zu küssen. Ich wand meine Beine um seine Hüften und schlang die Arme um seinen Hals. Einen langen Augenblick lang verloren wir uns ganz und gar ineinander.
»Zurück auf den Erdboden, Äffchen!«, rief Pam. »Die Zeit bleibt nicht stehen.«
Sie machte mir Vorwürfe, und nicht Eric, registrierte ich. Aber mit einem letzten ganz speziellen Lächeln ließ ich ihn los.
»Komm, setz dich und erzähl mir, was los ist«, sagte er. »Willst du, dass Pam es auch hört?«
»Ja«, erwiderte ich, denn er würde es ihr vermutlich sowieso erzählen.
Die beiden Vampire setzten sich jeder in eine Ecke des rubinroten Sofas, und ich nahm ihnen gegenüber in dem rot-goldenen Zweisitzer Platz. Vor dem Sofa stand ein sehr großer, quadratischer Couchtisch mit Intarsienarbeiten in der Holzplatte und elegant geschwungenen Beinen. Der Tisch war übersät mit Dingen, die Eric in letzter Zeit besonders gefallen hatten: ein Buchmanuskript über die Wikinger, das er begutachten sollte, ein schwerer Zigarettenanzünder aus Jade (obwohl er nicht rauchte) und eine schöne silberne Schale, die innen blau emailliert war. Ich fand seine Sammlungen immer sehr interessant. Mein eigenes Haus war einfach irgendwie... vollgestellt. Ehrlich gesagt hatte ich außer den Küchenschränken und -geräten nichts davon selbst ausgesucht - dafür spiegelte mein Haus aber die Geschichte meiner Familie wider. Erics Haus spiegelte die Geschichte seines eigenen langen Lebenswegs.
Ich fuhr mit einem Finger über die Intarsien. »Vorgestern hat Alcide Herveaux mich angerufen«, begann ich.
Ich hatte nicht erwartet, dass die beiden Vampire auf meine Neuigkeit eine Reaktion zeigen würde. Doch da war eine, eine winzige zwar nur (kaum ein Vampir geht verschwenderisch mit Gesichtsausdrücken um), aber definitiv vorhanden. Eric beugte sich vor und forderte mich damit auf, weiterzureden. Also erzählte ich auch noch, dass ich einige der Neuzugänge des Reißzahn-Rudels getroffen hatte, einschließlich Basim und Annabelle.
»Diesen Basim habe ich schon mal gesehen«, sagte Pam. Überrascht sah ich sie an. »Er kam irgendwann mal nachts ins Fangtasia, mit einer Werwölfin, einer der neuen... mit dieser Annabelle, so einer braunhaarigen Frau. Sie ist Alcides neues... Schätzchen.«
Obwohl ich es schon vermutet hatte, war ich doch etwas erstaunt. »Sie muss verborgene Talente haben«, platzte es aus mir heraus, noch ehe ich nachdenken konnte.
Eric hob eine Augenbraue. »Missfällt Alcides Wahl dir, Liebste?«
»Ich mochte Maria-Star sehr«, erwiderte ich. Wie so vielen anderen Leuten, die ich in den letzten zwei Jahren kennengelernt hatte, war auch Alcides ehemaliger Freundin ein furchtbares Ende beschieden gewesen. Ich hatte um sie getrauert.
»Und war er davor nicht recht lange mit dieser Debbie Pelt zusammen gewesen?«, fragte Eric, und ich hatte größte Mühe, meine Gesichtszüge zu kontrollieren. »Da kann man mal sehen, dass Alcide ganz seinem Vergnügen frönt«, fuhr Eric fort. »Dich hat er doch auch einmal angeschmachtet, oder?« Durch Erics leichten Akzent klang das altmodische Wort noch exotischer. »Von einer wahren Schlampe zu einem unerhörten Talent, zu einer hübschen Fotografin, zu einer robusten Frau, der es nichts ausmacht, in eine Vampirbar geschickt zu werden. Alcide hat einen äußerst vielseitigen Geschmack, was Frauen betrifft.«
Das stimmte. So hatte ich das noch nie gesehen.
»Alcide hat Annabelle und Basim aus einem bestimmten Grund in die Bar geschickt. Hast du in letzter Zeit Zeitung gelesen?«, fragte Pam.
»Nein«, gab ich zu. »Ich habe es mir gegönnt, sie nicht zu lesen.«
»Der Kongress denkt daran, ein Gesetz zu verabschieden, das alle Werwölfe und Gestaltwandler dazu zwingt, sich registrieren zu lassen. Alle Gesetze und alle sie betreffenden Dinge würden dann in die Zuständigkeit des Ministeriums für Vampir-Angelegenheiten fallen, so wie die Gesetze und die Gerichtsverfahren, die uns Untote betreffen, jetzt schon.« Pam blickte sehr finster drein.
Fast hätte ich ausgerufen: »Aber das geht doch nicht!« Dann begriff ich, wie das geklungen hätte - so als fände ich es okay, dass Vampire sich registrieren lassen müssen, während Werwölfe und Gestaltwandler nicht dazu gezwungen werden dürften. Gott sei Dank hatte ich meinen Mund gehalten.
»Dass die Werwölfe
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