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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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die Uhr. Es war Sonntag, und das Merlotte's machte erst nachmittags auf. In letzter Zeit versuchte Sam es wieder am Sonntag, mit eingeschränkten Öffnungszeiten, obwohl alle Angestellten gehofft hatten, es würde sich finanziell nicht lohnen. Während Claude und ich in schweigsamer Eintracht frühstückten, fiel mir auf, was für ein wunderbarer Friede mich erfüllte, weil Eric seine Tagesruhe hielt. Das heißt, ich spürte ihn nicht ständig mit mir herumlaufen. Und auch sein problematischer Schöpfer und sein neuer »Bruder« waren außen vor. Ich seufzte vor Erleichterung.
    »Ich habe gestern Nacht Dermot gesehen«, sagte Claude.
    Scheiße! Tja, so viel zum Frieden. »Wo?«, fragte ich.
    »Er war im Club. Und hat mich sehnsüchtig angestarrt«, erwiderte Claude.
    »Dermot ist schwul?«
    »Nein, glaub ich nicht. Er hat nicht an meinen Schwanz gedacht. Er wollte in der Nähe eines anderen Elfen sein.«
    »Ich hatte so gehofft, dass er weg ist. Niall hat Jason und mir erzählt, dass Dermot beim Mord an meinen Eltern geholfen hat. Wäre er bloß in die Elfenwelt verschwunden, als sie versiegelt wurde.«
    »Er wäre sofort getötet worden.« Claude nahm einen Schluck Kaffee, ehe er fortfuhr. »Keiner in der Elfenwelt versteht Dermots Verhalten. Er hätte von Anfang an auf Nialls Seite stehen sollen, weil sie miteinander verwandt sind und weil er halb Mensch ist. Niall wollte doch den Umgang mit den Menschen. Aber Dermots Selbstverachtung - zumindest kann ich es mir nur so erklären - führte dazu, dass er sich auf die Seite jener Elfen schlug, die ihn verachtet haben, und die Seite hat verloren.« Was Claude glücklich zu machen schien. »Dermot hat sich ins eigene Fleisch geschnitten. Hach, ich liebe diese Redewendung. Manche Formulierungen der Menschen sind wirklich sehr gelungen.«
    »Glaubst du, er will meinem Bruder und mir immer noch etwas antun?«
    »Ich glaube, das wollte er nie«, sagte Claude nach kurzem Nachdenken. »Ich glaube, Dermot ist verrückt, auch wenn er viele Jahrzehnte lang ein angenehmer Typ war. Ich weiß nicht, ob's seine menschliche Hälfte ist, die durchgedreht ist, oder seine Elfenhälfte, die von zu vielen Giften aus der Welt der Menschen durchtränkt ist. Ich kann mir nicht mal seine Beteiligung am Mord deiner Eltern erklären. Der Dermot, den ich kannte, hätte so was nie getan.«
    Sollte ich Claude darauf hinweisen, dass richtig Verrückte anderen etwas antun können, ohne es zu wollen oder auch nur zu bemerken, dass sie es tun? Nein, ich ließ es bleiben. Dermot war mein Großonkel, und alle, die ihn kannten, sagten, er gleiche meinem Bruder fast bis aufs Haar. Ich war auch neugierig auf ihn, zugegeben. Und ich wunderte mich über das, was Niall mir über Dermot erzählt hatte, nämlich dass er es sei, der die Autotür meiner Eltern geöffnet hatte, sodass Neave und Lochlan sie herausziehen und ertränken konnten. Meine eigenen Beobachtungen passten nicht zu dieser grauenhaften Handlung. Würde Dermot mich als Verwandte betrachten? Waren Jason und ich Elfen genug, um ihn anzuziehen? Ich hatte Bills Versicherung, dass er sich aufgrund meines Elfenbluts in meiner Nähe gleich besser fühle, angezweifelt.
    »Claude, spürtst du eigentlich, dass ich nicht zu hundert Prozent ein Mensch bin? Wo wäre ich denn angesiedelt auf so einer Elfenskala?«
    »Aus einer Menschenmenge könnte ich dich mit verbundenen Augen herauspicken und als Verwandte erkennen«, erwiderte Claude, ohne zu zögern. »Aber inmitten des Elfenvolkes wärst du ein Mensch für mich. Es ist ein schwer fassbarer Geruch. Die meisten Vampire würden denken: >Sie riecht gut<, und sich freuen, wenn sie in deiner Nähe waren. Das ist dann die Auswirkung. Wenn sie erst mal wissen, dass du Elfenblut hast, führen sie diese Freude darauf zurück.«
    Bill tat meine winzige Spur Elfenblut also tatsächlich gut, zumindest jetzt, da er meinen Geruch einzuordnen wusste. Ich stand auf, spülte meinen Teller ab und goss mir noch einen Becher Kaffee ein. Im Vorbeigehen griff ich auch nach Claudes leerem Teller, ohne das er sich dafür bedankte.
    »Schön, dass du Frühstück gemacht hast«, sagte ich. »Wir haben noch gar nicht besprochen, wie wir das mit den Einkäufen und anderen Haushaltsdingen regeln wollen.«
    Claude wirkte überrascht. »Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.«
    Na, immerhin war er ehrlich. »Ich erzähle dir mal, wie Amelia und ich es gehandhabt haben«, sagte ich und umriss in ein paar Sätzen die

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