Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Titel: Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Schädlich
Vom Netzwerk:
man eine andere große Insel.
    «Das ist die Insel, die von uns den Namen ‹Groningen› erhielt», sagte Behrens.
    Dr.   Clark erschien an Deck, stellte sich neben Behrens und sagte: «Die Reise ist zu Ende!»
    «Wie. Zu Ende», sagte Hammerton.
    «Die Insel, die Herr Behrens ‹Groningen› nennt, ist Upolu.»
    Frau Cunningham faltete die Hände und sagte: «Ich danke Gott, daß er mich unversehrt bis hierher geführt hat.»
    «Vergessen Sie nicht Kapitän Koster», sagte Dr.   Clark.
    «Ich bitte Sie. Auch Kapitän Koster wurde von Gott gelenkt.»
     
    Kapitän Koster steuerte die «Arend» in die Bucht von Apia und warf mitten im Hafen Anker. Noch ehe er Boote zu Wasser lassen konnte, umringten einheimische Boote die «Arend».
    Dr.   Clark, Bob, Baxter, Hammerton und Frau Cunningham standen an der Reling.
    Kapitän Koster kam mit Behrens hinzu und sagte: «Ich freue mich, daß ich Sie gesund ans Ziel geführt habe. Sagen Sie mir doch, ob Sie mit mir zurückfahren wollen nach Holland. Wir nehmen die Route über Ostindien und um das Kap der Guten Hoffnung.»
    Dr.   Clark sagte: «Wie lange wollen Sie in Apia bleiben?»
    «Das weiß ich noch nicht. Die Leute müssen sich erholen, und wir brauchen Wasser, Lebensmittel, Holz.»
    Frau Cunningham sagte: «Ich fahre nicht mit der ‹Arend› zurück.»
    «Ich auch nicht», sagten fast gleichzeitig Hammerton, Bob und Baxter.
    Dr.   Clark sagte: «Ich überlege es mir.»
    «Ich fahre mit Ihnen zurück», sagte Behrens.
    Kapitän Koster sagte: «Ich lasse Sie jetzt an Land bringen. Ihr Gepäck folgt. Dr.   Clark, soll Ihr Cembalo an Bord bleiben?»
    «Vorläufig ja.»
    Frau Cunningham sagte: «Herr Kapitän, trotz allem, ich danke Ihnen.»
    Baxter, Bob und Hammerton sagten fast gleichzeitig: «Ich auch.»
    An Land standen unzählige Neugierige.
    Im Hafenbecken war das Wrack eines Kanonenbootes zu sehen.
    Kaum hatten Frau Cunningham, Hammerton, Baxter, Bob und Dr.   Clark festen Boden unter den Füßen, stellte sich ihnen ein auffälliger Weißer vor: «Ich bin Harry Moors. Ich lade Sie ein, Gäste meines Hotels zu sein. Es ist das ‹Tivoli› und ist das einzige am Ort. Ihr Gepäck lasse ich ins Hotel bringen.»
     
    In der schäbigen Hotelhalle saßen alle fünf in Korbsesseln um einen niedrigen runden Tisch und warteten auf das Gepäck. Es war heiß, die Luft sehr feucht.
    Der Kellner fragte, was die Herrschaften zu trinken wünschten. Frau Cunningham wollte frisches Wasser. Bob sagte: «Ein Bier darf es jetzt schon mal sein.» «Für mich auch», sagte Baxter. Dr.   Clark und Hammerton wollten Tee.
    Frau Cunningham sagte: «Gott sei’s gedankt, wir sind am Ziel.»
    «Sie sagen es», meinte Dr.   Clark.
    «Schade, daß Ihr Cembalo noch an Bord ist. Jetzt wäre ein Tusch angebracht.»
    «Auf dem Cembalo?», sagte Bob.
    Hammerton sagte: «Hier gibt es eine Poststation!»
    «Und Postboote nach Australien», fügte Baxter hinzu.
    «Ich werde zuallererst ein Bad nehmen», sagte Frau Cunningham. «Louis soll mich schließlich wiedererkennen.»
    Der Kellner brachte frisches Wasser und Bier. Zu Dr.   Clark und Hammerton gewandt: «Ihr Tee kommt gleich.»
    Harry Moors zog einen Korbsessel heran und setzte sich neben Dr.   Clark. «Ich bin neugierig», sagte er. «Was führt Sie ausgerechnet nach Apia?»
    «Wir wollen einen Freund besuchen.»
    «Einen Freund?»
    «Louis …»
    «Ach», sagte Harry Moors. «Wären Sie doch früher gekommen. Stevenson ist tot. Gestorben am 3. Dezember.»
    Alle starrten Harry Moors an.
    Frau Cunningham preßte die Hände an die Schläfen und schrie: «Ich verfluche dieses Schiff!» Dann hielt sie die Hände vors Gesicht und weinte leise.
    Dr.   Clark sagte: «Hatte Louis einen Arzt?»
    «Dr.   Funk. Er ist Arzt der Deutschen Handelsgesellschaft. Am 3. Dezember kam Dr.   Andersen von der ‹Wallaroo› dazu. Wenn Sie wollen, lasse ich Dr.   Funk rufen. Und Louis’ besten Freund, Reverend Clarke.»
    «Warten Sie, warten Sie. Wer von der Familie ist noch im Haus?»
    «Louis’ Frau Fanny, ihr Sohn Lloyd, ihre Tochter Belle und Belles Sohn Austin. Und natürlich Louis’ Mutter Margret. Sie will aber so bald wie möglich nach Schottland zurück, gemeinsam mit Reverend Clarke und dessen Frau.»
    «Wo ist Louis beerdigt?»
    «Auf Mount Vaea, oberhalb seines Anwesens. Eingeborene schlugen noch in der Nacht einen Weg durch den Dschungel bis zum Gipfel. Die Eingeborenen lieben Louis. ‹Tusitala› nennen sie ihn, Geschichtenerzähler.

Weitere Kostenlose Bücher