Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)
Reise nach Paris. Für alles, was du geschrieben hast. Das Requiem für die Fürstin Marie Therese. Die Sinfonien. Die Konzerte, für Klavier, für Geige, für Flöte, für Oboe, für Klarinette. Dein Bläserquintett …»
«Du hast es dir gemerkt …»
«Ich weiß gar nicht, was ich alles aufzählen soll.»
«Der Fürst will mich nicht belohnen. Er denkt wohl, ich könnte in Paris etwas Geld verdienen. Und ich soll noch lernen, von der Pariser Musik und den Pariser Musikern.»
Rosetti verabschiedete sich Ende Oktober 1781 von seiner Frau, von der vierjährigen Rosina Theresia und von der kleinen Antonia Theresia, die im Mai 1779 geboren worden war, und ging auf die Reise nach Paris.
Die Reise verlief nicht ohne Unpäßlichkeit. «In Châlons überfiel mich – vermutlich wegen der schnellen Luft-, Speis- und Tranks-Veränderung – eine alte Krankheit, und ich mußte mich allda fünf Tage aufhalten, welches mir eine Depence von 6 Louisdor verursacht hat», schrieb Rosetti am 12. Dezember aus Paris, wo er seit 14 Tagen logierte, an den Fürsten zu Oettingen-Wallerstein.
Er schrieb dem Fürsten nicht, wo er wohnte, aber dem Intendanten der Wallersteiner Hofkapelle, Ignaz Beecke, und dem Kabinett-Sekretär des Fürsten, Hofrat Philipp Chamot, nannte er als seine Pariser Adresse Hôtel de la Reine in der Rue de Beaune, nahe dem Pont Royal.
Rosetti ließ Beecke gleichen Tags wissen, sein Logis bestehe aus einem kleinen, aber doch sauberen Zimmer.
An Chamot schrieb er, Logis, Kost und Bedienung kämen ihn beiläufig 8 – 9 Louisdor monatlich.
So viel er Ehre genieße und so viel er schon Bestellungen habe, kenne er doch noch nicht das Pariser Geld, und vor 2 Monaten werde er nicht viel Barschaft erhoffen dürfen; das sei seine traurige Aussicht. 26 Louisdor habe er von zu Hause mitgebracht, die seien hin! 10 Louisdor von dem Bankier Eberts ausgenommen, die aber auch schon bis auf 2 geschmolzen seien, obwohl er sich außer Kleinigkeiten nichts als ein schwarzes Kleid angeschafft habe, das allerdings unentbehrlich sei. «In Paris scheint mir in der Ausgabe ein Louisdor wie in Wallerstein ein kleiner Taler.»
Chamot durfte auch genauer erfahren, was es mit Rosettis ungewolltem Aufenthalt in Châlons auf sich hatte. Seine Reise wäre ziemlich gut abgelaufen, hätte ihn in Châlons nicht sein Bandwurm so angegriffen, daß er den gebuchten Wagen habe verlassen müssen. In Paris erst sei sein Kostgänger (von ungefähr 18 – 20 Ellen) durch die berufenste Geschicklichkeit des Doktor Goetz innerhalb von 24 Stunden wirklich ganz von ihm getrieben worden.
Schließlich Rosettis dringende Bitte, Chamot möge Seiner Durchlaucht, dem Fürsten, beibringen, wie sehr er noch eines abermaligen Vorschubs bei Bankier Eberts bedürfe. Er bitte lediglich um gnädigste Vermittlung, damit er das Nötigste erhalten könne, welches er Monsieur Eberts nach erwarteten Einnahmen sogleich zurückerlegen werde.
Rosetti legte bei Chamot auch ein Wort für den Wallersteiner Hofkoch Johann Haller ein, der sich in Paris aufhielt, um die französische Küche zu lernen. «Auch Haller ist in den bedenklichsten Umständen; ohne Dienst, ohne Geld und wartet täglich auf einige Unterstützung, die ihm höchst nötig ist. Täglich ist er bei mir und jammert: so schwer es ihm falle, auf seine Briefe keine Antwort zu erhalten, desto schwerer dünke es ihn, nicht zu wissen, in was er sich einige Ungnade verdient hätte.
Ich wiederhole meine obige Bitte und harre unter allmöglicher Verehrung – Euer Wohlgeboren Ergebenster Diener.»
Jules Hercule Prince de Rohan-Guémenée, Louis François Joseph de Bourbon Prince de Conti, Louis Philippe d’Orléans Duc de Chartres, Charles Ernest Baron de Bagge, Pierre Camasse de Fontenet, Louis Claude Dupin de Francueil, Adrienne Cathérine de Noailles –
wohlversehen mit Empfehlungsschreiben des Fürsten zu Oettingen-Wallerstein und des Intendanten der Wallersteiner Hofkapelle, Ignaz Beecke, standen Rosetti die Türen der Einflußreichen des Pariser Musiklebens offen. Rosetti konnte Kompositionsaufträge erwarten.
Seinem Herzen näher standen die Musiker, denen Ignaz Beecke ihn empfohlen hatte. Allen voran der Hornist Johann Palsa aus Böhmen, der befreundet war mit dem Hornisten Carl Türrschmidt, dem Sohn des Wallersteiner Hornisten Johann Türrschmidt, den Rosetti natürlich gut kannte.
Palsa, Türrschmidt, die beide in der Kapelle des Prinzen de Rohan-Guémenée spielten,
Weitere Kostenlose Bücher