Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
Gemeinheiten an den Kopf warfen.
»Und? Du hast kein Wort verloren über deinen letzten Unterricht bei Callboy Devin.«
»Schsch«, sagte ich. Maggie hatte nicht gerade eine Flüsterstimme. »Außerdem ist es kein
Unterricht
, Mags. Es ist … wir haben eine
Vereinbarung
getroffen.«
»War alles okay?«
»Na ja, es war in Ordnung.«
Sie hatte schon verstanden und drang nicht weiter in mich. Bisher hatte ich ihr ziemlich genau erzählt, was bei unseren ersten beiden Treffen abgelaufen war, aber über das letzte Mal hatte ich wirklich nichts gesagt. Sie sah mir einfach zu, wie ich Mieder und kurze Röcke rauszog und sie mir vor einem großen Spiegel an den Körper hielt.
»Die Sachen sind viel gewagter als früher«, sagte sie nur. »Und … was hast du bis jetzt gelernt?«
»Dass ich noch viel zu lernen habe.«
»Was bringst du ihm denn bei?«
»Wir sind gerade mit Elbows
Ich schließe die Augen
durch, und diese Woche kommt David Bartholomae dran.«
Maggie zog die Augenbrauen hoch. »Bartholomae? Mann, Andi, er will doch keine Doktorarbeit schreiben! Das Tempo ist aber rasant.«
Wieder versuchte ich ihre Lautstärke zu drosseln.
»Der Handel besteht darin«, sagte ich, »dass ich ihm etwas über Schreiben und Rhetorik beibringe und er mir … das beibringt, worin er sich auskennt.«
»Was schreibt er denn?«
»Einen biografischen Text«, antwortete ich. »Über seinen ersten Museumsbesuch als Kind. Er schreibt tatsächlich ziemlich gut. Er hat ein Händchen für Beschreibungen. Er braucht nur Übung und muss noch lernen, das Ganze ein bisschen zu würzen.«
»Wenn du es sagst«, meinte sie.
»Was soll denn das heißen?«, fragte ich zurück.
»Mir kommt es nur so vor, als würdest du eine große Chance vertun.«
»Eine Chance wozu?«
»Kein Ahnung. Tiefer zu gehen oder so. Mann, Andi, du lässt ihn
Bartholomae
lesen!«
»Aber das war der Deal«, erwiderte ich. »Ich bringe ihm das bei, was ich weiß. Und er mir das, was er weiß. Er scheint es richtig gut zu finden. Jedenfalls sagt er das.«
»Tja, dann ist es wohl in Ordnung. Du wirst ja wissen, was du tust.«
Maggie baute mein Selbstbewusstsein nicht gerade auf, und ich verbrachte den Rest des Tages damit, meinen Unterrichtsplan zu hinterfragen. Außerdem dachte ich mir unterschiedliche Versionen von Briefen, Anrufen und Gesprächen aus, in denen ich das Ganze absagen wollte, aber ich zog sie alle nicht durch.
Ich merkte, dass ich mich auf das Treffen mit Devin wie ein Kind auf einen Ausflug in einen Freizeitpark oder auf eineEinladung zu Freunden mit einem Pool an einem heißen Sommertag freute. Als wir uns am Dienstag zur üblichen Zeit trafen, war Devin wieder ganz professionell, und keiner von uns sprach das Ende unserer letzten Zusammenkunft an.
Dieses Mal drehten wir die Reihenfolge um. Wir begannen mit seinem Unterricht. Devin ließ mich zwei nackte Modelle zeichnen, ein weibliches und ein männliches, die er für die Stunde angeheuert hatte. Da ich seit der Highschool keinen Zeichenunterricht mehr genommen und nie mit Modellen gearbeitet hatte, die weniger als alte Sweat-Shirts, ausgeblichene Jeans und ausgeleierte Socken angehabt hatten, waren meine Skizzen mehr als steif. Mit Ausnahme der Genitalien, die ich mehr oder weniger ignorierte. Devin sah mir bei den ersten Zeichnungen über die Schulter (was mich noch mehr verunsicherte als die Anwesenheit der Modelle), dann riss er die Blätter aus dem Block und hieß mich von vorne anzufangen, allerdings sollte ich mich nur mit den vernachlässigten Gegenden beschäftigen. Den Modellen schien seine Anweisung überhaupt nichts auszumachen, selbst als er ihre Haltung und das Licht für diesen Zweck veränderte. Wie machten sie das, fragte ich mich. Sie standen dort in der Mitte des Raumes, in ihrer Haltung erstarrt, und sahen mir zu, wie ich mich ganz auf sie konzentrierte.
Bei der vierten Skizze begann ich, den Radiergummi und andere Zeichenutensilien einzusetzen, die Devin mir zurechtgelegt hatte, und ich sah nicht mehr ganz so beklommen zwischen meinem Block und den Modellen hin und her.
In der siebten Zeichnung nickte er zustimmend. »Besser«, sagte er, »du wirst lockerer.«
»Danke«, sagte ich.
»Was denkst du?«
»Worüber?«
»Über deine Arbeit.«
»Ich finde nicht, dass ich ihnen besonders schmeichele.«
»Hast du überhaupt schon einmal einen nackten Körper so genau angesehen?«
Ich erinnerte mich an meine Freundin Candace, die einmal ein
Playgirl
aus einer
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