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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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zu zwingen, nicht zu lächeln, wenn dir jemand ein Kompliment macht.«
    »Das mache ich doch gar nicht. Ich hab einfach nur – mache ich das oft?«
    »Du hast so ein schönes Lächeln, Andi, versteck es nicht.«
    Und gleich tat ich es wieder. Aber seinem elektrisierenden Lächeln hatte ich nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.
    Auf dem Weg nach Soho erzählte er mir jede Menge und noch mehr von der Ausstellung und dem Künstler.
    »Du kennst dich aber echt in der Szene aus«, meinte ich. Er zuckte die Achseln, als wollte er sagen:
Ist doch nichts Besonderes
. »Warum machst du da nicht mehr draus? Es ist noch nicht zu spät.« Und ich fügte schnell hinzu: »Wie alt bist du denn eigentlich? Wenn ich fragen darf?«
    Er zog eine Braue hoch. »Achtunddreißig. Aber ich hab ja schon einen Job. Außerdem ist im Kunstgeschäft viel mehr Druck, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Und man bekommt nur schwer einen Fuß in die Tür, es ist wie beim Musikmachen oder Schauspielern.«
    »Ich bin sicher, bei deinen Kontakten und so, wie du dich vernetzt, hättest du damit gar kein Problem.«
    »Aber ich bin gerne Callboy.«
    Aus irgendeinem Grund beunruhigte mich das. Ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit machte sich in mir breit.
    Die Galerie war klein und leer, deswegen brauchten wir nicht lange, um uns die Ausstellung anzusehen. Ich merkte, dass ich mich mehr mit der Tatsache beschäftigte, dass ich hier mit Devin war und wir unseren Vertrag brachen, als mit den Bildern selbst.
    Als wir alles gesehen hatten, fragte er mich: »Willst du was essen gehen?«
    Mein reflexives Lächeln-Verstecken gipfelte in einer Grimasse: Ich musste aussehen wie jemand, der gerade auf eine ungeschälte Zitrone gebissen hatte.
    »Okay.«
    Um die Ecke gab es ein Restaurant – so klein wie die Galerie, aber fast bis auf den letzten Platz besetzt.
    »Und was hältst du von der Ausstellung?«, fragte Devin mich, als wir saßen.
    Ich holte tief Luft, ich hatte Angst, etwas Dummes zu sagen. »Sie war gut.«
    Das hörte sich genau wie bei meinen Studenten bei ihrer ersten wechselseitigen Beurteilung an. Guter Essay. Gute Wortwahl. Guter Anfang.
    »Einfach nur gut?«, fragte er.
    »Ich meine, ich habe ganz offensichtlich nicht so ein Auge dafür wie du«, fügte ich hinzu.
    »Brauchst du auch nicht, um es zu genießen.«
    »Na ja, ich hab’s getan, ich meine, ich hab’s genossen. Wie hat sie dir gefallen?«
    »Ich würde sagen, es war vielversprechend. Die Siebdrucke fand ich ein bisschen zu matschig, aber sonst …« Er verstummte.
    »Was meinst du mit
matschig
?«, fragte ich ihn.
    »Siebdruckfarben sollten klar und leuchtend sein. Diese hier sahen einfach nur unordentlich aus. Die Farben waren …«, er suchte nach dem richtigen Wort. »… ich weiß nicht,
matschig
eben. Als hätte ein Kind all seine Fingerfarben zusammengemischt oder die Ostereier in jedes einzelne Farbbad getaucht.«
    Ich lachte; genau das hatte ich als Kind getan.
    Seine Augen blitzten: »Ich mag dein Lachen, Andi.«
    Bevor ich reagieren konnte, kam die Kellnerin und nahm unsere Bestellung auf. Ich entschied mich für Spaghetti mit Fleischbällchen, Devin für Pasta mit gebratenem Gemüse. Dazu für sich ein Glas Wein, das er nach der Traubensorte und dem Abfüller ausgesucht hatte. »Und ein Ginger Ale in einem Weinglas für die Professorin«, sagte er und zwinkerte mir zu. Die Kellnerin lächelte mich höflich an, bevor sie mirdie Speisekarte abnahm. Nachdem sie gegangen war, wandte Devin sich an mich: »Sorry, aber ich wollte dich nicht
Dame
nennen, und einfach
sie
, kam mir so unhöflich vor.«
    Ich nickte. »Wortwahl«, sagte ich. »Das macht viel aus.«
    »In der letzten Zeit ist mir das so richtig aufgefallen.«
    Sag was Geistreiches, sag was Geistreiches …
    »Und warst du in der letzten Zeit mal wieder auf Long Island?«
    Absolut nicht geistreich. Nicht mal annähernd.
    Devin schüttelte den Kopf. »Seit Wochen nicht mehr. Ich hatte eine Klientin in Manhasset, aber sie ruft mich nicht mehr an. Ich glaube, sie hat endlich jemanden kennengelernt und ist jetzt mit ihm zusammen. Sonst gibt’s da nur noch meine Familie, und ich bin eigentlich nicht so ein Familienmensch.«
    »Wissen die, womit du dein Geld verdienst?«
    Er nickte und hob die Augenbrauen. »O ja.«
    »Und sie missbilligen es«, stellte ich fest. Es war keine Frage.
    »Klar.« Die Kellnerin kam mit unseren Drinks, und er stürzte fast das halbe Glas auf einen Zug hinunter. Heikles Thema, wie

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