Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
auf sich beruhen lassen, aber er wartete offensichtlich auf die Fortsetzung. »Ich hatte noch nie einen mit einem Mann. Ich meine …«
»Du hast’s dir selbst gemacht?«
»Genau«, sagte ich peinlich berührt.
»Das gibt es ganz oft«, sagte Devin. »Und wie haben die Männer, mit denen du zusammen gewesen bist, darauf reagiert, wenn du keinen mit ihnen hattest?«
»Na ja, mein erster Freund hat es persönlich genommen, dass er mich nicht dazu bringen konnte, also hab ich ihn vorgetäuscht.«
»Du hast alle deine Orgasmen nur vorgetäuscht?«
»Genau – darin habe ich wirklich Erfahrung.«
»Wie hast du das gelernt?«
»Durch Filme.«
»Pornos oder normale?«
»Mann, willst du mich verarschen? Normale natürlich.«
Er lachte. »Hatte ich mir schon gedacht. Ich wollte dir nur ein bisschen blöd kommen. Und was für einen Orgasmus hast du mit dir selbst? Ich meine, wie machst du es dir?«
Ich wurde knallrot. »Ich kann das nicht.«
»Du kannst was nicht?«
»Ich kann’s dir nicht sagen.«
»Okay. Letzte Frage: klitoral oder vaginal?«
Mann, was für eine Scheiße! Ich hielt mir die Hände vors Gesicht und musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um die Frage zu beantworten. »Ersteres.« Schließlich stellte ich eine Gegenfrage: »Und was machst du?«
»Ich mache viele Sachen mit meinen Klientinnen, außer, du weißt schon …« Er benutzte nicht das Wort, sondern machte eine sprechende Geste mit der Faust. »… und keine ist hier je unbefriedigt weggegangen. Na ja, ein paar … Ich meine, sie wissen von Anfang an, was sie bei mir bekommen und was nicht, und wenn sie kommen und wiederkommen – vergib mir die Wortwahl –, dann offensichtlich doch nur, weil ihnen das genügt. Sie lieben es. Wirklich. Endlich mal müssen sie nicht so hart arbeiten, sie müssen sich kein Bein ausreißen, um einem Typen Vergnügen zu bereiten, nur damit er sich zur Seite rollt und einschläft, und sie sich ganz einsam fühlen. Ich hab’s dir schon gesagt: Es geht nicht um mich, es geht um sie.«
»Ist das bei allen Callboys, die für dich arbeiten, so?«
»Nein. Bei Christian war das üblich, aber er hat keine Klientinnen mehr. Er managt das Geschäft.«
»Warum? Ich meine, warum hat er aufgehört?«
»Er wollte eine ernsthafte Beziehung.«
»Und?«
»Frauen sind viel toleranter«, sagte Devin, »wenn sie herausfinden, dass man es nicht wirklich macht. James hat fast ganz aufgehört, er hat nur noch ein paar reguläre Klientinnen, und Simon macht es immer noch, obwohl ich ihm gesagt habe, dass er es lassen soll. Beide lassen es sich extra bezahlen und stecken das Geld in die Tasche – wenn sie eingebuchtet werden, können Christian und ich immer noch sagen, dass wir es nicht wussten. Wir können ihre Verträge vorweisen, darin ist festgehalten, dass sie es nicht machen.«
»Gut ausgedacht. Und du?«
»Was ist mit mir?«
»Du nicht?«
»Nee.«
»Noch nie?«
»Ich hab’s dir doch gesagt – meiner Erfahrung nach ist das nicht das, was die Klientinnen brauchen.«
»Es ist genau das, was
ich
brauche«, platzte ich frustriert heraus, überrascht, dass ich das wirklich laut gesagt hatte.
»O ja, du musst unbedingt mal wieder richtig durchgevögelt werden«, stimmte er mir zu. »Wann war denn dein letztes Mal?«
Wieder dachte ich nach. Wie konnte ich diese Frage wahrheitsgemäß beantworten? Ich dachte an das letzte Mal, als Andrew und ich zusammen gewesen waren, in einem Bed and Breakfast am Cape Cod, in der Nacht, in der er mir von Tanya erzählte. Eigentlich sollte es die Nacht werden, in der wir
es
endlich miteinander machen wollten. Blumen, Kerzen und Erwartungen ohne Ende. Wir waren seit vier Monaten verlobt …
Wir ziehen einander aus, und er lässt mich aufs Bett hinunter, im Hintergrund sanfte Musik einer elektrischen Gitarre. Er berührt mich überall dort, wo ich gerne berührt werde: oben an den Schenkelinnenseiten,in der Ellenbeuge, hinter den Ohrläppchen. Ich streiche ihm durch die langen Haare und spüre, wie ich zu beben beginne. Wir sind beide nackt. Aber in dem Augenblick, in dem er in mich eindringen will, setze ich mich auf und entschuldige mich wortreich. Er starrt mich kurz kalt an, dann ruft er:
»Okay, das war’s.«
»Bitte«, flehe ich. »Ich brauche einfach noch etwas Zeit. Ich kann es. Ich will es. Ich bin einfach noch nicht bereit dafür.« Ich schlüpfe in den Morgenmantel und bedecke mich schnell.
»Wann denn, Cutch? Wann wirst du bereit sein? Das geht
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