Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
normalerweise in Artikeln über Kunst verwendete, und eine Rede schreiben – und da fiel ihm eine Metapher analog zu Platos Kochkunst ein, was mich gebührend beeindruckte. Als unsere Schreibarbeit zu Ende war, verließ Devin das Zimmer, um das Badewasser einzulassen, während ich wieder einmal im Loft herumspazierte und seine Kunstsammlung bewunderte. Er hatte ein neues Bild gekauft – klein und quadratisch, Öl auf Leinwand, unterschiedliche rote Schichten, die oben von einem gelben Streifen durchbrochen wurden, der wie gerissenes Papier aussah. Sehr abstrakt.
»Fertig!«, rief er.
Ich betrat das Badezimmer. Um einen großen, randvoll mit Schaumblasen gefüllten Whirlpool hatte er Kerzen platziert, die nach Lavendel und Vanille rochen und den Raum in warmes Licht tauchten. Dicke, weiche Handtücher lagen wie im Spa auf der Ablage des Whirlpools und Jazzmusik erklang leise von den Wänden. Die Lautsprecher konnte ich nicht sehen. Ich holte tief Luft.
»Wow«, sagte ich kaum hörbar.
»Gefällt’s dir?«
Ich nickte. »Wie im Himmel.«
»Gut, dann nichts wie rein.«
Ich sah ihn zögernd an. »Soll ich mich ausziehen?«
»Es würde die Stimmung kaputt machen, wenn du in Klamotten reingehst, meinst du nicht?«
»Gibt es eine Alternative?«
»Hast du einen Badeanzug mitgebracht?«
Ich wurde rot. »Nein.«
»Dann gibt es keine Alternative«, erwiderte er. »Wenn du dir solche Sorgen gemacht hast, warum hast du keinen Badeanzug mitgebracht? Es ist ja nicht so, als hättest du nicht gewusst, was auf dich zukommt.«
»Du hast mir nichts davon gesagt.«
»Ja, denn ein Badeanzug läuft dem Zweck des Ganzen zuwider.«
»Mann, diese Wanne ist ja fast so groß wie ein kleiner Pool.«
Er lachte und sah mich geschmeichelt an, als hätte er sie selbst gebaut. »Also, gehst du jetzt rein oder wartest du noch auf eine gedruckte Einladung auf Büttenpapier?«
Ich sah den Whirlpool an. Die Schaumblasen sprudelten und blubberten leise vor sich hin. Ich dachte nach.
Warum nicht?
»Okay. Sieh nicht hin«, sagte ich. Er verließ den Raum. Ich zog mich nackt aus, legte meine Kleider übereinander neben die Wanne und stieg vorsichtig hinein, damit weder Schaum noch Wasser über den Wannenrand trat. Das Wasser war warm und weich wie Samt. Ich versammelte so viel Schaum wie möglich über mir, und dann lehnte ich mich mit geschlossenen Augen an das Frotteekissen.
»Okay«, rief ich. »Ich bin drin.«
Devin erschien mit zwei Champagnerflöten – Ginger Ale für mich und Champagner für ihn. (Er hatte jetzt immer Ginger Ale im Kühlschrank nur für mich.) Er sah mich erfreut an. Im Schatten der Kerzen wurde ich rot.
»Wie ist das Wasser?« Seine Stimme war so sanft wie die Atmosphäre des Raumes.
»Göttlich«, antwortete ich und öffnete mich mit jeder Sekunde mehr der Situation. Er kniete sich neben mich vor dem Rand der Wanne nieder und ich schloss wieder die Augen. Ich spürte eine fast magnetische Aura um ihn, die uns zusammenzog.
»Also, was willst du denn jetzt?«, fragte er mich. »Soll ich dir den Rücken einseifen, deine Haare waschen, dir die Füße massieren oder was?«
»Machst du das wirklich mit deinen Klientinnen?«
»Klar, wenn sie mich darum bitten.«
»Worum bitten Sie dich denn noch?«
»Ihnen andere Körperteile einzuseifen.«
Während ich mir ausmalte, welche Stellen das wohl sein könnten, öffnete ich die Augen und setzte mich etwas aufrechter hin, wobei ich mich wieder anspannte. Devin plätscherte mit einer Hand im Wasser.
»Ach, Andi«, sagte Devin, du warst gerade dabei, dich zu entspannen – ich konnte es deinem Gesicht ansehen. Jetzt bist du wieder verkrampft. Wie kommt das bloß?«
»Wir haben zu Hause nie über Körperteile gesprochen. Bei uns sprach man über Gitarrenteile, nicht über Körperteile.«
Er verdrehte die Augen, dann murmelte er: »Großer Gott, es ist ein Wunder, wie du empfangen werden konntest. Wo waren deine Eltern eigentlich zur Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils?«
Wo war meine Mutter gewesen?
, fragte ich mich. Ich dachte an unsere Unterhaltungen beim Abendbrot zurück, und es kam mir so vor, als hätten mein Vater und meine Brüder nicht nur meine Erinnerungen, sondern auch die Unterhaltungen dominiert. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass meine Mutter sich je eingemischt hätte, außer um zu fragen, wer noch etwas haben wollte, oder um den Tisch abzudecken. Und wenn ich es mir recht überlegte, konnte ich mich ebenfalls nicht daran
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