Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
Kann ich die Augen jetzt wieder aufmachen?«
»O ja, klar. Danke.«
»Bitte sehr.« Und damit stieg er schnell aus der Wanne und nahm sich ein Handtuch. »Und? Hat’s dir gefallen?«
»Ich finde, wir sollten das einmal die Woche machen.«
Er grinste. »Du hast es gut gemacht. Du hast dich entspannt und dich wohl mit mir gefühlt. Ich bin stolz auf dich.«
Ich glühte. Dann sah ich ihn verblüfft an.
»Warum bist du mit mir in die Wanne gestiegen? Hast du nicht gesagt, dass du das normalerweise nicht machst?«
»Die Situation war danach – du brauchtest einen männlichen Körper und die Gewissheit, dass daran nichts Sündiges ist.« Er wurde rot und sah mit einem nervösen Lächeln weg. Gut, dass ich nicht die Einzige war, die das Ganze aufregte.
»Du bist wirklich unheimlich gut«, sagte ich, eher freundschaftlich als flirtend.
Er antwortete nicht. Er brauchte es gar nicht. In dem Moment fühlten wir uns einfach verbunden.
Ich fragte mich allerdings, warum ich nie so einen Abend mit Andrew verbracht hatte. Um es genau zu sagen, hatte ich noch nie eine so intime Begegnung mit irgendjemandem gehabt. Es lag nicht daran, dass Andrew keine sexy oder romantischen Sachen mit mir machen wollte. Er führte mich zu Candle-Light-Dinners oder sang mir einen Folk Song vor,den er für mich geschrieben hatte, aber ich war seinen Annäherungsversuchen ausgewichen, und plötzlich konnte ich mir absolut nicht vorstellen, warum. Warum hatte ich ihm nie
vertraut?
Ich war schließlich mit ihm verlobt gewesen. Wie konnte ich einem Mann mehr vertrauen, den ich noch nicht einmal geküsste hatte, einen Mann, den ich kaum kannte?
Im dämmrigen Licht des Badezimmers warf Devin einen Blick auf seine Uhr, dann wickelte er mich enger ins Handtuch, wie in die Sicherheit eines Kokons.
»Ich glaube, wir sind durch mit dem Tag«, sagte er und sah mich ernst an.
Ich nickte albern. »Okay.« Ich starrte noch etwas vor mich hin, bevor ich fragte: »Wie spät ist es denn?«
»Kurz nach zehn.«
»Mmmmmmmmmm.«
Küss mich.
»Es wird spät.«
»Ja.«
KÜSS MICH!
»Willst du hierbleiben?«
»Okay.«
Bitte, bitte?
Er verließ das Badezimmer und kehrte gleich darauf mit einem schwarzen T-Shirt zurück. »Hier«, sagte er und warf es mir zu. Da ich quasi in einer Zwangsjacke steckte, fiel es lautlos auf den Boden. Dann sagte er: »Ich schlafe auf der Couch.«
Die Worte explodierten in meinem Kopf und brachten mich wieder zu Bewusstsein. Auf der
Couch?
»Bist du sicher?«, fragte ich und versuchte meine Enttäuschung und Verwirrung zu verbergen. Hatte er mich nicht gerade gefragt, ob wir die Nacht zusammen verbringen wollten? Waren wir wieder zwölf? Wollte er jetzt Popcorn machen, und wir würden die ganze Nacht wach bleiben und Duran-Duran-Videos gucken?
»Kein Problem.«
Ich trocknete mich still ab und streifte das T-Shirt über, während er sein Bett bezog. Dann kroch ich unter die Laken. Sie waren so überirdisch weich wie die Handtücher.
»Devin?«
»Ja?«
»Warum hast du mich gefragt, ob ich hier übernachten will?«
»Du warst im siebten Himmel. Kein Zustand, um zu dieser Zeit in den Zug zu steigen. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.«
»Oh.« Ich wusste nicht, ob ich mich über seine Aufmerksamkeit freuen oder über sein missverständliches Verhalten ärgern sollte.
»Gute Nacht, Andi. Schlaf gut.«
»Danke. Du auch.« Doch bevor er gegangen war, rief ich ihn noch einmal.
»Hey, Dev?«
»Ja?«
»Vielen für alles. Dafür, dass du deiner Klientin abgesagt hast, meine ich. Das muss dich ganz schön was gekostet haben.«
Er sah mich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck an. »Gute Nacht«, wiederholte er.
Er löschte das Licht, und ich atmete seinen Duft in den Laken ein, bis ich nicht mehr anders konnte, als mich dem Schlaf zu ergeben.
Kapitel zehn
Am nächsten Morgen wachte ich von der schrillen Sirene eines Feuerwehrwagens auf und hatte einen kurzen Gedächtnisverlust. Doch der Geruch der Laken brachte mich in die Gegenwart zurück. Ich setzte mich im Bett auf und sah mich um. Die Wände waren salbeigrün gestrichen und sahen bei Tageslicht ganz anders aus als im gedimmten Licht des Abends. Heller. Edel. Dem Bett gegenüber hing die Lithografie einer Landschaft und ich hatte ganz plötzlich das Bedürfnis, durch sie hindurch in die dargestellte Welt zu springen wie Julie Andrews und Dick Van Dyke und die anderen in
Mary Poppins
.
Im Gegensatz zu der Unruhe der Stadt war es in der Wohnung selbst
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