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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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hier duschen. Ich hab dir alles zurechtgelegt.«
    »Ja, hab ich gesehen. Danke, aber ich muss mich umziehen und meine Aktentasche holen.«
    »Du hast noch nicht einmal mehr Zeit, dich hinzusetzen und was zu essen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Enttäuscht sah er auf den Teller hinunter, den er für mich hingestellt hatte.
    »Wahrscheinlich hätte ich dich wecken sollen. Na ja, nimm wenigstens ein Bagel mit für unterwegs.«
    »Danke«, sagte ich und nahm einen normalen und die Hälfte der Servietten, die er vom Laden mitgebracht hatte.
    »Frischkäse? Butter?«
    »Ohne alles langt mir.«
    Er schob mir einen der Becher hin. »Vergiss deinen Chai nicht.«
    »Danke.«
    Wir standen auf gegenüberliegenden Seiten der Kücheninsel und sahen uns an, als spielten wir Fangen.
    »Tja«, begann ich, schon sicher, dass ich verlieren würde. »Noch mal vielen Dank für gestern Abend und dafür, dass ich hier schlafen durfte.«
    »Gerne.« Dann fiel ihm auf, dass sein T-Shirt aus meiner Handtasche hervorquoll.
    »Soll ich das T-Shirt hierlassen? Ich wollte es waschen und dir dann zurückgeben.«
    »Brauchst du nicht.«
    Enttäuscht zog ich es hervor und überlegte, wohin ich es legen konnte. Devin streckte die Hand aus. »Ich hab’s«, sagte er.
    Widerstrebend ließ ich es los.
    »Tja«, sagte ich. »Ich bin spät dran.«
    »Okay. Bis bald.«
    »Ja, bis bald.«
    Wir gingen auf die Tür zu, er öffnete sie und hielt sie mir auf. Gerade als ich durchgehen wollte, mit meinem Bagel und dem Chai, beugte er sich vor und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Die Geste überraschte mich dermaßen, dass ich fast einen Satz gemacht hätte, um ihr zu entgehen.
    »Bis bald«, sagte er noch mal.
    Ich rannte fast zur U-Bahn-Station.
    »Warte mal … was mache ich hier eigentlich?«, fragte ich mich laut. Ich hatte es geschafft, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich zu einer Sitzung musste, obwohl ich den ganzen Tag überhaupt nichts vorhatte.
    Auf dem Bahnsteig schlugen mir wilde Horden von Pendlern meinen Bagel aus der Hand. Er kullerte langsam auf die Gleise hinunter, wo ihn die Nagetiere fressen würden. Als der Zug in die Penn Station einfuhr, war ich sehr niedergeschlagen. Und bevor ich in die Bahn stieg, warf ich den Becher Chai Latte fort. Er war mindestens noch halb voll.

Kapitel elf
    »Ich kapier’s nicht«, sagte Maggie und warf die dritte Süßstofftablette in ihren Eiskaffee. »Warum bist du denn gegangen?«
    Maggie und ich saßen uns im
Empress Diner
in der Nähe des Wantagh Parkway gegenüber. Ich hatte sie angerufen, als der Zug aus der Penn Station gefahren war, und sie gefragt, ob sie sich mit mir zum Lunch treffen würde. Ich brauchte eine Freundin.
    »Ich weiß es nicht. Ich musste einfach da raus. Ich konnte es nicht mehr aushalten.«
    »Was konntest du nicht mehr aushalten?«
    »Die Enttäuschung«, antwortete ich. »Erst zieht er mich mit dieser supersexy Badewannen-Einladung an Land, dann fragt er mich, ob ich bei ihm bleiben will, schläft aber auf dem Sofa. Und als ich aufwache, ist er noch nicht mal da. Dann kommt er mit einer Tüte Bagels zurück – das ist doch kein Frühstück. Zur Hölle, das kann ich doch an jeder Straßenecke bekommen.«
    »Hast du denn einen Brunch erwartet?«, fragte Maggie. »Wirklich, Andi, du bist einfach zu streng mit ihm. Woher willst du denn wissen, dass er es dir nicht richtig schön angerichtet im Bett servieren wollte?«
    Das stimmte. Ich wusste es nicht.
    »Außerdem war das alles noch Teil des Unterrichts, oder?«, meinte sie. »Das war doch kein richtiges Rendezvous. Und er hätte dich nicht einladen müssen. Er hätte dich genauso gut allein auf deinem kleinen Endorphin-Hoch auf den Straßen herumlaufen lassen können. Wenn du mich fragst, hat er ganz schön auf dich Rücksicht genommen.«
    Das stimmte auch.
    »Und warum macht er dann nicht weiter?«, fragte ich. »Wenn er sich so viel Mühe gibt und so viel Zeit mit mir verbringt und sich um mich kümmert, warum geht er nicht bis zum Ende?«
    Ich fand, das war eine gute Frage. Aber er ging auch mit seinen Klientinnen nicht bis zum Ende. Warum nicht?
    »Warum machst du es dann nicht?«, fragte sie mich. »Du hast doch genauso viele Gelegenheiten gehabt, ihn zu küssen, oder?«
    Verdammt, schon wieder ein Punkt zu ihren Gunsten.
    »Ich kann es nicht«, sagte ich.
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß es nicht.« Das war die Wahrheit. Irgendetwas hinderte mich jedes Mal daran. Vielleicht die Angst, zurückgewiesen zu werden.

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