Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
Vom Netzwerk:
Bild und blieben wieder stumm davor stehen.
    Und in dem Moment fiel mir auf: Keiner von uns würde sich je trauen zuzugeben, dass wir die Regeln unserer Vereinbarung gebrochen hatten.
    In der nächsten Woche hatten wir beide so viel zu tun, dass wir unser letztes Treffen verschieben mussten. Die Englischabteilung hatte ihr Willkommenstreffen zur Orientierung der Fakultätsmitarbeiter (die ich in diesem Jahr eher mit links geplant hatte und leitete). Danach trafen wir uns in der
Heartland Brewery
auf einen Drink. Jayce, Maggie und Jonah Stockwell, unser neu ernannter Vorsitzender, lachten sich halb tot, alsich ihnen von dem Essay eines Studenten über einen armen Emigranten namens Robert erzählte (dessen Namen ich französisch aussprach), der zu Hause eine Dose Mais gegen den Tisch schmettern musste, um sie zu öffnen, weil sein Land so verarmt war, dass es dort keine Büchsenöffner zu kaufen gab. In Amerika angekommen, fiel er dankbar für den Überfluss nach einem Supermarktbesuch auf der
Insel der Kartoffelchips
(seine Worte) auf die Knie. Da sah ich aus dem Augenwinkel einen Mann in einem Helmut-Lang-Jackett und Gap-Jeans, begleitet von Della Manson, hereinkommen: einer dicklichen, aber dennoch irgendwie elfenhaften Frau mit gefärbten aschblonden Haaren mit grauem Ansatz, der mindestens schon drei Zentimeter herausgewachsen war. Eine Mittvierzigerin, die sich wie eine Mittzwanzigerin zu kleiden versuchte und dadurch wie eine Mittfünfzigerin aussah. Und was ich gar nicht mochte, war, dass sie die Erstsemester-Schreibkurse
Getto 101
nannte.
    Konsterniert hielt ich mitten im Satz inne und hielt mein Ginger-Ale-Glas so fest, dass es fast zerbrochen wäre. Maggie platzte nicht besonders taktvoll heraus: »O mein Gott, Andi, ist das nicht dein … dein Typ… da drüben mit Della?« Sie schaffte es gerade noch, Devin nicht vor Jonah einen Callboy zu nennen, der sich gerade noch zurückhalten konnte, mir einen abkanzelnden Blick zuzuwerfen.
    »Ich hab keine Ahnung, wen du meinst, Mags«, versuchte ich zu bluffen, um cool aus der Sache herauszukommen, und warf ihr einen Blick zu, der eine Wand durchbohrt hätte. »Ich habe doch gar keinen Typ.«
    Als ihr endlich dämmerte, dass sie vor Jonah etwas Falsches gesagt hatte, versuchte sie, das Ruder herumzureißen und mich zu retten. »Natürlich nicht. Ich dachte nur, es sei der Typ, den du in der letzten Woche getroffen hast. Weißt du, der Freund von deinem Bruder.«
    Doch so leicht ließ sich die Sache nicht wieder einrenken. Außerdem kannten alle Devin, den Callboy.
    »Na klar«, kicherte Jonah hinter vorgehaltener Hand und holte sich einen neuen Drink. Als er gegangen war, wandte mir Mags ihr Gesicht zu. Ihres war rot wie Merlot, meines blass wie Chardonnay.
    »Es tut mir ja soooo leid! Mein Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das vor Jayce und Jonah gesagt habe.«
    »Scheiße«, blaffte ich und kippte meinen Drink so schnell herunter, dass mir die Kohlensäure in den Nasenflügeln brannte.
    Della musste wohl von einem der fest angestellten Dozenten von Devin gehört haben, und ich stellte mir vor, dass dieser Auftritt eine Art selbst auferlegte Initiation war, der Wunsch, am Tisch der Erwachsenen zu sitzen. Ich starrte sie giftig an, ich war so wütend, wie das erste Mal, als ich Andrew und Tanya zusammen sah, wie sie in einer Apotheke anstanden, um Hustensaft zu kaufen und sich dabei ansteckende Küsse gaben. Als Tanya den Handschuh auszog, um das Medikament zu bezahlen, fiel ein Sonnenstrahl durch das Fenster hinter der Kassiererin direkt auf den Verlobungsring aus Platin. Wie ein Scheinwerfer, der nur für mich auf den Ring gerichtet worden war. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sie angefallen und zu Boden gerungen und ihnen die Köpfe mit dem Rasierschaum und dem Venus Rasierer von Gillette aus meinem Einkaufskorb geschoren. Aber im
Heartland
war ich nur wie versteinert und bebte innerlich.
    »Ausgerechnet sie«, murmelte ich. »Sie verbessert die Arbeiten ihrer Studenten immer noch mit rotem Stift und Korrekturzeichen. Bei ihr müssen sie den längst überholten Essay
Noch einmal zum See
lesen. Außerdem ist sie
nur Lehrbeauftragte
 – zur Hölle, ihr wird noch nicht mal die Krankenkasse gezahlt! Wie kann sie ihn sich da leisten?«
    »Vielleicht hat sie auch so eine Vereinbarung wie du?«
    »Ach ja? Und was will sie ihm beibringen – grammatikalische Unterordnung vielleicht?«
    »Vielleicht hat sie ihr Erspartes zusammengekratzt. Oder ihr Auto

Weitere Kostenlose Bücher