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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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über all das zu machen, was ich nicht wusste. Maggie und ich kauften uns sogar ein
Playgirl
und blätterten in dem Heft, auf dem Boden ihres Schlafzimmers sitzend wie zwei neugierige Teenager, und sahen uns in aller Ruhe das Poster von dem nackten Typen in der Heftmitte an. Ich kam zu dem Schluss, dass mich Devin im Versace-Anzug oder nur in seidenen Boxershorts mehr anturnte als diese gut ausgestatteten muskelbepackten Models. Aber mit Maggie zu kichern und so viel Spaß dabei zu haben, löste das Karma der pubertären Angst, die ich damals durch Candace erlitten hatte.
    Devin seinerseits las und schrieb über die Hausaufgaben hinaus für sich selbst. In der vergangenen Woche hatte ich
Sakrileg
von Dan Brown auf dem Couchtisch liegen sehen, das Marilyn-Monroe-Lesezeichen darin vermutete ich im neunten Kapitel (tatsächlich war es im zehnten), und zwei Ausgaben des
New Yorker
, die beide mit einigen Eselsohren an interessanten Artikeln gekennzeichnet waren. Die Eintragungen in seinem Tagebuch wurden länger und handelten seltener von seinenVerabredungen als von seinen Freizeitbeschäftigungen – und in der letzten Zeit hatte er mehr freie Zeit gehabt. Er ging wieder in Museen – was er auch in der Highschool- und Collegezeit getan hatte.
    Ich hatte abgenommen. Ich bemerkte es erst, als Maggie mich zu einem Treffen mit der Dekanin bei ihr zu Hause einlud und mein dunkelgrauer Nadelstreifenrock sehr locker auf den Hüften saß. Das musste wohl an all dem Tanzen, Laufen und Stretchen liegen, und dann hatte ich in der letzten Zeit auch weniger Süßigkeiten gegessen. Der Dekanin (eine Klientin von Devin) und meinen anderen Kolleginnen (ebenfalls Devins Klientinnen – und ich gab mir große Mühe, das Bild loszuwerden, wie er sie in der Badewanne wusch) fiel meine Gewichtsabnahme aber auf.
    »Machst du eine Low-Carb-Diät?«
    »Weight Watchers?«
    »Bist du im Fitnessstudio?«
    »Neue Klamotten? Neue Frisur?«
    Aber der wahre Schuldige kam ans Tageslicht, als Jayce Devin und mich eines sonnigen Nachmittags ins Brooklyn Museum of Art gehen sah.
    »Lässt du dich flachlegen, Andi?«
    »Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß«, antwortete ich.
    Die Uni in Brooklyn bereitete sich auf das Herbstsemester vor, und meine Abteilung summte vor Aktivität – von zusätzlichen Kursen in der letzten Minute zu Streichungen im Lehrplan oder der Verlegung von Stunden, dem Planen der Orientierungswoche, dem Festlegen der Lektüre bis Semesterbeginn und so weiter. Gerüchte, dass ich die neueste Klientin des Callboys sei, hatten sich schneller verbreitet, als die Luft durch die Klimaanlage zirkulierte. Ich war nicht sicher, glaubte aber, dass Jayce den Flurfunk losgetreten hatte. Nur Maggie kannte die Einzelheiten unserer Vereinbarung, und ich vertraute ihr;andere waren da allerdings nicht ganz so verlässlich. Als mich die Lehrbuchvertreterin Allison rundheraus fragte, ob ich Devins Dienstleistungen in Anspruch nähme, leugnete ich es.
    »Komm schon, du brauchst doch nicht zu lügen. Weißt du denn nicht, wie viele von uns das machen?« Irgendwie hatte ich den Eindruck, Allison wollte herausfinden, was ich nun genau mit ihm machte, um sich mit mir zu vergleichen. Ich glaubte, dass sie es bereute, mir seine Karte so bereitwillig gegeben zu haben. Vielleicht wollte sie ihn ganz für sich allein. Gott weiß, dass ich das wollte.
    »Es geht dich überhaupt nichts an«, antwortete ich mit brennendem Gesicht.
    Die Häufigkeit der Telefonate zwischen Devin und mir hatte sich inzwischen von einmal über dreimal die Woche auf fast jeden Tag gesteigert und dauerte jeweils zwischen einer halben und einer Stunde. Außerdem verbrachten wir neben unseren regulären Treffen immer mehr Zeit miteinander. Manchmal kam er auf die Insel, und dann fuhren wir raus ans East End, besuchten die Weingüter und nahmen Fähren von Greenport nach Shelter Island oder nach Sag Harbor. Wir entdeckten kleine Secondhand-Buchläden und konnten locker eine Stunde lang die Regale absuchen. Bei Yankee- und Mets-Spielen brüllten wir den Spielern und Schiris von der Tribüne aus irgendwas zu. (Er war ein Fan von den Mets, ich von den Yankees.) Und wir lachten über dieselben Stellen bei den
Simpsons
.
    Ich genoss seine Gesellschaft. Uns gingen nie die Gesprächsthemen aus, auch wenn wir uns selten wirklich verletzliche intime Dinge erzählten, abgesehen von unseren Sitzungen. Unser Umgang war platonisch, ungezwungen und leicht, trotz der romantischen und sexuellen

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