Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
verkauft.«
Trotz des Versuchs, mich zum Lachen zu bringen und ihren Schnitzer von vorhin auszubügeln, goss Maggie nur Öl ins Feuer.
»Sie sieht noch nicht einmal gut aus«, sagte ich, woraufhin ich sofort Devins Stimme hörte:
Alle Frauen sind schön, Andi.
Verficktes Rabenaas.
Was mich noch mehr demütigte, war, dass Devin klar zu erkennen gab, dass er mich kannte, als er mich sah. Er bot Della an, ihr einen Drink zu besorgen, und ging an die Bar, wo auch ich stand. Jetzt war es zu spät, so zu tun, als würde ich ihn nicht sehen oder einfach zu verschwinden. Dies war einer der seltenen Momente, in denen ich mir wünschte, zu trinken – ich hätte mir gleich einen ganzen Kasten Vodka Limo reingezogen.
»Hey, Andi.«
Ich sah ihn genauso an, wie ich Maggie vorhin angesehen hatte, als sie ins Fettnäpfchen getreten war.
»Hey.«
»Was geht denn so?«
»Und bei dir?«
»Ich arbeite. Was machst du?«
»Ich entspanne mich, nach einer supergeilen Orientierungsveranstaltung.«
»Also ist alles gut gegangen? Klasse. Ich weiß, wie schwer du dich mit der Planung getan hast. Hey, hast du morgen frei? Der neue Film von Woody Allen läuft an, und wir könnten ihn zusammen ansehen.« Jayce sah zu, dass sie ja kein einziges Wort verpasste, während Della ihn mit der gleichen eifersüchtigen Wut anblitzte, die auch ich verspürte. Ich sah mich um, um zu sehen, wer zu uns herübersah, und kam ihm etwas näher.
»Mach, dass du wegkommst, und wehe, du sprichst heute Abend noch einmal mit mir.«
»Was hast du denn bloß?«
»Ich bin mit meinen
Kolleginnen
hier!«
»Von denen die Hälfte meine Klientinnen sind, wie du wahrscheinlich sowieso schon weißt.«
»Ich bin jedenfalls keine deiner Klientinnen. Und ich hab keine Lust, nur weil ich mit dir hier stehe, dafür gehalten zu werden. Geh zu deiner Klientin – die übrigens so viel über Rhetorik und Schreibtheorie weiß wie ein Rhesusaffe – und sag ihr, wie schön sie ist, denn ich glaube, sie ist dringend darauf angewiesen.«
Seine sienafarbenen Augen durchbohrten mich. Aber diesmal war sein Blick weder verführerisch noch tröstend, sondern beunruhigend, als wolle er mich warnen.
»Ich ruf dich morgen an.«
Bevor ich antworten konnte, hatte er bereits am anderen Ende der Bar zwei Drinks bestellt. Ich hielt mich immer noch an meinem Glas fest und kaute auf den schmelzenden Eiswürfeln herum. Ich zitterte am ganzen Körper, als wäre mir kalt. Jayce kam zu mir herüber und legte mir den Arm um die Schulter.
»Na, wie lange geht das mit euch beiden denn schon so?«, fragte sie mich obenhin.
»Mit uns beiden geht gar nichts, Jayce.«
»Ach, komm schon. Ich weiß doch, dass du dich mit ihm triffst!«
»Wir sind nur Freunde, okay?«
»Freunde?«, brachte sie mühsam hervor, als wäre die Vorstellung vollkommen absurd: Wer freundete sich schon mit einem Callboy an?
»Jayce, wenn du das herumtratschst, so hilf mir Gott, ich werde einen Weg finden, wie dein Leben eine Scheißwendung nimmt.«
Fast konnte ich meinen Bruder Tony in seiner Lederjacke sehen, wie er mir mit erhobenem Daumen seine Zustimmung signalisierte, als ob ich mich gegen den Rabauken wehrte, der mir immer mein Milchgeld abknöpfte. Aber sie war kein Rabauke – sie war meine Freundin, und sie sah verletzt aus.
»Aber Andi, das ist doch nichts, wofür man sich schämen müsste. Ehrlich gesagt, finde ich es ziemlich cool, dass du …«
»Ich muss jetzt gehen …«
Ich zerrte meine Handtasche vom Barhocker und fegte an dem kleinen Grüppchen der Fakultätsmitglieder meiner Uni vorbei, die alle schon ziemlich einen im Tee hatten. Und an Devin und Della. Letztere hatte sich gerade eine Zigarette angesteckt und sah sehr zufrieden bei dem Gedanken aus, was sie von ihm bekommen würde, sowie sie ihn hier rausgeschleust hätte.
Und da wusste ich, wie sich Allison und Wanda und all die anderen (sogar Della) fühlten, wenn sie Devin mit einer anderen Frau sahen. Die Zeit stand still. Der Traum war vorbei. Klar, sie konnten sich wissende Blicke zuwerfen. Sie konnten sich auch den Anschein geben, als machte es ihnen nichts aus – ich war sicher, sie hatten gelernt, den anderen etwas vorzumachen und cool zu tun –, aber innerlich konnten sie der Wahrheit nicht entkommen. In ihrem Innersten sehnten sie sich nach ihm und wollten ihn ganz für sich allein haben. Er schaffte es, dass wir uns besonders fühlten, und dann sahen wir, dass wir so besonders nun auch wieder nicht waren. Und diese
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