Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
bin, weil Rachel Ward promiskuitiv ist. Meine Mutter verteidigt meine Naivität und meine Eltern streiten sich. Ich gehe ganz niedergeschlagen aus dem Zimmer, immer noch mit dem Mathebuch unter dem Arm, ohne Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen zu haben. In meinem Zimmer schüttele ich mich, weil ich mich schäme – »sich hinzugeben« hat mir richtig gefallen.
Tränen liefen mir die Wangen hinunter und hinterließen Spuren auf meinem Make-up und auf dem neuen Kissenbezug. »Devin, hör auf …«
Er hörte auf und sah mich an.
»Ich kann nicht«, rief ich. »Ich kann es einfach nicht. O Gott.«
»Warum nicht?«
»Ich hab es noch nie getan.«
Er setzte sich ziemlich verwirrt auf.
»Was?«, fragte er dann eher geschockt als aus der Fassung gebracht.
»Ich meine, ich hab schon Sachen mit Typen gemacht. Du weißt schon, ich hab‘s ihnen mit der Hand gemacht und so.« Ich fand mich total blöd, als ich sagte,
Ich hab‘s ihnen mit der Hand gemacht.
»Aber ich bin noch nie den ganzen Weg gegangen.«
»Willst du mir sagen, dass du Jungfrau bist?«
»Vor langer Zeit habe ich einmal beschlossen, dass ich warten wollte, bis ich verheiratet war – irgendwie erschien mir das romantisch. Ich war zwanzig, als ich mein erstes Date hatte – mein Vater war gestorben, meine Brüder meinten es zu gut mit meinem Schutz, und dann ging mein Gewicht dauernd hoch und runter, ich hatte vorher kaum eine Chance. Der erste Typ, mit dem ich zusammen war, erklärte mir, dass ich eine Enttäuschung sei. Er sagte, dass er es schon besser getroffen habe. Ich sei ein katholisches Schulmädchen, denn ich wüsste überhaupt nichts und außerdem wolle ich warten.«
»Was für ein Arschloch«, antwortete Devin. »Es tut mir so leid, dass du ihm geglaubt hast.«
»Danach habe ich beschlossen, nicht mehr zu warten. Ich wollte dazulernen, aber es war alles so peinlich und ich hatte zu viel Angst, irgendjemand könnte herausfinden, dass ich keine Ahnung hatte, was ich da tat.«
»Also hast du nie Geschlechtsverkehr mit den Typen gehabt, mit denen du ausgegangen bist?«
»Ich wollte es ja, oft sogar, vor allem mit Andrew«, antwortete ich. »Gott, ich habe Andrew mehr als alle anderen geliebt. Aber immer wenn ich es versucht habe, hat mich irgendetwas zurückgehalten, und ich konnte es einfach nicht durchziehen. Und deswegen haben meine Beziehungen nie länger als ein paar Monate gehalten. Außer die mit Andrew. Nachdem wir uns kennenlernten, habe ich erst wieder gedacht und ihm das auch gesagt, dass ich warten wolle, bis wir verheiratet sind, und er hat sich darauf eingelassen. Er hat mich sehr geliebt, und ich war mir sicher, dass er der Richtige war. Aber wir wurden beide unruhig. Ich dachte, dass ich mich mit der Zeit wohler fühlen würde. Dass meine Unerfahrenheit und Unsicherheit sich mit der Zeit in nichts auflösen würden. Aber das ist nie geschehen, und je mehr Zeit verging, desto mehr Angst hatte ich, die Sache nicht durchziehen zu können. Immer wenn ich es versuchte, gefror ich zu Eis. Schließlich erklärte Andrew mir, dass ich ihm nicht mehr gefiel. Dass das, was ich nicht wusste, zwischen uns stand. Ich versuchte, es ihm recht zu machen, ich habe es wirklich versucht. Aber ich wusste einfach nicht wie. Ich meine, woher sollte ich es denn wissen?«
Schließlich unterbrach Devin meinen Wortschwall. »Es ist okay.« Und dann sagte er noch mal: »Andi, es ist okay«, und rieb mir die Schulter und den Arm.
»Nein, es ist nicht okay!«, protestierte ich. »Ich bin vierunddreißig Jahre alt!«
»Na und? Was soll daran falsch sein?«
»Alles!«
»Wer sagt das? Andrew? Und wer ist er denn schon – Professor Wunderhengst vielleicht?«
»Alle Typen«, sagte ich, »mit denen ich irgendwann zusammen war, haben mich verlassen, weil ich sie entweder abgeturnt habe oder weil sie unbefriedigt waren. Selbst wenn ich versucht habe, es vorzutäuschen, oder ihnen erklärt habe, dass ich noch nicht so weit war.«
»Und wie viele Typen waren das?«
Ich hielt inne und zählte kurz nach.
»Mit oder ohne Andrew? Fünf. Aber mit einem von ihnen war ich nur zwei Wochen zusammen …«
»Haben sie dir wirklich gesagt, dass sie sich aus dem Grund von dir trennen wollten?«
»Nein, nicht alle.«
»Dann kannst du das auch nicht behaupten. Falsche Logik. Polarisierung.«
»Devin …«, begann ich noch einmal.
»Andi!« Er hielt mein Kinn mit beiden Händen. Dann sprach er sanft und zärtlich auf mich ein. »Andrea.« Er sah mir in
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