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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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die Augen, und plötzlich hatte ich den Eindruck, als sehe ich einen ganz anderen Menschen. Und doch war dieser Mensch warm und liebevoll, und ich fühlte mich geborgen. Ich ließ all die unterdrückten Erinnerungen heraus, eine nach der anderen. Er hörte mir geduldig und mitfühlend zu und streichelte mir die Wange. Schließlich stoppte er mich.
    »Hör mir zu: An dir ist nichts falsch. Hörst du mich? Sieh mich an:
An dir ist nichts falsch.
Du glaubst, die Tatsache, dass du noch nie Geschlechtsverkehr hattest, ist das Problem? Aber das war nie das Problem – in all den Jahren war weder deine Gehemmtheit noch deine Unerfahrenheit das Problem. Sondern dein Schamgefühl. Und dabei gibt es gar nichts, wofür dudich schämen müsstest. Um Himmels willen, deine Familie hat sich an dir schuldig gemacht, weil sie deine Sexualität unterdrückt hat. Egal, wie du dich entschieden hast, du konntest nicht gewinnen. Wenn du zeigen wolltest, wer du bist, wenn du dich jemandem, den du liebtest, hingegeben hättest, hättest du das Gefühl gehabt, deine Würde zu verlieren. Aber dennoch hat man dir die Botschaft mitgegeben, dass du es nicht wert wärest, dass man auf dich wartet. Dazu all die vielen Male, in denen deine Brüder gesagt haben, Finger weg … Mann, Andi. Wenn sich irgendjemand schämen sollte, dann
sie.
Sollen sie sich doch ins Knie ficken – was haben die bloß mit dir gemacht! Das war so falsch. Sie haben dich in die Irre geführt.«
    Seine Worte sickerten durch meine Haut und zirkulierten in meinem Blut wie ein Antibiotikum, sie wuschen sämtliche prüde Ausflüchte weg. Wieder nahm er mein Gesicht zwischen seine Hände und sah mich mit feuchten Augen an.
    »Mein Gott, Andi. Du bist so schön. Alles an dir. Du bist eine lebendige, leidenschaftliche Frau mit einer überbordenden Kreativität, voller Weisheit und Humor. Du bist verführerisch und aufreizend. Es ist eine Freude, deinen Körper zu erkunden, ein Freudentaumel der Sinne. Du riechst und schmeckst gut, du siehst gut aus, du fühlst dich gut an und du hörst dich gut an. Und vor allem anderen bist du ein sexuelles Wesen. Warst du schon immer. Du brauchst keinen Sex, um sexuell zu sein. Brauchtest du noch nie.«
    Niemand, noch nicht einmal Andrew, hatte je so etwas zu mir gesagt. Und zum ersten Mal glaubte ich jedes Wort. Devin hielt mich im Arm, als ich weinte, rieb mir den Rücken und strich sanft über meine Haare. Als ich ruhiger wurde, trocknete er mir die Tränen, wobei er darauf achtete, das Make-up nicht zu verschmieren. Erst küsste er mich auf die Stirn, dann auf die Wangen. Aber dieses Mal schien er sich nicht damit zufriedengeben zu wollen, und er küsste mich sanft auf die Lippen. Under wollte nicht aufhören. Ich küsste ihn und lehnte mich zurück und zog ihn auf mich.
    Er hörte einen Moment auf und sah mich an. »Du küsst so gut«, sagte er sanft. Und dann flüsterte er mir ins Ohr: »Andrew war ein Idiot, dass er dich hat gehen lassen.«
    »Jetzt bin ich bereit«, sagte ich. In meiner Stimme schwang so viel mir unvertraute Bejahung. Devin blies die letzten beiden Kerzen aus, nahm den Vibrator in die Hand und stellte ihn wieder an.
    In dieser Nacht wurde ich etwas los, das sich an mir mit parasitischem Appetit gemästet hatte. Es kehrte nie wieder zurück, es wurde mit dem Tränenfluss aus mir herausgewaschen. Zurück blieb eine große Gelassenheit.
    Ich werde immer noch rot, wenn ich daran denke, was er mit dem Vibrator machen konnte und wie sich das angefühlt hat. Immer wenn ich
Schwanensee
höre, bin ich wie ein pawlowscher Hund auf das Geräusch eines sanften Brummens konditioniert, und muss mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzen.

Kapitel sechzehn

OKTOBER
    Ich hatte mich in Devin verliebt.
Ach, nee!
    Wahrscheinlich begann es an dem Sommertag, an dem wir halb nackt in seiner Wohnung tanzten. Oder vielleicht sogar schon früher, ich weiß es nicht. Ich brauchte eine ganze Weile, bevor ich es mir eingestand. Aber meine Augen leuchteten auf, wenn er den Raum betrat, und mein Herz machte einen Satz, wenn er nur mit dem Finger meinen Arm entlangstrich. Die unerwartete Freundschaft mit ihm machte alles nur noch komplizierter. In unserer Vereinbarung war ausdrücklich festgehalten, dass wir uns nicht so nahekommen durften, dass wir romantische Gefühle füreinander entwickeln würden, aber unsere platonische Freundschaft hatte diese Regel gebrochen, und keiner von uns machte den anderen dafür verantwortlich.
    Das Herbstsemester

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