Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
ihn aus dem Museumsshop des MOMA mit einem Ledereinband und einer Reproduktion von Matisse auf dem Umschlag und dazu einen passenden Füller. »Ich musste an dich denken, als ich es gesehen habe«, sagte ich, weil ich plötzlich Bedenken hatte, ob es nicht so etwas Ähnliches wie ein Kätzchenkalender wäre. Aber offensichtlich rührte ihn das Geschenk.
»Es gefällt mir unheimlich gut«, sagte er. »Vielen Dank.« Dann küsste er mich auf die Wange.
Er schenkte mir eine elegante Mahagonistatue einer üppigen Frau in einer sinnlichen Pose. Sie lag in einer Schachtel, die mit einem goldenen Siegel verschlossen war, und auf der der Name einer der vielen Galerien stand, die wir zusammen besucht hatten. »Es ist ein Unikat«, sagte er. »Als ich sie gesehen habe, musste ich an dich denken.«
Ich holte tief Luft und brachte kaum die Worte
vielen Dank
heraus. Mein Herz war schwer wie ein Stein. Ich hatte mich vor einer Weile damit abgefunden, dass wir nie mehr als Freunde sein würden, und die Idee aufgegeben, ihm zu beichten, was ich für ihn empfand. Was sollte dabei herauskommen? Wenn es ihm anders gegangen wäre, hätte er es mir schon gesagt, und unsere Treffen würden im Bett enden und nicht damit, dass einer von uns einen Zug nahm. Außerdem konnte ich mir gut vorstellen, dass er wusste, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Ich konnte es nicht verbergen, sosehr ich es auch versuchte.
Aber es machte meine Enttäuschung nicht besser, vor allem nicht, als ich die zarte Statue in den Händen hielt.
Nach einer langen Umarmung trennten wir uns.
Ich musste zehn Straßen weit laufen, bevor es mir endlich gelang, ein Taxi anzuhalten.
Am nächsten Morgen ging ich zu den Vorstellungsgesprächen, und am Nachmittag, nach einem Lunch mit Jayce (bei dem wir beide vor Nervosität nur ein paar Löffel Suppe zu uns nehmen konnten), hielt ich mein Referat. Die Vorstellungsgespräche und das Referat liefen gut, obwohl mir eine Seite meines Vortrags vom Rednerpult fiel und wie ein Blatt von einem Baum über den Boden schwebte. Also improvisierte ich, ließ das Blatt dort liegen und machte stolperfrei weiter im Text.
Während der Konferenz gab es viele Cocktailpartys von Lehrbuchverlagen, und ich war sicher, dass Devin auf einervon ihnen als Begleitung von Allison oder einer anderen auftauchen würde. Ich hätte mich auf so vielen wie möglich blicken lassen sollen, um Kontakte zu knüpfen und über unser demnächst erscheinendes Buch zu sprechen, aber ich hielt mich fern, sogar als Maggie mich von einer Party aus anrief, um mir zu erklären, dass sie gerade Devin getroffen habe, der nach mir zu suchen schien. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, ihn mit anderen Frauen zu sehen – vor allem nicht mit Frauen, die ich kannte – und mir vorstellen zu müssen, wie er mit den Fingern über ihre Oberschenkel strich, sie mit Erdbeeren und Champagner fütterte oder sie zu schwindelerregenden Höhen der Ekstase brachte. Wie er sie
küsste
. Mir war nicht entgangen, dass er nach meinem Kurzschluss in der
Heartland Brewery
vor ein paar Monaten so gut wie gar nicht mehr mit mir über seine Arbeit sprach.
Am letzten Tag der Konferenz, als Maggie und ich uns das Programm ansahen, klappte mir der Mund auf. Ein Workshop um elf Uhr hieß: »Unvernetzt: Märchen und Schreibkurse. Mit Andrew und Tanya Clark«. Braut und Bräutigam. Ich gab Maggie einen Rippenstoß und machte sie darauf aufmerksam.
»Der Märchenprinz ist wieder da, und diesmal singt er im Duett.«
»Da solltest du hingehen!«, sagte Maggie.
Ich sah sie ungläubig an.
»Nein, wirklich! Du siehst so gut aus! Er wird sehen, dass du ihm nicht mehr nachtrauerst.«
Mehrere kurze Fantasien spulten sich in meinem Kopf ab: Ich tauchte in einem tief ausgeschnittenen roten Kleid mit Stilettos auf, setzte mich mitten in den Raum und nippte an meinem Jolly Rancher mit Melonengeschmack, was ihn unheimlich ablenkte. Oder ich stellte mich hinten in den Raum, schwenkte ein Feuerzeug und unterbrach ihn dauernd. Oder ich schlich mich vorher in den Raum und manipulierte diePowerPoint-Ausrüstung. Oder ich stellte ihm eine Frage, über die er einfach stolpern musste:
Vereinnahmen Sie die Studenten nicht mit einem Genre, das viel zu enge Grenzen zieht und eher auf einen traditionellen Lehrplan gehört?
Eine unsinnige Frage, mit der er nichts anzufangen wüsste.
Ich entschied mich für einen anderen Workshop.
Er nannte sich »Heimwärts: Rückkehr zu den Expressionisten des 21.
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